Der Architekt Stefan Wentrup wirbt für seine spektakulären Pläne – und die Politik ist aufgeschlossen. Das Geld fehlt allerdings noch. Festmachen könnte das Schwimmdock an wechselnden Liegeplätzen.

Hamburg. Mitten im Hafen abtauchen, mit Blick auf Michel und Landungsbrücken oder auf die HafenCity ins Wasser springen, im Schwimmbad ein paar Bahnen ziehen und sich auf breiten Holzstufen sonnen – diese Vision soll nach dem Willen von Stefan Wentrup, Architekt und Geschäftsführer des Büros ginger architekten, bald Wirklichkeit werden. Der 32-Jährige hat Pläne entwickelt für ein „Schwimmdock Hamburg“, das im Hafen festmachen und zur Attraktion für Hamburger und Touristen gleichermaßen werden könnte. In der schwimmenden Badeanstalt ließe sich auf der Elbe schwimmen, ohne in der Elbe zu schwimmen. Noch gibt es keinen Investor, doch die Politik ist für das Vorhaben aufgeschlossen.

„Hamburg definiert sich sehr stark über die Lage der Stadt am Wasser, aber es gibt sehr wenig Möglichkeiten, das Wasser auch zu nutzen und zu berühren. So sind wir auf die Idee des Schwimmdocks gekommen", erzählt Architekt Wentrup. Zwar werde flussabwärts in der Elbe geschwommen, aber das sei wegen des Schiffsverkehrs nicht ungefährlich und im Bereich des Hafens selbst nicht möglich.

Der Hamburger hat eine 13-seitige Projektskizze vorgelegt, die sein Vorhaben veranschaulicht. Bewusst ist das 55 mal 12 Meter große Schwimmdock aus Materialien gestaltet, die im Hafen selbst genutzt werden: Für die Aufbauten und die Verkleidung des Pontons werden Frachtcontainer verwendet. „Damit wird dem industriellen Ambiente des Liegeplatzes Tribut gezollt“, so Wentrup. „Vom Schwimmdock aus ließe sich Hamburg in neuer Perspektive erleben, es kann eine spannende Mischung bieten aus Erholung und dem industriellen Charakter des Hafens."

Im Schwimmdock soll man das Gefühl haben, in der Elbe zu schwimmen. Der Planer möchte die Tradition des Elbbadens in Stadtnähe wieder aufleben lassen, aber darüber hinaus noch mehr bieten: Auch Kulturangebote, Konzerte oder Filmvorführungen sollen in das Konzept eingebunden werden – das ist Wentrup wichtig. „Deshalb die auditoriumsartige Anordnung der Bänke.“ Der Architekt ist in dieser Sache bereits bei Kampnagel vorstellig geworden. Im Winter könnte das Schwimmdock als Sauna genutzt werden oder sich – spektakulärer noch – in eine Eisbahn verwandeln. Dafür würde synthetisches Eis verwendet werden, damit die Außenfläche nicht gekühlt werden muss.

Politik ist gesprächsbereit

Der 32-Jährige hat sein Konzept bereits der SPD und den Grünen vorgestellt, eine Finanzierung gibt es aber bislang noch nicht, ebenso wenig wie eine aussagekräftige Schätzung der Kosten. „Wir suchen einen Investor und einen Betreiber“, räumt Wentrup ein. Beflügelt werden könnten die Pläne durch den Blick nach Berlin. Dort gibt es seit Jahren ein Badeschiff auf der Spree. Und welcher Hamburger lässt es schon gern auf sich sitzen, dass die Hansestadt mit der Hauptstadt nicht mithalten kann?

Festmachen könnte das verschleppbare Schwimmdock nach Wentrups Vorstellungen an wechselnden Liegeplätzen abseits der Schiffsfahrtswege, beispielsweise neben der Cap San Diego, am Strand Pauli, am südlichen Ausgang des Alten Elbtunnels oder im Nieder-, Hansa- oder Spreehafen.

Die Politik steht den Plänen des Architekten aufgeschlossen gegenüber. Die Grünen-Landesvorsitzende Katharina Fegebank ist regelrecht begeistert. „Das passt, die Idee ist charmant“, sagt sie. „Das Schwimmdock überzeugt mich, weil es an historische Traditionen anknüpft, die Elbe und das Wasser erlebbar macht und zu einem Anziehungspunkt für Touristen und Hamburger werden könnte“, so Fegebank. Sie fände die HafenCity als Standort für die schwimmende Badeanstalt in mehrfacher Hinsicht ideal: „Das Schwimmdock wurde diesen Stadtteil, der von vielen als eher kühl oder als bloßen Touristenmagneten empfunden wird, ganz neu und anders beleben“, schwärmt Fegebank. Die Badeanstalt dürfe aber nicht zu einem „Elitendock“ werden, sondern ein Ort, der auch für Jugendgruppen und andere offen sei.

„Ich finde die Idee interessant, sie stünde Hamburg gut zu Gesicht“, sagt auch der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jan Balcke, dem Wentrup seine Pläne vorgestellt hat. Das Vorhaben sei grundsätzlich unterstützenswert, meint Balcke, allerdings seien noch viele Fragen offen. So sei der Hafen ein sensibles Gebiet, Freizeitangebote dürften die Hafenwirtschaft nicht beeinträchtigen. Denkbar sei deshalb, dass man weniger befahrene Seitenarme der Elbe nutze. Balcke hat die Pläne bereits informell der HPA weitergeleitet.

„Auch die Frage, ob man ein solches Schwimmdock mit öffentlichen Mitteln finanziert, muss sehr genau diskutiert werden.“ Wenn ein Investor gefunden sei und das Finanzierungskonzept stehe, sei er sehr offen für das Projekt. Man könne auch mit Bäderland sprechen, ob die als Betreiber in Frage kämen, so der SPD-Politiker Balcke. Allerdings seien die Investitionskosten hoch und der Steuerzahler dürfe nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Auch der Bezirk Mitte hat grundsätzliches Interesse an der Idee signalisiert.