22 Schüler mit Hauptschulabschluss machen sich fit für einen Ausbildungsplatz - das “Projekt 9-Plus“ von Aurubis geht erfolgreich ins dritte Jahr.

Veddel. Sie haben "viel gelernt in diesem Jahr", sagen sie. Sie haben gelernt "im Team zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen". Sie haben gelernt das Bier, Bier ist und Schnaps, Schnaps - "dass wir zur Arbeit gehen müssen und pünktlich erscheinen, auch wenn wir müde sind". Und sie haben gelernt, "gute Leistung zu zeigen im Betrieb und in der Schule".

Alexander-Philipp Caitan (18) aus Wandsbek, Synthia Quevedo Cartes (17) aus Veddel und Niklas Steffens (19) aus Harburg haben es geschafft: Die drei Schüler stehen an diesem Tag vor der Alten Schlosserei der Aurubis AG, der einstigen Norddeutschen Affinerie auf der Peute, und blicken zufrieden auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. Ein Jahr lang haben sie am "Projekt 9-Plus" mit gemacht: Sie haben sich drei Tage in der Woche beim größten Kupferproduzenten Europas qualifiziert. Und an den übrigen zwei Werktagen mussten sie zurück auf die Schulbank, um Deutsch, Englisch und Mathe zu pauken.

Das "Projekt 9-Plus" macht junge Menschen fit für die Ausbildung. Es sind junge Menschen, die sonst vielleicht keinen Ausbildungsplatz bekommen hätten. Es sind viele junge Menschen dabei, deren Eltern im Ausland geboren wurden; Soziologen sprechen gerne von einem "Migrationshintergrund". An diesem Tag gibt es bei Aurubis - hier lernten zwölf Schüler die Praxis kennen - viel zu feiern. Die insgesamt 22 Schüler - die zehn anderen lernten andere Berufe in anderen Betrieben kennen - präsentieren ihre Arbeiten, es gibt O-Saft und Brötchen und hoher Besuch von nördlich der Elbe kommt vorbei: die Zweite Bürgermeisterin und Senatorin der Behörde für Schule und Berufsbildung, Christa Goetsch (56, Bündnis 90/Die Grünen). Sie hebt "den nachhaltigen Erfolg von Schule und Wirtschaft" hervor: "9-Plus ist erfolgreich gewachsen und hat sich als Leuchtturm-Projekt etabliert." Im ersten Jahr sind zwölf Praktikanten mit dem Zertifikat der Handelskammer ausgezeichnet worden - Aurubis hat fast alle in ein Ausbildungsverhältnis übernommen. Im zweiten Jahr wurden weitere Betriebe wie Elektro Mittendorf in das Projekt eingebunden und eine zweite Klasse an der Schule Slomanstieg (Veddel) eingerichtet. Die Zahl der Praktikanten hat sich damit nahezu verdoppelt, ebenso die Zahl der Schüler, die nun in eine betriebliche Ausbildung übernommen werden.

Auch für 2010 sind bereits die Weichen für 24 junge Menschen auf "9-Plus" gestellt. "Ich freue mich, dass Schule, Unternehmen und Behörde auch in schwierigen Zeiten so erfolgreich für die Zukunft unserer Jugend zusammen arbeiten", sagt Christa Goetsch vor rund 100 Gästen.

"Das Erleben des Berufsalltages ist ein wichtiger Bestandteil der Heranführung an die Ausbildungsreife während der Schulzeit", sagt Aurubis-Vorstandschef Dr. Bernd Drouven. "Dies kann die Schule alleine nicht bewerkstelligen. Die Schüler profitieren frühzeitig von der Arbeit in den Betrieben und von den erfahrenen Ausbildern. So können sie sich besser auf das Berufsleben vorbereiten. Und letztlich hat die Wirtschaft einen Nutzen davon, über diese Kooperationen motivierte junge Menschen für ihre Unternehmen zu bekommen." Die Leiterin der Schule Slomanstieg, Hiltrud Kneuer, betont, dass die Teilnehmer in dem einen Jahr nicht nur schulisch große Schritte nach vorn machen: "Es ist beachtlich, wie positiv sich die sozialen Kompetenzen und das Selbstbewusstsein entwickeln. Damit wird den Jugendlichen für die berufliche und private Entwicklung sehr viel mitgegeben."

Nicht alle "9-Plus"-Absolventen erhalten indes einen Ausbildungsplatz. Eda Bademci (18) aus Veddel war ein halbes Jahr bei Aurubis und wechselte dann in den multikulturellen Einkaufsmarkt "Lindenbazar" in St. Georg. "Leider habe ich viel zu spät gesagt, dass Feilen nicht meine Sache ist", sagt die Hauptschülerin. "Ich arbeite lieber mit Menschen zusammen."