Eine Gruppe von rund 20 Tostedter Jugendlichen ist der Meinung, “dass Tostedt ein Rechtsextremismusproblem hat“.

Tostedt - Die Jugendlichen überreichen am heutigen Dienstag um 18 Uhr während der Bürgersprechstunde der Jugendausschusssitzung einen "offenen Brief" an die Kommunalpolitiker der Samtgemeinde. Gleichzeitig übergeben sie Unterschriften von Schülern aller drei weiterführenden Tostedter Schulen, die fordern: "Naziladen raus aus Tostedt!".

Der Unmut der Jugendlichen richtet sich vor allem gegen den Laden "Streetwear Tostedt" in der Niedersachsenstraße 1 - nach eigenen Angaben "Norddeutschlands größter Szeneladen". Hier werden auch Sympathisanten der rechtsradikalen Szene fündig. So war gestern online die CD "Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten - Braun ist Trumpf" erhältlich. Der Laden verkauft Bekleidung der Marke "Thor Steinar" - ein beliebtes Erkennungszeichen unter Rechtsextremen. Nach Angaben der Jugendlichen sind auch T-Shirts mit der Aufschrift "Sonnenstudio 88" im Angebot. Dabei steht "Sonnenstudio" für die "SS" und "88" für den jeweils achten Buchstaben im Alphabet: "HH" wie "Heil Hitler". Am Montag waren online T-Shirts für "Girlies" mit der Aufschrift "Ich habe Bock auf Nazis" erhältlich. Die Aufdrucke ließen "keinen Zweifel an der politischen Ausrichtung des Ladens", heißt es in dem Brief.

Die Jugendlichen schreiben: "Durch den steigenden Einfluss des Ladens wächst die Zahl der rechtsorientierten Jugendlichen (...), bereits 13- und 14-Jährige kommen mit der Szene in Kontakt. Die Bereitschaft zur Gewalt steigt und durch die rechtsextremen Strukturen gelangen die Jugendlichen an Waffen wie Teleskopschlagstöcke. Ihr öffentliches Auftreten nimmt zu! Sie bewegen sich in Gruppen in Tostedt, was bisweilen zur Einschüchterung der Jugendlichen. führt"

Die 20 Jugendlichen fragen: "Warum beziehen die Politiker der Samtgemeinde nicht öffentlich Stellung gegen den Naziladen und die verstärkten rechtsextremen Strukturen in Tostedt?" "Streetwear Tostedt" sei kein "einfaches Kleidungsgeschäft, sondern "ein Naziladen, der bei uns in Tostedt unerwünscht ist".

Die Jugendlichen werden vom Forum für Zivilcourage, von der Evangelischen Jugend, dem Verein Christlicher Pfadfinder und von der Gruppe Sambucada unterstützt.

Der Samtgemeindejugendpfleger Michael Himmel (52) unterstützt das Engagement der Jugendlichen: "Die Jugendlichen wollen nicht, dass Tostedt in den braunen Sumpf gezogen wird. Sie engagieren sich dafür, dass Tostedt nicht mit Rechtsextremismus assoziiert wird. Wir unterstützen die Jugendlichen bei solchem Engagement, wenn sie dabei demokratische Spielregeln einhalten."

Die Polizei hat indes nach eigenen Angaben am Freitag, 1. Mai, in Tostedt eine "Massenschlägerei" (O-Ton Polizei) zwischen "38 Anhängern der örtlichen und überörtlichen linken Szene" mit Rechtsextremisten "verhindert". Im Polizeibericht heißt es dazu: "Auf Höhe der Bahnüberführung kam den

Beamten gegen 16.45 Uhr eine 37-köpfige Gruppe von Anhängern der rechten Szene entgegen gelaufen. Ziel war offenbar eine gewalttätige Auseinandersetzung mit den Antifa-Anhängern. Ein Anhänger der Rechten warf mit einer Flasche auf die Polizeibeamten. Durch den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray konnte die Gruppe auf die Bahnüberführung zurückgedrängt und dort festgesetzt werden. Die Gruppe der Linken wurde ohne weitere Zwischenfälle zum Bahnhof begleitet und reiste dort mit dem Zug ab. Die Personalien der rechten Störer auf der Bahnbrücke wurden festgestellt, es wurde ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet. Die Personen erhielten einen Platzverweis für den Bereich Tostedt." (arus)