Hamburg. Aktion für Bedürftige löst Neiddebatte aus. Frederik und Gerrit Braun lassen sich nicht beirren. Was das mit Porschefahrern zu tun hat.

Das Miniatur Wunderland in Hamburg gerät in den Fokus einer Neiddebatte. Die beliebte Touristenattraktion in der Speicherstadt wirbt mit Gratis-Eintritt für Menschen, für die ein Ticket normalerweise zu teuer ist. Nun erreichen die Gründer etliche Hass-Kommentare. Auf dem Neujahrsempfang des Abendblatts nahmen Frederik und Gerrit Braun die Reaktionen am Mittwoch mit Humor.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Wir möchten auch diesen Januar an ausgewählten Tagen alle Menschen ins Wunderland einladen, die es sich sonst nicht leisten können“, heißt es im aktuellen Newsletter des Miniatur Wunderlands.

Miniatur Wunderland: Gratis-Tickets für alle, „die jeden Euro zweimal umdrehen müssen“

Profitieren könne, „jeder, der sich wirklich einen Besuch nicht leisten kann, egal ob Sozialleistungsempfänger:innen, allein erziehende Mütter/ Väter, Obdachlose, Flüchtlinge oder andere, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, heißt es über die Gratis-Tickets, welche die Gründer Frederik und Gerrit Braun auch schon in den vergangenen Jahren ausgegeben hatten.

Der Tenor der Schreiben von Kritikern, berichtet Frederik Braun auf Anfrage des Abendblatts, sei meist ähnlich: „Warum wir so bescheuert sind, dass wir den Menschen vertrauen.“

HafenCity: Touristenattraktion erwartet keinen Nachweis von den Nutzern der Gratis-Tickets

Schließlich heißt es in den Bedingungen des Wunderlands, unter denen der freie Eintritt gewährt wird: „Wir erwarten keinen Nachweis, sondern einfach eine ehrliche Selbsteinschätzung. Kommt einfach an einem der unten aufgeführten Termine ins Wunderland und sagt ,Ich kann mir das nicht leisten‘, und ihr kommt ohne Nachfrage gratis ins Wunderland.“ Wer sich das nicht traue, könne auch einen Zettel an der Kasse des begehrten Ausflugsziels in der HafenCity vorlegen.

Immer mehr Regionen der Erde sind in der Modellbaulandschaft zu bestaunen: Die neue Welt Patagonien im Miniatur Wunderland besticht vor allem durch ihre traumhafte Landschaft.
Immer mehr Regionen der Erde sind in der Modellbaulandschaft zu bestaunen: Die neue Welt Patagonien im Miniatur Wunderland besticht vor allem durch ihre traumhafte Landschaft. © Miniaturwunderland | Miniaturwunderland

„Die Verfasser der Hassbriefe gehen davon aus, dass wir sogenannte Sozialschmarotzer unterstützen“, sagt Frederik Braun über den Inhalt der Mails. In den Schreiben heißt es etwa: „Schon wieder dieser Unsinn ,für Bedürftige‘. Leider das typische Beispiel, dass Sie als Links-Millionäre den Gutmenschen raushängen lassen wollen.“

Auch als naiv werden die Wunderland-Betreiber in den sozialen Medien dargestellt: „Ihre blauäugige und naive Weltverbesserungs-Moral ist nur noch realitätsfremd und peinlich!“

Miniatur Wunderland in Hamburg: Macher appellieren an die Ehrlichkeit der Gäste

Dabei appelliert die Hamburger Attraktion im Netz an die Ehrlichkeit der Gäste: „Wir vertrauen darauf, dass ihr diese Aktion nicht missbraucht und diese Möglichkeit nur nutzt, wenn ein Wunderlandbesuch sonst zu teuer für euch ist“, heißt es auf der Homepage der Modellbauwelt.

Schon im Jahr 2015, als viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, und das Wunderland die regelmäßig für den Januar geltende Aktion bereits gestartet hatte, hätte es böse Kommentare bei Facebook gehagelt. „Damals ging es um die Wut darüber, dass wir Flüchtlinge umsonst hereinlassen“, erinnert sich Frederik Braun.

Mitgründer Frederik Braun führt Zahlen als Beleg für Bedürftigkeit der Besucher an

Der studierte Wirtschaftswissenschaftler führt Zahlen zum Beweis dafür auf, dass die Menschen, die den Gratis-Eintritt nutzten, wirklich knapp bei Kasse sein dürften. „An den Tagen, an denen wir viele kostenlose Besuche haben, sinkt auch der Umsatz beim Verzehr“, argumentiert der 56-Jährige. Dies deute darauf hin, dass die Leute eben beispielsweise auch bei Getränken sparen müssten.

Zum Glück, bilanziert Frederik Braun, seien die meisten Kommentare zu der Gratis-Aktion positiv. Hunderte Menschen hätten sich in den vergangenen Tagen bereits zu der Initiative geäußert. So heißt es im Internet etwa: „Ihr seid toll, die Aktion mega. Lasst Euch von diesen …. nicht die Einstellung und Laune verderben!“

Gratis-Einlass ins Wunderland: Menschen an der Kasse können ihr Glück nicht fassen

Hinzu komme, dass die Menschen an der Kasse ihr Glück oft nicht fassen könnten. „Da brechen schon mal Mütter vor Freude in Tränen aus, weil sie ihren Kindern endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllen“, sagt der Mitgründer der Miniatur-Welt. Auch Geschenke wie eine Merci-Schachtel oder selbst gemalte Bilder, die am Eingang abgegeben werden, zeigten deutlich die Dankbarkeit der Menschen, die von der Maßnahme profitieren.

Frederik Braun betont, dass die Ausstellung die Aktion bewusst auf den Januar beschränkt. Anfang des Jahres komme es selten zu Wartezeiten. Und nur an Wochentagen mit wenigen Gästen, heißt es vom Miniatur Wunderland im Netz, wird den Nutzern der Gratis-Karten der Besuch empfohlen.

Mehr zum Thema

Miniatur Wunderland: „Auch Porschefahrer kommen gratis rein“

„Solche Saure-Gurken-Tage gibt es bei vielen Betrieben“, sagt der Hamburger und wünscht sich, dass auch Ziele wie Tierparks die Zeiten mit mäßigem Andrang dazu nutzen, um ärmeren Menschen etwas Gutes zu tun.

Auf dem Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts am Mittwoch reagierten die Gründer mit Humor auf die Hass-Kommentare. „Wenn man es nicht geschafft hat, den Porsche abzubezahlen und da fehlen die 15 Euro Eintritt für uns, dann kann man sich das halt nicht leisten“, so Gerrit Braun augenzwinkernd. „Dann sagt man das bei uns und kommt auch umsonst rein. Vielleicht sollte man dann aber den Porsche nicht unbedingt vor dem Eingang parken.“