Hamburg. Movie Golf ist mit seinem besonderen Konzept europaweit einzigartig. Doch das stellt den Chef auch vor ein „Riesenproblem“.

Wenn Geschäftsführer Tim Schoeneberg durch seine Indoor-Minigolfanlage führt, wirkt er ein wenig stolz auf das, was er in der Hamburger HafenCity geschaffen hat: Die Anlage am Grasbrookpark ist die erste in Europa, die sich dem Thema Hollywood widmet.

„Ich wollte unbedingt etwas machen, was es so noch nicht gibt. Schwarzlicht-Minigolfanlagen gibt es knapp 600 in Deutschland. Die sind mehr oder weniger alle gleich. Deshalb scheren wir mit dem Konzept ein wenig aus“, sagt der 38-Jährige. „Bei uns kann man mit Popcorn und Getränk auf die Anlage, und man kann neben Minigolf spielen auch noch Filmtitel erraten.

Movie Golf: Indoor-Anlage in Hamburg mit King Kong und Disney-Stars

Die Idee für die ungewöhnliche Anlage entstand vor rund vier Jahren. Schoeneberg betreibt bereits in Braunschweig zwei Golf- beziehungsweise Minigolfanlagen.

Doch der gelernte Sportmanager, der vor seinem Engagement im Golfsport mit dem „Die Höhle der Löwen“-Investor Georg Kofler eine Fußball- und Eventhalle betrieb und bereits beim Fußballzweitligisten Eintracht Braunschweig gearbeitet hatte, wollte in eine deutsche Metropole gehen.

„Zur Auswahl standen Hamburg und Berlin“, sagt Schoeneberg. In der Bundeshauptstadt habe er eine Immobilie direkt am Alexanderplatz in Aussicht gehabt. „Es gab aber eine langwierige Ausschreibung. In den Räumlichkeiten ist jetzt ein Museum beheimatet. Hamburg hat mich ohnehin mehr gereizt.“

Movie Golf: Suche nach Indoor-Fläche in Hamburg war schwierig

Und das mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die Suche nach einer geeigneten Fläche für das Projekt zog sich über Monate hin. Bis Schoeneberg im Internet schließlich die Fläche am Grasbrookpark in der HafenCity entdeckte.

Ursprünglich sollte in die Location, in der vorher ein Asia-Imbiss samt großer, brachliegender Fläche war, das Hamburger 3-D-Museum, das inzwischen eine Heimat an der Hamburger Straße gefunden hat, einziehen. Bei der Vertragsausgestaltung gab es Probleme, der Deal mit Museumsbetreiber Carsten Dierks – zufällig ein Kumpel von Schoeneberg – platzte, und der Traum von der Minigolfanlage wurde wahr.

Geschäftsführer Tim Schoeneberg in der Movie-Golf-Dschungellandschaft. Im Hintergrund versteckt sich Kult-Hase Bugs Bunny auf der Leinwand. Neben Kunstblumen wurden auch echte Baumstämme für die Dekoration verwendet.
Geschäftsführer Tim Schoeneberg in der Movie-Golf-Dschungellandschaft. Im Hintergrund versteckt sich Kult-Hase Bugs Bunny auf der Leinwand. Neben Kunstblumen wurden auch echte Baumstämme für die Dekoration verwendet. © Michael Rauhe

„Ich wollte eine zentrale Lage haben und nicht irgendwo an den Stadtrand. Die HafenCity ist ein aufstrebender Stadtteil. Wenn hier das Westfield-Einkaufszentrum nebenan im Frühjahr 2024 fertig wird, glaube ich, dass der Zulauf durch Publikumsverkehr größer wird. Bisher sind wir noch eher ein Geheimtipp“, sagt Schoeneberg, der finanziell in große Vorleistung getreten ist.

Movie Golf: Künstler aus den USA fertigte besondere Filmtapeten an

Allein die Mietkosten belaufen sich in der exponierten Lage auf knapp 30.000 Euro. Ohnehin war das Projekt alles andere als ein Schnäppchen: Rund 650.000 Euro investierte Schoeneberg eigenen Angaben nach in das Projekt in der HafenCity.

18 Kunstrasenbahnen wurden individuell von Schoeneberg konzipiert und liebevoll aus Gips und Holz zusammengebaut. Der besondere Clou der Anlage ist aber die Aufmachung: Insgesamt 500 Filme und TV-Serien finden sich hier visuell wieder: von King Kong über die Protagonisten der Kult-Filmreihe „Hangover“ bis hin zu diversen Disney-Filmen und Kinderserien.

Ein Künstler aus den USA, dessen Namen Schoeneberg nicht verraten möchte, designte auf rund 60 Meter Leinwandlänge die Filmmotive, die von Schwarzlichtlampen zum Leben erweckt werden.

Minigolfspieler können nebenbei Film- und Serientitel erraten

„Der Spieler bekommt bei uns zwei Score-Karten: eine für das reguläre Minigolfspiel, eine andere, auf der die Spielerinnen und Spieler die Filmtitel, die sie erspähen, eintragen können. Man sieht, wie die Spieler viel mehr miteinander sprechen während der Runde, fachsimpeln und schauen, wer welchen Film wo entdeckt hat. Der Rekord liegt bisher bei 172 von 500 Filmen und Serien“, so Schoeneberg.

Auf der Rückseite der Film-Score-Karten können die Spieler dann ablesen, wie gut man sich in Hollywood auskennt. Die Kategorien lauten „Warst du schon einmal im Kino?“ über „noch stark ausbaufähig“ bis hin zu „Kinofan und Filmexperte“.

So umging Movie Golf teure Lizenzgebühren für die Filmbilder

Um teure Lizenzprobleme mit der „Traumfabrik Hollywood“ zu umgehen, griff er zu einem kleinen Trick. „Wenn ich für jede Bahn oder gewisse Bereiche einen Film als Thema gewählt hätte, wären Lizenzkosten in Höhe von rund einer Million Euro fällig geworden. Dadurch, dass auf den Leinwänden aber mehrere Filme teilweise innerhalb der Motive verschmelzen, umgeht man das“, sagt Schoeneberg.

Aus Kostengründen wird auf der Anlage auch auf das Abspielen von Filmmusik verzichtet. „Ich zahle für die Musik, die wir verwenden, ganz normal Gema-Gebühren. Wenn ich Filmmusik genommen hätte, würden sich die Kosten auf 30.000 Euro pro Jahr belaufen. Da müssen wir die Kritik einiger Leute eben aushalten“, erklärt der Geschäftsführer.

Damit sich die Energiekosten in Grenzen halten, werden sparende Schwarzlicht-LED-Lampen verwendet. Kosten hat das Projekt in der HafenCity schon genug verschlungen. „Daher mussten wir beispielsweise am Marketing-Budget sparen. Im Moment werben wir viel über Social Media“, sagt Schoeneberg.

Auch in dem Motiv der Film-Trilogie „Hangover“ verstecken sich noch weitere Filmthemen. Insgesamt 500 Film- und Serientitel kann man in der HafenCity erraten.
Auch in dem Motiv der Film-Trilogie „Hangover“ verstecken sich noch weitere Filmthemen. Insgesamt 500 Film- und Serientitel kann man in der HafenCity erraten. © Michael Rauhe

Um in der Stadt noch bekannter zu werden, kooperiert Movie Golf mit dem Unternehmen Barkassen-Meyer. Für 22 Euro können Interessierte erst entspannt durch den Hafen schippern und anschließend eine Runde Minigolf spielen.

„Wir erhoffen uns zum einen einen Werbeeffekt, zum anderen ist es ein richtig guter Preis. Allein die Hafenrundfahrt kostet normalerweise 20 Euro“, freut sich Schoeneberg über die Zusammenarbeit mit dem Hamburger Traditionsunternehmen.

Bei Movie Golf wird das Filmwissen der Minigolfspieler getestet

In den kommenden Monaten sollen sich die Bahnen optisch noch einmal verändern. Auch ein neuer Loungebereich für Firmenveranstaltungen wird im Eingangsbereich entstehen. Dafür hat Schoeneberg den benachbarten Kiosk übernommen. Im Verlauf des Sommers soll der neue Bereich eröffnet werden.

Bis dahin, so hofft Schoeneberg, werden sich auch die Probleme mit Online-Bewertungen langsam in Luft auflösen. Aktuell hat die Minigolf-Anlage bei Google 172 Rezensionen erhalten. Durchschnittlich gab es immerhin eine Vier-Sterne-Bewertung.

Und trotzdem: „Google ist für uns leider ein Riesenproblem“, sagt Schoeneberg. „Die Leute haben unser Konzept noch nicht so richtig verstanden. Sie finden unsere Kurse zu leicht, weil es keine Loopings oder Sprungschanzen gibt. Dabei liegt unser Durchschnittsscore bei 55, bei normalen Schwarzlichtanlagen in Deutschland bei 42“, so der Movie-Golf-Chef.

Movie-Golf-Chef ärgert sich über schlechte Google-Bewertungen

Auch die Gestaltung der Bahnen ist vielen Spielern, die sich im Internet geäußert haben, zu monoton. „Diese Bahnen hier sind individuell konzipiert und angelegt. Es gibt sie kein zweites Mal auf dieser Welt. Auf 590 von 599 Schwarzlicht-Minigolfanlagen in Deutschland sind exakt die gleichen Kurse verbaut, nur unterschiedlich angemalt und beleuchtet. Wir haben uns bewusst für einen anderen Weg entschieden“, sagt der Geschäftsführer.

„Wenn man mit den Leuten spricht und das Konzept erklärt, verstehen sie es. Doch im Internet steht erst einmal eine negative Bewertung“, so Schoeneberg, der sich davon nicht beeindrucken lassen will und überzeugt ist, dass sich sein großes Investment in bester Hamburger Hafenlage langfristig rentieren werde.

Indoor-Minigolf eine weitere Freizeitaktivität in der HafenCity

Darauf hofft auch die HafenCity GmbH. Um den Stadtteil auf Dauer noch attraktiver zu gestalten, seien Freizeitattraktionen wie Movie Golf wichtig. An Gelegenheiten, sich sportlich zu betätigen, mangelt es nicht. Viele Sportler treffen sich auf dem Basketballplatz am Vasco-da-Gama-Platz, dem Fußballplatz im Baakenpark oder zum Boulespielen im Lohsepark. Bei schlechtem Wetter ist die Parkour-Halle im Oberhafenquartier eine Alternative – und seit Februar auch die Movie-Golf-Anlage von Tim Schoeneberg.

„Angebote für Freizeit, Sport, Kultur und Bewegung sind besonders wichtig für einen lebendigen Stadtteil und in der Entwicklung der HafenCity von Beginn an mitgedacht und geplant worden. Sie sorgen für soziale Begegnung und eine positive Identifikation der Menschen im vergleichsweise noch neuen Stadtteil“, sagt Susanne Bühler, Pressesprecherin der HafenCity.

Movie Golf: Am Grasbrookpark 1; U-Bahn-Station Überseequartier (U4); Eintrittspreise: 15 Euro (Erwachsene), 14 Euro (Kinder); Öffnungszeiten: montags bis freitags von 12 bis 22 Uhr, sonnabends, sonntags, feiertags und in den Ferien (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen) 10 bis 22 Uhr. Gruppentermine außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage.