Das bunte Spektakel lockte Tausende von Menschen in Hamburg an die Alster. Die 24-jährige Marina ist Hamburgs Kirschblütenprinzessin.

Hamburg. Die Kirschblüte symbolisiert die Vergänglichkeit der Schönheit und spielt in der Kultur Japans eine wichtige Rolle. Das Kirschblütenfest, das die japanischen Unternehmen in Hamburg jedes Jahr veranstalten, ist eine der schönsten Feiern der Hansestadt - wird es doch von einem prächtigen Feuerwerk über der Alster gekrönt. Nachdem das bunte Spektakel im vorigen Jahr abgesagt werden musste - wegen des schweren Erdbebens in Japan, dem anschließenden Tsunami und der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima - lockte es gestern wieder Tausende von Menschen an die Alster.

Mit dem Kirschblütenfest endet normalerweise das erste Amtsjahr der Kirschblütenprinzessin, die alle zwei Jahre gewählt wird. Das Recht dazu hat die Japan Cherry Blossom Association nur den Städten Hamburg, Melbourne und Washington erteilt. 2011 wurde die Wahl verschoben. Marina Reinhardt, Hamburgs Kirschblütenprinzessin, ist erst seit September im Amt. Es ist also keine echte Halbzeitbilanz, die die 24-Jährige ziehen kann. Doch das Kirschblütenfest ist ein guter Anlass, sie und ihr Amt vorzustellen.

+++ Feuerwerk zum japanischen Kirschblütenfest +++

Eine Leidenschaft für Japan entwickelte sie bereits als Elfjährige. "Ich war fasziniert von Anime und Mangas", sagt Marina Reinhardt und meint damit die japanischen Zeichentrickfilme und Comics, "und ich hörte schon früh japanische Rockmusik." Ihr Vater und einer seiner japanischen Geschäftspartner arrangierten eine Brieffreundschaft zwischen ihren beiden Töchtern - und als Marina 16 Jahre alt wurde, bekam sie eine Reise zur Familie ihrer Brieffreundin geschenkt. "Es waren spannende drei Wochen", erinnert sie sich. "Japan ist so anders als Deutschland." Sie aß zum ersten Mal Original-Sushi - mit rohen Tintenfischtentakeln. Bewunderte die kunstvollen Tempelanlagen. Sah Menschen, die in viel zu großen Schuhen herumliefen, weil es vieles in Japan nur "one size", in einer Größe, gibt. Und sie erfuhr, wie hart der Alltag für die Japaner sein kann. "Auch wenn man krank ist, geht man zur Arbeit", sagt sie. "Die Furcht, den Job zu verlieren, ist groß."

Weil jemanden, der Japanisch studiert, "keine sicheren Zukunftsaussichten" erwarten, beschloss die gebürtige Ratzeburgerin, sich in Hamburg für Englisch und Geografie auf Lehramt einzuschreiben. Um Japan trotzdem noch besser kennenzulernen, bewarb sie sich im vergangenen Jahr als Kirschblütenprinzessin. "Das war kurz vor der Katastrophe", sagt sie. "Doch auch danach wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Bewerbung zurückzuziehen."

Dass ihr Ehrenamt so zeitintensiv ist, hätte sie vorher nicht gedacht. "Aber es macht Spaß und ist äußerst interessant" sagt sie. Zwei, drei Termine hat sie pro Monat - sie war schon bei Wirtschaftsveranstaltungen, im Deutschen Bundestag und der japanischen Botschaft in Berlin sowie bei den Treffen unterschiedlicher Deutsch-Japanischer Gesellschaften. Im März lernte sie auf einer Reise nach Tokio die japanische Kirschblütenkönigin Kanako Ohno und die Mitarbeiter der Deutschen Botschaft kennen. Sie repräsentierte Hamburg bei etlichen japanischen Firmen, die auch in der Hansestadt ansässig sind. Und, für Kirschblütenprinzessin Marina Höhepunkt der Reise: Sie wur-de vom japanischen Premierminister Yoshihiko Noda empfangen. "Das hat mich sehr beeindruckt", sagt sie.

Angst vor der Reise in das Land, das erst vor Kurzem eine Atomkatastrophe erlebte, hatte sie nicht. Wie die Japaner mit der Situation zurechtkommen, konnte sie nicht in Erfahrung bringen. "Sie reden nicht darüber. Und es wäre unhöflich, danach zu fragen", sagt sie. Dass die Menschen die Radioaktivität fürchten, hat sie einmal bemerkt, als es zu regnen anfing. "Da haben die Menschen fast panisch Schutz gesucht."

Beim gestrigen Kirschblütenfest, das mit einem Kulturtag in Planten un Blomen und einem Empfang gefeiert wurde, zu dem Generalkonsul Setsuo Kosaka und der Vorsitzende des Japan Vereins, Horonobu Ito, in den Ruderclub Allemannia an der Alster eingeladen hatten, trug Kirschblütenprinzessin Marina Reinhardt zum zweiten Mal den Kimono, der eigens für sie angefertigt wurde. Sie freut sich, dass sie ihn ein weiteres Jahr tragen kann. Bis zum nächsten Kirschblütenfest. Dann wird eine neue Prinzessin gewählt.