Stall und Bett für Ross und Reiter - die Vereinigung der Freizeitreiter hat den Gasthof ausgezeichnet.

Wesel

Wie im Wild-West-Film: Am Gasthaus "Heidelust" in Wesel binden Besucher ihr Pferd an und kehren leger in Stiefeln und Reiterhosen ein. Wasser und Heu für das Ross stehen bereit - gratis. Für diesen Service darf Gastwirt Herbert Foth (52) sein Haus jetzt "Pferdefreundliche Gaststätte" nennen. Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer (VDF) hat das "Heidelust" im Landkreis Harburg als erste Gaststätte in Niedersachsen mit diesem Gütesiegel ausgezeichnet.

Herbert Foth bietet Reittouristen einen stabilen Anbindebalken, Wasser und Heu vom Bauern nebenan. Zum Gasthaus zählt auch ein Stall mit sieben Boxen. Der Übernachtungsplatz für Pferde inklusive Heu und Stroh kostet 8,50 Euro. Reiter können unmittelbar am Stall speisen - so haben sie ihre Tiere immer im Blick. Die Wasserstelle ist bequem zu Fuß erreichbar, Schaufel und Schubkarre für den Pferdemist stehen parat. Das alles sind Prüfkriterien, die für eine "Pferdefreundliche Gaststätte" Voraussetzung sind.

Seinen Pferdeservice bietet das "Heidelust" schon seit Mitte der 70er-Jahre an. Damals zog der Reitertourismus in der Lüneburger Heide richtig an. Herbert Foth erinnert sich an seine Kindheit in den 60er-Jahren, als Kutschen vor dem Gasthaus hielten. Zum "Heidelust" gehörte eine alte Scheune, die Kutschern Platz zum Ausspannen der Pferde bot. Der Hof sei damals auch Start für Hubertusjagden gewesen.

Pferdefreundlichkeit gehört also zur Tradition des Familienbetriebs von 1889 - warum kommt die Auszeichnung gerade jetzt? Ohne sich erkennen zu geben, ritt die VFD-Beauftragte für Wanderreiten in Niedersachsen, Christine Garbers, das "Heidelust" vor einigen Jahren an. "Sie fragte nach einem Eimer mit Hafer, den ich ihr schnell über einen befreundeten Landwirt organisiert habe", sagt Herbert Foth. So wurde Christine Garbers auf das Gasthaus aufmerksam.

Seit neuestem darf der "Heidelust"-Wirt mit dem Schild "Pferdefreundliche Gaststätte" werben. "Das ist super, das spricht sich rum", freut sich Herbert Foth über das zusätzliche Marketing. Vorbeiziehende Reiter können sofort erkennen, dass ihre Tiere in dem Gasthaus versorgt werden. Jedes ausgezeichnete Gasthaus nimmt die VFD in ihr Verzeichnis für Rast- und Übernachtungsstationen mit beinahe 800 Eintragungen auf. Wanderereiter würden beim Planen ihrer Touren häufig auf dieses Verzeichnis zurückgreifen. Die VFD hat 60 000 Mitglieder. Trotz aller Pferdeliebe: "Wir sind kein klassischer Pferdehof", sagt Herbert Foth. Der 120 Jahre alte Familienbetrieb (26 Zimmer mit 50 Betten) sei ein Ausflugslokal mit mehreren wirtschaftlichen Standbeinen. Radtouristen spielen eine wichtige Rolle. Das Gasthaus liegt am Wümme- und am Seeve-Radweg. In der Hauptsaison von Mai bis Oktober wirbt Herbert Foth mit Aktionstagen. Das Maibaumaufstellen gehört dazu. Oder es heißt: "Heute Scholle satt." Familie Foth ist also nicht nur zu Pferden und ihren Reitern freundlich. Aber für die Vierbeiner stehen immer Hafer und Heu auf der Speisekarte.