Die Designerin Katharina Czemper bildet Hamburger Gebäude auf Kleidern ab

Katharina Czemper deutet nach draußen: „Das sieht so hübsch aus.“ Der Blick schweift zum Fenster hinaus. Die Stadt wirkt von hier, der Cafeteria 66 im zwölften Stock des Bezirksamts Eimsbüttel, fast wie ein weit entfernter Ort, den man durch ein Fernglas betrachtet. Den Fernsehturm, ein paar Altbauten, die grünen Baumwipfel am Kaiser-Friedrich-Ufer – all das meint Czemper nicht. Die 31-Jährige deutet auf einen mit gelben Klinker verkleideten Koloss direkt nebenan, eines der Grindelhochhäuser. „Ich finde die Farbigkeit so toll.“

Die Designerin findet die Fassaden der Grindelhochhäuser so toll, dass sie die des Bezirksamts sogar als eines der Motive für ihre neue Kollektion „Sataft“ ausgewählt hat. Sataft steht für „A Saturday Afternoon Collection“ – also eine Sonnabendnachmittag-Kollektion, die sie gerade mit einer Modenschau im Musikpavillon von Planten un Blomen präsentierte.

„Bei mir hat alles etwas mit Zeit zu tun“, sagt Czemper. Ihr Label, das sie 2011 gegründet hat, heißt etwa Maison Suneve. Suneve, sunday evening, Sonntagabend. „Das hat genau das Gefühl getroffen, das ich mit meiner Mode rüberbringen möchte“, sagt Czemper.

Mit 18 Jahren kam die gebürtige Bremerhavenerin nach Hamburg. Schon während der Schulzeit zog es sie in die weite Welt. Mit 16 besuchte sie für ein halbes Jahr eine Highschool in den USA. Nach ihrem Abitur flog sie wieder in die Staaten, um sie zu bereisen. In Hamburg studierte Czemper Modedesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). In Athen studierte sie ein Jahr Malerei, die Sprache und das Leben.

„Ich wusste damals noch nicht, ob Malerei oder Design meine Zukunft war.“ Sie entschied sich für Design. Nach dem Abschluss folgten Jobs in Berlin und Paris. In der Stadt der Mode lernte Czemper ihren Partner Mathieu kennen, und die beiden hatten eine Idee: ein eigenes Label inklusive Laden. Sie übernimmt das Design, er alles, was mit dem Laden zu tun hat. Sofort war klar, dass der Shop in Hamburg eröffnet werden sollte. „Ich fühle mich hier einfach am wohlsten.“

Seit 2011 gibt es das Maison Suneve an der Marktstraße im Karoviertel nun schon. Czemper arbeitete im ersten Jahr nachts im Pudel Club und tagsüber in ihrem Atelier, um über die Runden zu kommen. Die Zeiten sind jedoch vorbei. Der Kundenstamm wird größer. DJs, Schauspieler und Models kommen.

Ein Kleid von Czemper bekommt man von 120 Euro an. „Ich versuche, die Preise niedrig zu halten“, sagt sie. „Sataft“ ist Czempers vierte Kollektion. Sie beschäftigt sich mit Bauwerken der Nachkriegszeit. Neben dem Bezirksamt verwendete die Designerin das Finnlandhaus und ein Treppenhaus der Handelskammer.

Sie hatte bereits einige Fassaden in Marseille fotografiert, als sie ihrer Kundin Kristina Sassenscheidt, die beim Denkmalschutzamt arbeitet, davon erzählte. Die Fachfrau wies sie auf die vielen spannenden Bauten Hamburgs hin. Czemper stieg aufs Fahrrad und entschied sich für Motive aus der Hansestadt. „Gerade weil die Nachkriegs-Ästhetik heute von vielen als unschön betrachtet wird. Der Mix macht eine Stadt ja erst interessant – ebenso die Mode.“

In Paris lernte Czemper ihren Partner Mathieu kennen, und die beiden hatten eine Idee: ein eigenes Label inklusive Laden.