Die Kisten sind gepackt. Mit Tarnabdeckungen und Rot-Kreuz-Zeichen standen sie am Freitag noch im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand zum Transport bereit.

Wilhelmsburg

In den Kisten lagern Operationskittel, -handschuhe, Kunststoffnetze, Nahtmaterial, Narkosemittel und Nadeln für die Spinalanästhesie. Die Kisten gehen am heute am Sonnabend mit dem Flugzeug von Hamburg über Frankfurt und Lagos nach Accra im westafrikanischen Küstenstaat Ghana. Von dort kommen sie mit dem Bus in die 200 Kilometer entfernte Hafenstadt Takoradi.

Mit an Bord der Maschine: zwei Chirurgen, eine Allgemeinmedizinerin, zwei Anästhesisten, zwei Anästhesieschwestern und zwei OP-Pfleger. Diese neun Menschen fliegen für eine sehr gute Sache nach Ghana: Das Team unter Leitung des Wilhelmsburger Chirurgen Dr. Wolfgang Reinpold (47) wird in Afrika 70 Menschen mit Bauchwand- und Leistenbrüchen operieren. "In Ghana sind Bauchwand- und Leistenbrüche vor allem in ländlichen Gegenden ein großes Problem", sagt Dr. Reinpold. Nach Angaben der Europäischen Hernien-Gesellschaft ist die medizinische Versorgung derart unzureichend, dass weniger als ein Fünftel der notwendigen Operationen durchgeführt werden können. "Eine Operation kostet in Ghana etwa 1000 US-Dollar - eine Summe, die die meisten Ghanaer unerschwinglich ist." Die Folge: Zahllose dauerhafte Missbildungen und bei schwerwiegenden Einklemmungen der inneren Organe auch der Tod.

Die einwöchige Mission kostet 50 000 Euro. Die Ärzte und Pfleger zahlen ihre Unterkunft vor Ort selbst und haben für den Einsatz in Westafrika Urlaub genommen. Und warum sind die Medizinkisten nicht schon vor dem Helfer-Team nach Ghana geflogen worden? "Wir wollen verhindern", sagt Dr. Reinpold, "dass die lebensrettenden Güter nicht in einer Lagerhalle verschwinden."