City-Ausschuss des Bezirks Mitte stellt sich beim Streit um Straßennamen auf Seite der Bürger. Sie sollen künftig bei der Vergabe mitreden.

Hamburg. Der Streit um die Straßennamen in der HafenCity beschäftigt jetzt auch die Hamburger Politik. Der City-Ausschuss des Bezirks Mitte hat gestern Abend dem Vorhaben der Kulturbehörde, die geplante neue Straße westlich des künftigen LohseparksHiroshima-Straße zu nennen, nicht zugestimmt. Eine endgültige Abstimmung darüber wurde vertagt. "Wir wollen zunächst mit der Kulturbehörde und den Bürgern sprechen", sagte Michael Osterburg von der GAL-Fraktion im Bezirk. Die Entscheidung liegt am Ende aber bei der Kulturbehörde. Wie bei jeder Benennung von Straßen wird sich die Senatskommission bis dahin versichern, ob schwerwiegende Gründe einer Benennung entgegenstehen.

Der Hintergrund: Bewohner der HafenCity hatten sich massiv über die Vorschläge für Straßennamen beschwert, nicht nur im Fall der Hiroshima-Straße. Widerstand gibt es auch gegen den bereits bestehenden Dar-es-Salaam-Platz, der nach der Hafenstadt in Tansania benannt wurde, und die Mahatma-Gandhi-Klappbrücke an der Elbphilharmonie, die früher Sandtorhafenbrücke hieß und jetzt an den indischen Unabhängigkeitskämpfer erinnern soll. "Uns fehlt der Hamburg-Bezug", kritisiert Conceicao Feist vom Netzwerk HafenCity. Es sei "seltsam", dass eine Mahatma-Gandhi-Brücke auf den zukünftigen Platz der deutschen Einheit vor der Elbphilharmonie führe. Auch Hiroshima, wo am 6. August 1945 die erste Atombombe fiel, sei als Straßenname "zu stark belastet". Die Initiative habe aber nichts gegen Straßen, die nach japanischen Städten benannt werden. Feist: "Man könnte die Straße auch Kobe-Straße nennen. Das ist eine Hafenstadt wie Hamburg."

+++ Anwohner gegen Straßennamen in HafenCity +++

Auch die Fachsprecher der Bürgerschaftsfraktionen mischen sich in die Diskussion ein. Sie fordern mehr Bürgerbeteiligung. "Diese Namen sind unglücklich gewählt. Wenn wir wollen, dass die HafenCity ein echtes Stück Hamburg wird, muss sich das in den Straßenbenennungen niederschlagen", sagte Andy Grote, wohnungsbaupolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, dem Abendblatt. Man müsse an die Menschen denken, die dort leben. Christa Goetsch, kulturpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, sagte: "In diesem Fall sind nicht die Namen an sich das Problem, sondern das Verfahren der Namensfindung, die von oben herab und ohne ausreichende Beteiligung der Bürger vor Ort geschieht."

Auch Hans-Detlef Roock von der CDU, FDP-Fraktionschefin Katja Suding und Norbert Hackbusch (Linke) forderten die federführende Kulturbehörde auf, den Bezirk und die Bewohner stärker an den Namensgebungsprozessen zu beteiligen.

Die zuständige Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) scheint dagegen im Fall der Hiroshima-Straße am Standort HafenCity festzuhalten: "Erinnerung macht nur dort Sinn, wo gelebt und gearbeitet wird, nicht auf der grünen Wiese am Stadtrand", sagte sie.

Immerhin: Vertreter der Behörde, des Bezirks und des Netzwerks wollen sich am 20. April zu einem Gespräch treffen, um eine Lösung zu suchen.