Bis 2010 soll auf dem Gelände des Vereins Blau-Weiß eine integrative Sportanlage entstehen.

Buchholz

Das Projekt für Behinderte, das jetzt auf dem Gelände des Sportvereines Blau-Weiss geplant wird, ist in Deutschland einmalig. Vereinsvorsitzender Arno Reglitzky (73) hat mit seinem Team und der Unterstützung von Stadt, Landkreis und Landtag eine integrative Spiel- und Freizeitanlage initiiert und Planung sowie Finanzierung aufgestellt. Im August soll der erster Spatenstich sein. Im Frühjahr 2010 wollen Barbara Erdrich (48), Leiterin des Rollstuhlsports, und viele Sportler auf der 6000 Quadratmeter großen Integrativen Spiel- und Freizeitanlage die Eröffnung feiern.

"Das Ziel ist es, mit dieser Anlage vor allem behinderten Kindern die Möglichkeit zu kreativem Spiel in der für sie sonst verschlossenen Welt zu verschaffen und damit das Selbstvertrauen und die Persönlichkeitsbildung zu fördern", sagt Reglitzky. Und Barbara Erdrich fügt an: "Die herkömmlichen Spielplätze lassen das Spielen für Kinder, die im Rollstuhl sitzen, oft nicht zu."

Architekt Uve Schwencke (57) hat die Pläne für die Anlage entworfen. Ein 360 Meter langer Rundkurs lässt Wettrennen für Rollstuhlfahrer zu, bei denen sie ihre Kräfte stärken und messen können. Und sie verbessern ihre Motorik. Spiel und Spaß erleben sie auf der Rutsche, dem Karussell, der Wippe mit und ohne Hilfe von Partnern. Im Sand- und Wasserbereich kann rumgematscht und modelliert werden. Im Abschnitt "Burgruine" spielen sie Versteck. "Meine Kinder spielen gern Versteck und lassen dabei ihrer Fantasie freien Lauf", sagt Rollstuhlfahrerin Barbara Erdrich.

Diese Anlage, vom CDU-Landtagsabgeordneten und Mitglied des Harburger Kreistags Heiner Schönecke (63) "Leuchtturm-Projekt für Niedersachsen" genannt, erfordert eine Investition von rund 360 000 Euro. Schönecke auf Landes- und Erster Kreisrat Rainer Rempe (46) auf Kreisebene sowie Reglitzky auf der Seite der Wohltätigkeitsorganisationen balancierten bei der Finanzierung zwischen den Sektoren Sport und Soziales, um Fördertöpfe anzuzapfen. Der Blau-Weiss-Vorsitzende lässt über seinen Geschäftsführer Lars Wüpper (36) die rund 4300 Vereinsmitglieder zusammen rufen, um die Satzung zu ändern. So kann sich die Organisation "Aktion Mensch" einen Zuschuss von 30 000 Euro erlauben, von der Spethmann-Stiftung gibt es 20 000 Euro, Kreditinstitute spenden 23 500 Euro, der Landkreis will 30 000 Euro bewilligen, das Innenministerium sagt 150 000 Euro zu, und Wilfried Geiger (56), Bürgermeister der "Familienstadt" Buchholz, verspricht 65 000 Euro aus dem nächsten Haushalt, da das Projekt die Förderrichtlinien erfüllt. Die Deckungslücke hofft Reglitzky über Sponsoren und Eigenleistungen schließen zu können.

Die neue Anlage sollen dann alle Menschen mit Behinderung aus dem Landkreis Harburg nutzen dürfen, ohne dass sie dafür dem Sportverein Blau-Weiss beitreten müssen. Schon jetzt nutzen die Schüler der Förderschule "Am Boerns Soll" das moderne Sportzentrum von Blau-Weiss, um Basketball zu spielen oder zu kegeln. Schönecke weist auf seine Schützlinge in der Wennerstorfer Behinderten-Wohnanlage hin, die ebenfalls auf die Fertigstellung der Sport- und Freizeitanlage warteten. Schönecke: "Wir wollen, dass Behinderte am Leben teil haben - in der Familie, im Beruf und auch im Sport und Spiel."