Wir alle wissen, was Lächeln bewirken kann. Der Dichter und Philosoph Christian Morgenstern hat es einst so ausgedrückt: “Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte, durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann.“ Schön gesagt, nicht wahr?

Ein echtes Lächeln kann viel bewirken. Aber, wie jede Gefühlsregung, kann es nicht immer auf unserem Gesicht strahlen. Jene, die lächeln müssen, wie Kellner, Stewardessen oder Verkäufer, könnten durch ihr Keep smiling" sogar krank werden, psychisch und körperlich. Das hat eine Studie ergeben. Außerdem führte vor einiger Zeit ein Emotionsforscher folgenden Test durch: Im Callcenter, wo Mitarbeiter am Telefon lächeln, damit ihre Stimmen freundlich klingen, ließ er die Mitarbeiter von Kunden beschimpfen. Einige durften zurückschimpfen, andere mussten freundlich bleiben. Diejenigen, die zurückpöbelten, bekamen nur kurz Herzklopfen. Die Freundlichen hatten noch einige Zeit nach den Telefonaten Herzrasen.

Bei allem Respekt vor wissenschaftlichen Tests, könnte ich mir eine dritte Reaktion vorstellen. Man könnte sich auch mit einem Lächeln wehren. Nennen wir es ruhig, ein böses Lächeln, mit dem man im leisen, freundlichen Ton eiskalt Wortgewalt ausübt. Grobe Beschimpfungen mit einschmeichelnder "lächelnder" Stimme höflich artikuliert, das kann doppelt bedrohlich wirken. Für "Berufslächler" ist das vielleicht eine Vorbeugung gegen Erkrankungen. Sozusagen als Notwehr. Oft bewundere ich die Selbstbeherrschung dieser Leute.