Er schuf das “Grunau Baby“ und gehörte zu den Flugbegeisterten. Sogar der Verkehrsminister kam 1954 zur Flugzeugtaufe.

Die Luft ist wärmer geworden - Auftrieb für die Segelflieger. Jetzt am Wochenende eröffnen die Piloten der lautlosen Gleiter die Saison auf dem Flugplatz Wenzendorf, der zehn Kilometer westlich von Buchholz liegt. Wer will, kann einmal mitfliegen, und wer Gefallen daran findet, sogar den Pilotenschein machen. Beste Erinnerungen an die Segelfliegerei hat der 79 Jahre alte Egon Lühker aus Buchholz, der seit seiner Jugend mit diesem Sport und dem Bau dieser Flugzeuge zu tun hatte.

Zur feierlichen Fertigstellung eines Segelflug-Gleiters am 3. April 1954 war sogar Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm nach Buchholz gekommen. Der Minister taufte das Flugzeug mit der Kennung D 3203 auf den Namen des Buchholzer Flugpioniers August Nesemann, der bereits 1910 mit einer selbstgebauten Flugmaschine von der Erde abgehoben hatte, wenn auch nur für einen Hopser. "Seebohm hat uns Mut gemacht und uns über die Gemeinde 100 Mark zukommen lassen", erzählt Egon Lühker. Es ist ein Stück Buchholzer Geschichte, das fast in Vergessenheit geraten ist: Buchholz und der Segelflug.

Der ehemalige Autohändler gehörte Ende des Zweiten Weltkrieges zur Segelfluggruppe der damaligen Hitler-Jugend. Mit Freunden baute Lühker in der Nachkriegszeit den Segler "Grunau Baby", obwohl Flugzeugbau damals noch von den Alliierten verboten war. "Unter uns Jugendlichen herrschte nach 45 eine Leere", berichtet der Buchholzer, der im Alter von sieben Jahren 1936 mit seinen Eltern aus Hamburg in den Heideort gekommen war.

Sein Vater, der bei Blohm + Voss arbeitete, war zur Flugzeugwerft nach Wenzendorf dienstverpflichtet worden. "Meine Eltern erhielten wie 25 andere Handwerkerfamilien am Sprötzer Weg je ein Siedlerhäuschen. Von einem Brunnen aus wurden diese Häuser mit Wasser versorgt. Sonst rundherum nur Heidelandschaft und Sandwege."

Zum Ende des Krieges hatten Lühker und die gleichaltrigen Jungen noch in der alten Buchholzer Volksschule, die heute zum Rathauskomplex gehört, übernachtet, als sie tagsüber ihre vormilitärische Ausbildung absolvieren mussten. Jetzt, nach 1945 "hingen" sie, 16 bis 18 Jahre alt, "rum" - bis sie Segelflugzeuge in der Schützenhalle entdeckten.

Die Alliierten hatten die erbeuteten Maschinen dort eingelagert. Und die Kriegsgefangenen, Franzosen, Polen, Niederländer, die nicht gleich nach Hause konnten, und Flüchtlinge, die dort untergebracht wurden, verheizten das Holz der Flieger. Übrig blieben die Metallteile der Flugzeuge. Und diese sammelten die Jugendlichen auf.

Auf dem Dachboden der Tischlerei Meier, gleich neben dem heutigen Jugendzentrum, trugen sie ihre Fundstücke zusammen. Da sie alle entweder über die Familie oder über Bekannte und Freunde in Beziehung zur Flugzeugwerft Wenzendorf oder dem Segelflugplatz auf dem Brunsberg standen, entschlossen sie sich, ein neues Flugzeug, das "Grunau Baby", zu bauen.

"Wochenlang haben wir bei Kerzenlicht gesägt, gefeilt, geschliffen, geleimt und montiert, um die Rippen, Spanten und Holme zu fertigen", sagt Lühker. Einer seiner Mitstreiter, der heute in Tostedt wohnt, hatte das benötigte Eschenholz besorgt.

In der Volksschulturnhalle, die heute immer noch dem JuZ zur Verfügung steht, wurde der Flieger dann zusammengebaut und Minister Seebohm, der überraschenderweise der Einladung gefolgt war, präsentiert. "Seine Rede war kurz", so Lühker, "aber er lobte, dass wir uns 'aus dem Schiet aufgerappelt' hatten."

Egon Lühker blieb der Fliegerei rund 40 Jahre lang treu, und trotz seiner fast vollendeten acht Lebensjahrzehnte werkelt er immer noch. Sein Sohn Martin, bekannter Künstler im Landkreis Harburg, schuf die Figur des "Kinderkönigs", und unter dem Dach seines Carports schnitzt Vater Egon diese Figur inzwischen aus Holz nach.