Ab dem kommenden Jahr wird eine “Elbinsel Nadel“ als Anerkennung für besondere Leistungen vergeben.

Wilhelmsburg

Hamburgs Stadtentwicklungsabsichten mit den Titeln "Sprung über die Elbe" oder neuerdings - seit die GAL dabei ist - "Wachsen mit Weitblick" stießen beim Jahresempfang des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel im Rathaus an der Mengestraße auf Kritik. Wünsche und Vorstellungen der Elbinsel-Bewohner fänden keine Berücksichtigung, bemängelte Gastredner Dr. Joachim Bischoff, Mitglied der Bürgerschaftsfraktion Die Linke in seiner Ansprache vor etwa 250 Gästen.

Die Leuchtturm-Philosophie der Hamburger HafenCity mit Bauwerken wie der Elbphilharmonie solle seiner Einschätzung nach auch auf die Elbinsel übertragen werden. Es sollen Großprojekte entstehen, die vielleicht Architekten der Welt erfreuen, wohl aber nicht die Bevölkerung. Die sorge sich zunehmend, dass Aufwertungen im Stadtteil die Mieten in unbezahlbare Höhen treiben.

Bischoff: "Hier passt vieles nicht zusammen. In Hauptwindrichtung des Kohlekraftwerks Moorburg kann es keine Wohnqualität geben und Klimahäuser sollen neben einer Autobahn stehen". Die Protestaktionen des Vereins "Zukunft Elbinsel" gegen die Autobahnpläne des Senats, insbesondere gegen den Trassenverlauf der geplanten südlichen Hafenquerspange, hob er lobend hervor.

Thorsten Schulz, Regionalbeauftragter des Bezirksamts Hamburg-Mitte für Wilhelmsburg-Veddel, kündigte den Ausbau eines "Sozialen Dienstleistungszentrums" im Rathaus an. Ähnliches ist, wie berichtet, auch am Rathaus Harburg geplant, soll dort aber erst 2015 umgesetzt werden. Außerdem bewilligte das Bezirksamt den Kauf noch fehlender Möbel für den historisch wieder hergerichteten großen Sitzungssaal. Und Bezirksamtsleiter Markus Schreiber hatte die Aufgabe, die Wilhelmsburgerin Else Graefe (91) für ihr Engagement um Mitbürger und Stadtteil zu ehren. Er steckte ihr die goldene "Wilhelmsburg Nadel" ans Revers.

Ein wahrlich historischer Moment. Denn eine Nadel mit dieser Bezeichnung ist zum letzten Mal verliehen worden. Ab kommendem Jahr soll eine "Elbinsel-Nadel" (es gibt noch keinen Entwurf) für besondere Leistungen vergeben werden.

Else Graefe engagiert sich schon seit Jahrzehnten, hat mit Unterstützung der Abendblatt-Aktion "von Mensch zu Mensch" regelmäßige Treffen gegen Einsamkeit im Café Kranzler im CCH organisiert, war im Februar 2008 um Mitternacht dabei, als Wilhelmsburg von Harburg in die Zuständigkeit des Bezirks Mitte wechselte und Markus Schreiber das Stadtteilschild am Straßenrand montierte, setzte sich dafür ein, dass am ehemaligen Ortsamt jetzt wieder der Schriftzug Rathaus prangt. Und kürzlich wurde sie mit dem Protestschild "Autobahn nicht mit uns - Dialog jetzt" gesehen.

"Ich bin völlig überrascht, hier geehrt zu werden", sagte Else Graefe zu Bezirksamtsleiter Schreiber.