“Ich bin ein Unikum“, sagt sie von sich selbst. Martha Vogelsang spricht dabei von ihrer beruflichen Position.

Buchholz - Von allen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Harburg ist Martha Vogelsang die einzige, die eine Vollzeitstelle gehabt hat. Seit 1993 hat sie bei der Stadt Buchholz in diesem Job gewirkt. Jetzt verabschiedete sich die 65 Jahre alte Soziologin, die vor dem Studium den Beruf der Steuerinspektorin ausübte, in den Ruhestand. Das konnte die kleine zerbrechlich wirkende Frau auch ruhigen Gewissens tun; denn dieses energiegeladene Persönchen kurbelte sehr viele Dinge erfolgreich an und half damit anderen Frauen und Familien.

"Viele Projekte sind inzwischen zum 'Selbstläufer', zu eigenständigen Einrichtungen geworden", sagt die Buchholzerin, die Mutter zweier Kinder ist. Ihrer Nachfolgerin, Diplompädagogin Dörthe Heien (34), ist deshalb auch nur eine halbe Stelle für die Position de Frauenbeauftragten zuerkannt worden.

Das, was Martha Vogelsang immer anstrebte, Familie und Beruf zu vereinbaren, hat die Gleichstellungsbeauftragte auch in ihrer Arbeit verfolgt. "Zwei Frauen standen auf dem Flur des Rathauses und sprachen darüber, ihren Beruf aufgeben zu müssen, da ihre Kinder eingeschult werden sollten", erinnert sich Martha Vogelsang. Mit Udo Nix, dem damaligen Leiter der Waldschule, mit der Awo, dem Diakon von St. Paulus und dem Arbeitsamt gelang es der Gleichstellungsbeauftragten, eine ehrenamtliche vor- und nachschulische Betreuung zu organisieren. Inzwischen wird diese von der Stadt gefördert.

"Allein ist man gar nichts", ist ihr Wahlspruch und holte deswegen immer wieder kompetente Helfer ins Boot. Stolz ist Martha Vogelsang darauf, mit der Unterstützung von Polizeidirektor Uwe Lehne den Verein "Gewalt überwinden" aus der Taufe gehoben zu haben. Daraus ist das "Netzwerk gegen häusliche Gewalt" entstanden.

Ganz besonders am Herzen lag und liegt Martha Vogelsang der "Internationale Frauentreff", der seit mehr als zehn Jahren besteht. Deutsche und ausländische Frauen kommen regelmäßig zusammen und lernen voneinander. Unterstützung dabei erhielt die Gleichstellungsbeauftragte von der Flüchtlingsberaterin Ute Eberhart-Schui. "Dieser Treff ist das Herzstück der Integration", sagt Martha Vogelsang. "Auf diesem Gebiet und der Einzelberatung von Frauen in schwierigen Lebenssituationen liegen auch die Aufgaben meiner Nachfolgerin", sagt die Rentnerin, die jetzt ihr Amt an Dörthe Heien weitergegeben hat. (mp)