Familie Kolm hat schon Gift auf ihrem Grundstück ausgelegt. Die Verwaltung kann bisher keine Rattenplage im Stadtgebiet feststellen.

Buchholz. Gemütliche Grillabende, die gibt es seit zwei Wochen nicht mehr bei Familie Kolm. Seit dieser Zeit nämlich kommt bei den Buchholzern regelmäßig zwischen 20 und 21 Uhr ein ungebetener Gast zu Besuch und vermiest ihnen die Sommerabende im Garten. Eine Ratte taucht plötzlich aus dem Blumenbeet auf, läuft über die Terrasse und verschwindet dann im Gebüsch. "Ich finde das eigentlich nur ekelig", sagt Laura Kolm.

Zunächst dachte sie, es wäre nur ein einmaliger Besuch. "Ratten habe ich hier noch nie gesehen." Mittlerweile weiß sie, dass es nicht so ist. Auch in der Nachbarschaft seien in letzter Zeit immer wieder Ratten gesehen worden, berichten die Nachbarn. Seitdem achtet Laura Kolm darauf, dass die Terrassentür immer geschlossen bleibt. Und Laura Kolm hat sich in einem Fachgeschäft beraten lassen, was zu tun ist, um die Schädlinge los zu werden. Jetzt hat sie Rattengift ausgelegt, das andere Tiere nicht schädigt. Das Gift war am nächsten Tag alles weg.

Die Mutter von zwei Kindern sorgt sich um ihren Nachwuchs. Sie hat Angst, dass die Kinder, wenn sie im Garten spielen, von einer Ratte gebissen werden. Fabiano (9) zeigt, wo die Ratten aus ihrem Versteck heraus kamen, als er auf dem Rasen Fußball spielte. Unter dem Feuerholzstapel seien sie hervor gekrochen, erzählt der Junge. Er habe keine Angst vor den Nagern. Seine Schwester Lorena (11) ist da anderer Meinung. "Ratten sind keine schönen Haustiere."

Auf Anfrage bei der Stadt, ob es eine Rattenplage in Buchholz gebe, sagt Pressesprecher Heinrich Helms: "Wir sind nicht frei von Ratten, aber es gibt keine Rattenplage in Buchholz." Die Kanalisation, ein bei Ratten beliebter Aufenthaltsort, werde regelmäßig vom Bauhof auf Rattenbefall kontrolliert. Aktuell wurde an 17 Stellen Rattenbefall entdeckt. Dort werden von städtischer Seite Köder ausgelegt.

Niedersachsen ist das einzige Bundesland, das eine Rattenverordnung hat. Dort heißt es: "Die Gemeinden haben Entrattungen durchzuführen, wenn ein Rattenbestand festgestellt wird, der geeignet ist, die Gesundheit der Bevölkerung zu gefährden und der nicht durch Bekämpfungsmaßnahmen auf einzelnen Grundstücken behoben werden kann."

Und zur Bekämpfung der Ratten auf dem eigenen Grundstück ist der Eigentümer verpflichtet. Bis zum Jahr 2002 wurde die Rattenbekämpfung im als freiwillige Aufgabe zentral durch den Landkreis übernommen. Alle Meldungen von Privatpersonen und Gemeinden wurden kostenlos bearbeitet. Die Stellen der beiden Mitarbeiter, die für die Rattenbekämpfung zuständig waren, wurden 2002 mit Verweis auf die Rattenverordnung, gestrichen, erläutert Uwe Stoef, Verwaltungsleiter des Veterinäramtes des Landkreis Harburg. Eingesparte Personal- und Sachkosten: rund 90 000 Euro pro Jahr. Momentan läuft eine Anfrage an die Gemeinden, ob der Landkreis Harburg wieder eine zentrale Rattenbekämpfung aufbauen solle, so Stoef. Die Kosten dafür müssten allerdings die Gemeinden tragen. Der Landkreis wäre jedenfalls bereit, "die Dinge in die Hand zu nehmen".