Hamburg. Gastronomie muss wegen Nachbarschaftsklage vorläufig schließen. Das schlägt große Wellen. Nicht nur die Politik schaltet sich ein.

In Groß Borstel gibt es in diesen Tagen vor allem ein Thema, über das besonders emotional diskutiert wird: Das erst vor wenigen Wochen im Stavenhagenhaus eröffneteCafé Groß Borsteler Herzstück der Hamburger Gastronomin Alexandra Lübeck, das am Mittwoch mit sofortiger Wirkung schließen musste. Grund dafür waren eine Nachbarschaftsklage und ein daraufhin vom Hamburgischen Verwaltungsgericht erlassener Beschluss im Eilverfahren.

Die nicht öffentliche Begründung hierfür lautet, dass ihr die Konzession für das Stavenhagenhaus entzogen wurde. Das ruft nun den Kommunalverein Groß Borstel R.V. und die Politik auf den Plan.

Groß Borstel: Kommunalverein mit klarer Forderung zu Café im Stavenhagenhaus

Nach einer Stadtteilkonferenz der Initiativen, Vereine und sozialen Einrichtungen in Groß Borstel am Donnerstag wird der Kläger jetzt in einer Stellungnahme in aller Deutlichkeit aufgefordert, seine Klage zurückzuziehen und den Weg für das Café wieder freizumachen.

Das vorläufige Urteil des Gerichts habe schließlich auch massive Folgen für Vereine und Initiativen, denen bei Veranstaltungen im Stavenhagenhaus keine Speisen und Getränke mehr ausgehändigt werden dürfen. Das gilt auch für Trauungen, die bislang immer an Freitagen durchgeführt wurden.

Der Kommunalverein richtet seine Kritik vor allem an den ehemaligen Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord Mathias Frommann, der argumentiert hatte, dass ein Café-Betrieb in einem Wohngebiet unzulässig sei. „Als Ex-Bezirksamtsleiter müsste Frommann eigentlich bekannt sein, dass das Stavenhagenhaus samt Grundstück nicht als Wohngebiet, sondern als Gemeinbedarfsfläche im B-Plan ausgewiesen ist. Dennoch argumentiert er, der Café-Betrieb sei in einem Wohngebiet unzulässig“, heißt es in der Mitteilung des Vereins.

Café im Stavenhagenhaus: Grünen-Politiker kritisiert vorläufige Schließung

Auch in der Politik sorgt der Ärger um das Café im Stavenhagenhaus für Aufsehen. Timo B. Kranz, Vorsitzender der Grünen Bezirksfraktion Hamburg-Nord kritisiert: „Wir bedauern die vorläufige Schließung des Cafés sehr. Endlich hatte der Stadtteil den seit vielen Jahren gewünschten Treffpunkt im Stavenhagenhaus gefunden. Ich bedaure es außerordentlich, dass Interessen Einzelner vor die Interessen der Gemeinschaft gestellt werden. Insbesondere, wenn diese in der Vergangenheit durch egoistische Umtriebe in Sachen Winterdienst in der eigenen Wohnstraße aufgefallen sind“, so Kranz.

Timo Kranz, Vorsitzender der Grünen Bezirksfraktion Hamburg-Nord, hat eine klare Meinung zur Posse rund um das Café im Stavenhagenhaus in Groß Borstel.
Timo Kranz, Vorsitzender der Grünen Bezirksfraktion Hamburg-Nord, hat eine klare Meinung zur Posse rund um das Café im Stavenhagenhaus in Groß Borstel. © Henning Angerer | Henning Angerer

Der Grünen-Politiker macht keinen Hehl daraus, auf welcher Seite er bei der Posse um das Café im Stavenhagenhaus steht. „Vorwürfe in Richtung Bezirksamtsleiter und Verwaltung gehen völlig an der Sache vorbei: Schon immer gab es eine gastronomische Nutzung im Stavenhagenhaus im Rahmen von Veranstaltungen. Diejenigen, die jetzt mit Schadenfreude auf das Engagement des Bezirksamts und der Bürgerinnen und Bürger schauen, sollten sich fragen, ob sie sich wirklich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen“, sagt Kranz.

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Die Haltung der Grünen Bezirksfraktion ist unmissverständlich umrissen: „Wir unterstützen daher klar die Resolution des Kommunalvereins Groß Borstel und hoffen, dass die Kläger den Weg für eine Café-Nutzung im Stavenhagenhaus freimachen!“