Überquellende Abfallcontainer: Behörde meldet neuen Höchststand in Hamburg. Besonders dramatisch ist die Lage im Bezirk Nord.

Hamburg. Alte Sofas, die auf die Straße gestellt werden. Kaputte Kühlschränke, die auf Gehsteigen vor sich hin rosten. Überquellende Abfallcontainer und immer mehr Schrottfahrräder - in Hamburg hat die illegale Müllentsorgung einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus der Antwort der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) auf eine Anfrage des CDU-Bezirksabgeordneten Christoph Ploß aus Nord hervor, die dem Abendblatt vorliegt.

Danach ist die Zahl der illegal entsorgten Abfälle in Hamburg von 7000 Kubikmetern im Jahr 2009 um mehr als zehn Prozent auf 7775 Kubikmeter im Jahr 2011 gestiegen. Noch gravierender war die Steigerung im Bezirk Nord. Dort stieg die illegale Müllmenge um mehr als 25 Prozent - von 1400 auf 1771 Kubikmeter im vergangenen Jahr. "In Hamburg-Nord kann ein Trend zu mehr illegal abgelegten Abfällen festgestellt werden", heißt es in der Behörden-Antwort.

+++ "Es sieht teils katastrophal aus" +++

+++ Ohne Rücksicht geht es nicht +++

+++ Stadtreinigung entfernt schrottreife Fahrräder +++

Besonders betroffen von der gesetzeswidrigen Abfallbeseitigung im Bezirk Nord sind die Depotcontainerstandorte am Goldbekplatz und an der Dorotheenstraße, an der Averhoffstraße und an der Birkenau, an der Haynstraße, der Hegestraße und der Sierichstraße. "Die CDU fordert das Bezirksamt Hamburg-Nord und den SPD-Senat auf, endlich Maßnahmen für mehr Sauberkeit in unserer Stadt zu ergreifen. Dazu gehören die häufigere Leerung von Altpapiercontainern und Abfalltonnen sowie die nachhaltigere Verfolgung von Müllsündern. Die Schließung von Recyclinghöfen, wie am Offakamp, ist genau der falsche Ansatz, um unsere Stadt sauberer zu gestalten", sagt Christoph Ploß.

Die Behörde sieht eine Ursache für die Zunahme von wilden Müllablagerungen vor allem in dem Verhalten einzelner Bürger. "Vermehrte Müllmengen sind auch auf das geänderte Freizeitverhalten und die intensivere Nutzung der Grünanlagen der Stadt zurückzuführen", sagt BSU-Sprecher Frank Krippner. Er nennt als Beispiel den Stadtpark: "Hier führt insbesondere die abendliche Nutzung mit reichlich Alkoholgenuss dazu, dass ausgebrannte Grills, Bierdosen, Flaschen und andere Reste der Party gedankenlos zurückgelassen werden. Für die Entsorgung des Abfalls stehen gerade im Stadtpark ausreichend Behälter zur Verfügung." Die Behörde verweist auf die Telefon-Hotline "Saubere Stadt", die Hinweise auf illegale Verunreinigungen aufnimmt. "Durch die verstärkte Sensibilität der Bevölkerung kann es ebenfalls zu einer Steigerung der angezeigten Mengen gekommen sein", sagt Krippner.

Einen Zusammenhang zwischen der Schließung des Recyclinghofes Offakamp in Lokstedt und dem Anstieg der gemeldeten Abfallmengen sieht die BSU nicht, da dieser erst im Dezember 2011 stillgelegt worden sei. Gründe für die Schließung seien die unzumutbaren Verkehrsverhältnisse und die problematische Lage innerhalb eines Wohngebietes gewesen. "Als Ersatz wird die Stadtreinigung demnächst einen neuen Recyclinghof am Rondenbarg in Bahrenfeld eröffnen", sagte Krippner.

Ein großes Ärgernis sind auch die Schrotträder. Die Zahl der "Fahrradleichen" hat sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt - auf 2626.