Der Wirtschaftsverein will Harburgs Zukunft aktiv mitgestalten. Eine Broschüre gibt die Entwicklungsrichtung bis 2050 vor.

Harburg. Diese Broschüre soll nicht - wie so vieles Papier - in Schränken und Schubladen in Vergessenheit geraten. Der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden hatte das 84 Seiten starke "Impulspapier" mit dem Titel "Harburg - Vision 2020/50" bereits kürzlich dem Hamburger Senator für Wirtschaft und Arbeit, Axel Gedaschko, vorgestellt.

Am Mittwoch waren nun gut 160 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik der Einladung des Wirtschaftsvereins gefolgt, um sich im Restaurant Leuchtturm an der Außenmühle über die Inhalte der Broschüre informieren zu lassen. Heinz Lüers und Udo Stein, Projektleiter des Wirtschaftsvereins, und Julian Petrin, wissenschaftlicher Mitarbeiter der HafenCity Universität (HCU) sehen Handlungsbedarf, um Harburg aufsteigen und nicht untergehen zu lassen. So sei das Ziel für 2050, dass Harburg als "Stadt in der Metropole" mit eigenem Gesicht wahrgenommen werde.

Petrin: "Es gilt bisherige Stärken zu stärken". Harburg werde als Industriestandort weiter bestehen. Aber der Trend müsse von Produktion in Richtung Entwicklung gehen. Wechsel der Arbeitskleidung: "Vom Blaumann zum Reinraumkittel". Mehr mittelständische Unternehmen mit Verwaltungs-Hauptsitz Harburg seien für krisenfeste Beschäftigung am Standort ideal (Schwäbisches Modell) heißt es in der Broschüre. Technologiestandorte sollten westlich der A 7 entstehen und im Osten im Bereich des Bahngeländes. Die Befürchtung von Unternehmern, dass Betriebe in die Tech-Gates Ost und West zwangsweise verlagert werden, sieht Petrin nicht: "Wer sich verändern will, zieht um."

Die Broschüre sieht außer Industrie auch die Entwicklungspfade "Forschung verankern", "einmalige Wohnlagen entwickeln" und "der Stadt ein neues Gesicht geben" vor.

Die Weiterentwicklung der Technischen Universität sieht bis 2020 ein öffentliches Wissensforum in der Harburger Innenstadt vor, ein Kongresszentrum für die Süderelberegion auf dem Gelände des Hafen Campus und auf dem Schwarzenberg ein Gebäude "Campusquartier" mit 500 Wohneinheiten für Studierende. Auch bietet sich Heimfeld-Nord als Wohnquartier und Lebensraum für Studenten an. Weitere Wohnlagen werden bis 2050 in Harburgs Innenstadt (Umnutzung von Büros) und im Binnenhafen gesehen, außerdem Wohnsiedlungen für Intellektuelle mit nachhaltigem Lebensstil (Eco Bohéme) im grünen Harburger Westen und ein Parkquartier mit 300 Jedermann-Villen an der Außenmühle.

Bis 2050 sollte Harburg seine Verkehrsprobleme gelöst haben. Außer der S-Bahn fährt auch eine U-Bahn, die jetzige Eisenbahnlinie kreuzt bei Moorburg/Kattwyk die Süderelbe. Die geplante Hafenquerspange durch den Wilhelmsburger Süden könnte auch die Bundesstraße 73 überflüssig machen und Platz für einen Boulevard schaffen. So könnte sich Harburgs Innenstadt nahtlos über den Binnenhafen an die Elbe entwickeln. Wohnen wäre auf der Schlossinsel oder auch in einer Seehafenstadt denkbar.

Jörg Heinrich Penner (GAL), Harburgs Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, meldete sich zu Wort: "Ich beglückwünsche sie zu dem Papier. Es ist richtig, dass sie die Verwaltung und Politik als Akteure nicht beteiligt haben, so konnten sie ohne Denkverbote ihre Visionen entwickeln." Und Rolf Buhs (CDU), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses, hob hervor, dass viele der aufgegriffenen Themen, wie Verlegung der Bahn und der B73, bereits von er Harburger Politik und Verwaltung behandelt werden. Dr. Kurt Duwe (FDP): "Es ist wichtig, dass in Hamburg das Potenzial Harburgs erkannt wird." Petrin: "Wir sagen auch Harburg ist Hamburgs schlaue, kleine Schwester."

Nun will der Wirtschaftsverein, unterstützt von einer Agentur und Sponsoren, das Thema lebendig halten.