Hamburg. Mobiles Wellness-Angebot im Oberhafen: Wilhelmsburger Verein für mobile Machenschaften geht mit Sauna auf Tour. Was Gäste erwartet.

Von außen sieht sie fast aus wie ein ganz normaler Wohnwagen. Nur der lange Schornstein lässt darauf schließen, was sich im Inneren befindet. Hier, direkt am Oberhafen in Hamburg, steht sie, die Susi-Sauna, fast ein wenig versteckt im Garten des Kreativquartiers in der HafenCity. Hier hat die kleine Sauna ihren Heimatplatz, wenn sie nicht gerade unterwegs ist.

Denn Susi ist eine mobile Sauna. Und sie ist schon die zweite ihrer Art, die vom Verein für mobile Machenschaften ins Leben gerufen wurde. Susi ist die „kleine Schwester“ der Zunderbüchse, der ersten mobilen Sauna des Vereins. Allerdings hat die „alte Dame“ nun schon zehn Jahre auf dem Buckel und sei zu alt, um noch auf Tour zu gehen, sagt Sanne Neumuth, eine der Gründerinnen des Vereins.

Sauna Hamburg: Wohnwagen-Wellness in der HafenCity

Die Susi-Sauna, die 2022 fertig ausgebaut wurde und ihre Heimat in der HafenCity gefunden hat, wird dagegen in diesem Jahr wieder unterwegs sein – etwa zur kulturellen Landpartie im Wendland oder zum Pura Vida Festival in Berlin. Dabei hatte die Susi-Sauna einen eher schwierigen Start. Bereits 2019 wollten Sanne Neumuth und Florian Tampe die neue Sauna auf den Weg bringen. Doch die Corona-Pandemie machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Unterkriegen ließen sich die Vereinsmitglieder davon aber nicht. „Für die mobilen Saunen ist aus der Pandemie sogar etwas Positives entstanden“, sagt Florian Tampe. „In der Pandemie, als keine öffentlichen Termine möglich waren, gab es eine große Nachfrage von Privatpersonen“, sagt Tampe. Seither kann die mobile Sauna auch privat gebucht werden.

HafenCity und Wilhelmsburg: Hamburger Verein betreibt zwei mobile Saunen

Mittlerweile halten sich private und öffentliche Termine die Waage. Der Terminkalender der Zunderbüchse auf dem Gelände des Wilhelmsburger Ruder-Clubs sei „rappelvoll“, bei der Susi-Sauna sei noch Luft nach oben, sagt Tampe. Zu den öffentlichen Sauna-Abenden kann grundsätzlich jeder kommen. Der Verein informiert über Telegram, wann die Saunen öffnen.

Die mobile Sauna Zunderbüchse des Vereins für mobile Machenschaften steht in Hamburg-Wilhelmsburg.
Die mobile Sauna Zunderbüchse des Vereins für mobile Machenschaften steht in Hamburg-Wilhelmsburg. © Verein für mobile Machenschaften | Stephan Pramme

Es gibt lyrische Sauna-Abende, Angebote speziell für queere Menschen oder Flinta (das Akronym steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht binäre, trans- und agender Personen). Die Idee hinter der Zunderbüchse ist nicht zuletzt auch die, einen Ort der Zusammenkunft, einen Treffpunkt für die Menschen in Wilhelmsburg zu schaffen – und mit der Susi-Sauna auch im Oberhafen.

„Maximal nicht anonym“: Sechs Personen finden in der mobilen Sauna Platz

Den Betrieb regeln die fast 40 aktiven Saunameisterinnen und -meister. Einer davon ist Philipp Loeper. Er ist nicht nur Vereinsmitglied, sondern geht auch mit der mobilen Sauna auf Tour. Und er hat einen sehr kurzen Weg von der Arbeit zur Susi-Sauna. Der Architekt arbeitet im Oberhafen und schätzt die Möglichkeiten, die diese mobile Sauna bietet. „Hier kann man gar nicht anders, als miteinander in Kontakt zu kommen. Das ist schon besonders“, sagt Loeper.

Sanne Neumuth bringt es auf den Punkt: „Die Susi-Sauna ist maximal nicht anonym.“ Sechs Personen finden bequem in dem alten Wohnwagen Platz. Einander aus dem Weg gehen, sich absondern – unmöglich. Zur Abkühlung nach dem Saunagang gibt es draußen ein Tauchbecken und eine Dusche. Luxus ist das sicher nicht, soll es aber auch gar nicht sein. Mitbringen müssen die Saunagäste nur Handtücher und am besten noch etwas zu trinken.

Mobile Sauna in Hamburg: Susi und Zunderbüchse werden über Spenden finanziert

Finanziert wird die Susi-Sauna wie alle Projekte des gemeinnützigen Vereins aus Spenden. „Alle unsere Projekte tragen sich gut“, sagt Sanne Neumuth. Für den Betrieb der Sauna kommen einige Kosten zusammen: Brennmaterial, Versicherung, Standortgebühren und TÜV müssen bezahlt werden. Letzterer steht noch in diesem Frühjahr an. Denn Susi ist wie ein richtiger Wohnwagen angemeldet, ohne TÜV geht es für die mobile Sauna nirgendwohin.

Der Saunaofen heizt die Susi-Sauna auf mehr als 100 Grad Celsius und bringt die Gäste im Oberhafen oder auf Tour ordentlich ins Schwitzen.
Der Saunaofen heizt die Susi-Sauna auf mehr als 100 Grad Celsius und bringt die Gäste im Oberhafen oder auf Tour ordentlich ins Schwitzen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Die Einrichtung haben die Vereinsmitglieder selbst gebaut. „Natürlich mussten wir dabei auf den Brandschutz achten“, sagt Florian Tampe. So sei der Saunaofen von einem Wärmeschutzblech eingefasst und eine professionelle Dachdurchführung installiert worden. „Wir schaffen finnische Verhältnisse, mehr als 100 Grad“, sagt Tampe.

Bei einem Zusammentreffen mobiler Saunen 2023 in Berlin sei die Susi als „technisch beste Sauna“ gelobt worden, sagt Neumuth stolz. Der Wohnwagen ist doppelt gedämmt, unter anderem mit einer dicken Korkschicht. Eine besondere Betriebserlaubnis braucht der Verein für die mobile Sauna übrigens nicht, nur die TÜV-Plakette, damit Susi auch wirklich mobil bleibt.

Bei Protestaktion in Wilhemsburg entstand die Idee zur mobilen Sauna

Hervorgegangen ist die Idee zur mobilen Sauna aus der Protestaktion „Verschwitzt“ von Wilhelmsburgerinnen und Wilhelmsburgern. Als das alte Schwimmbad im Stadtteil weichen musste, ging den Insulanern ihre Sauna verloren. Und die neue Schwimmhalle im Inselpark hat bis heute keine.

Mehr zum Thema

Gemeinsam bauten Florian Tampe, Sanne Neumuth und ihre Mitstreiter einen Wohnwagen zur mobilen Sauna um, legten den Grundstein für die Zunderbüchse – und auch für den Verein für mobile Machenschaften. Der wurde nämlich 2015 im Inneren der Zunderbüchse offiziell gegründet.

Mobile Sauna, Kulturfloß: Hamburger schaffen mobile Räume für Kunst und Kultur

Die Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, mobile Räume für Kunst, Kultur und bürgerliches Engagement zu schaffen, eben durch die mobilen Saunen oder die Ping-Pong-Bar, mit der sie etwa zum Stadtteil-Festival 48h Wilhelmsburg durch das Viertel fahren. Das wohl prominenteste Projekt des Vereins ist aber das Kulturfloß „Schaluppe“.

Das Kulturfloß „Schaluppe“ des Vereins für mobile Machenschaften schippert im Sommer über die Wilhelmsburger Kanäle und die Elbe. 
Das Kulturfloß „Schaluppe“ des Vereins für mobile Machenschaften schippert im Sommer über die Wilhelmsburger Kanäle und die Elbe.  © Verein für mobile Machenschaften | Felix Meier

Mit dem doppelstöckigen Floß schippert die Crew in den Sommermonaten regelmäßig über die Wilhelmsburger Kanäle und die Elbe, manchmal mit Live-, oft mit elektronischer Musik. Dass diese Vision Wirklichkeit werden konnte, lag auch an vielen Menschen, die für das Projekt spendeten – und zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Die werden auch in diesen Tagen wieder aktiv. Denn die „Schaluppe“ muss fit gemacht werden für den Sommer. Damit sie wie auch die Susi-Sauna wieder auf Tour gehen kann.