Studenten protestieren auf dem Campus in Zelten gegen Sechs-Tage-Pläne der Technischen Universität.

Harburg

Der moderne Streik-Student kommt mit einem Zelt auf den Campus, baut Bierbänke und -tische auf, kauft frische Brötchen in der Lüneburger Straße und beschmiert sie mit Tomatenpaste und Marillenmarmelade von "Alnatura". Dazu gibt es Kaffee aus der Thermoskanne, wer will, nimmt Bio-H-Vollmilch dazu.

Rund 20 Studenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) haben am Montag ab 6.30 Uhr ihre Zelte auf einem Rasenstück vor dem Campus-Teich aufgebaut und beim bundesweiten "Bildungsstreik" mitgemacht. "Wir zelten auf dem Campusgelände für eine andere Bildung und gegen Sonnabendvorlesungen", sagte André Katzenberger (23), Student der Energie- und Umwelttechnik im vierten Semester. André hatte den Brötchenbelag bei "Alnatura" an der Hoheluftchaussee eingekauft und war samt einem australischen Blasinstrument namens Didgeridoo in Eißendorf aufgeschlagen. "Das TUHH-Präsidium plant ab dem kommenden Wintersemester Vorlesungen am Sonnabend", sagte der junge Mann aus Wiesbaden, Hessen. "Sonnabends Uni? Dann können wir ja auch gleich hier bleiben!"

Studenten mit Kindern, Pendler und Studenten, die arbeiten müssen, um ihr Studium zu finanzieren, würden besonders große Probleme mit dem Uni-Sonnabend bekommen. "Mittlerweile", sagt André, "sind auf dem Campus zu wenig Räumlichkeiten für den regulären Vorlesungsbetrieb vorhanden, so dass das Präsidium nun plant, Veranstaltungen auf den Sonnabend zu verlegen."

Das schmeckt André und den anderen Studenten, die erst am Mittwochmorgen ihre Zelte abbauen werden, überhaupt nicht. "Der studentische Lebensalltag ist auf der Grundlage einer fünftägigen Arbeitswoche und eines zweitägigen Wochenendes organisiert. Von der Studienfinanzierung über ehrenamtliches Engagement, soziale Kontakte bis zur Arbeitsbelastung ist alles darauf eingerichtet und eingespielt."

Ja, diese Studenten sagen ganz klar: Wir haben auch ein Recht auf eine Zeit außerhalb des Campus. Schon jetzt dauern manche Vorlesungen und Übungen bis 20 Uhr. Am Mittwoch werden rund 200 Studenten vor der Mensa demonstrieren, nach Harburg-Rathaus marschieren und dann mit der S-Bahn zum Dammtor fahren, um mit Kommilitonen aus ganz Hamburg gegen die aktuelle Bildungspolitik zu demonstrieren. "Der Staat", sagt André, "schnürt Milliarden-Rettungspakete für Banken und hat für die Bildung nur wenig übrig. Bildung sollte allen Menschen kostenlos zugängig sein."