Vokabelnpauken leicht gemacht. Christiane Stenger zeigt, wie man sich ganz einfach Eselsbrücken baut.

Harburg

Matheformeln und Lateinvokabeln lernen, indem man sich eine Geschichte ausdenkt? Klingt komisch, ist aber möglich. Mehr als 400 Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums (FEG) in Heimfeld bewiesen zwei Unterrichtsstunden lang, dass das ohne Probleme klappt. Aber eben nur, wenn man weißwie.

Aber dafür war ja die 22 Jahre alte Christiane Stenger zu Besuch, die mehrfache Gedächtnisweltmeisterin bei den Junioren. In einem etwa einstündigen Workshop erklärte sie, wie man mit ein wenig Fantasie innerhalb von wenigen Minuten eine Zahlenreihe oder zwanzig Begriffe auswendig lernen kann. "Ihr müsst euch einfach eine Geschichte mit den verschiedenen Begriffen ausdenken, dann klappt das Merken wie von selbst", so die Politikstudentin. Mithilfe einer Geschichte, in der ein Esel am Rhein spazieren geht, wurden spielend leicht die deutschen Bundesländer auswendig gelernt. Ein Karussell fahrender Bär half beim Auswendiglernen einer schwierigen Mathematikformel. "Man kann eigentlich alles anhand von Bildern auswendig lernen", sagte Christiane Stenger. "Man muss nur die Logik mit der Fantasie verbinden."

Eine Stunde lang wurde gemeinsam gegrübelt, auswendig gelernt und sich über die kleinen Erfolgserlebnisse gefreut. Zwanzig Begriffe auswendig zu lernen, war für keines der Kinder ein Problem. Mit viel Charme und Witz gewann die 22 Jahre alte Moderatorin die volle Aufmerksamkeit ihrer jungen Zuschauer. "Ich hatte wirklich Bedenken, ob unsere Schüler die ganze Zeit über aktiv dabei sein würden und sich konzentrieren könnten", sagte Heike-Zander-Hagemann, Lehrerin am Friedrich-Ebert-Gymnasium nach der Veranstaltung. "Aber die Schüler klebten förmlich an Christianes Lippen."

Und dazu hatten sie auch guten Grund, denn die junge Frau absolvierte mit 16 Jahren ihr Abitur, ist bereits Buchautorin und konnte mehrfach die Junioren-Gedächtnisweltmeisterschaft gewinnen. "Mann, das ist echt stark, schon so früh einen Schulabschluss zu haben", sagte der elf Jahre alte Jendrik Tempel. "Und dazu hat sie mehrere Klassen übersprungen. Echt beeindruckend." Zudem waren er und seine Freunde begeistert von dem, was sie in der einen Stunde lernten. "Bald schreiben wir eine Lateinklausur und da werde ich diese Tricks anwenden", sagte Moritz Borger (12). "Wäre doch gelacht, wenn wir da nicht eine gute Note schreiben würden." Auch das Auswendiglernen einer schweren Matheformel war für die Sechstklässler kein Problem. "Wir machen zwar noch gar nicht so schwierige Sachen, aber das kommt bestimmt noch", sagte Jan-Philipp Harms.

Klaus Kolb, der Gründer des Gedächtnissports in Deutschland, motivierte die Schüler nach der Veranstaltung, weiter ihr Gehirn zu trainieren. "Jeder kann das", so Kolb, der als erster Deutscher an den World Memory Championships teilgenommen hatte. "Es gibt zwar Naturtalente, aber eigentlich ist es nur eine Frage des Trainings."

Und zu trainieren, das haben sich nach der Veranstaltung viele der Schüler fest vorgenommen.