Der CDU-Politiker Heiko Hecht fühlt sich in seiner Fraktion nicht ausreichend unterstützt. Nach Ärger in der eigenen Fraktion legt CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Heiko Hecht sein Mandat nieder.

Finkenwerder. Schlammschlachten mit Parteifreunden und Ärger mit der eigenen Fraktion einerseits, auf Finkenwerder andererseits eine treue Wählerschaft und viele Sympathisanten: Am CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Heiko Hecht, der dem Parlament seit 2004 angehört und damals einer der jüngsten Abgeordneten war, scheiden sich die Geister. Nun schmeißt der 35-Jährige hin. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte der Jurist, dass er sein Bürgerschaftsmandat zum 1. September abgibt. Sein Mandat übernimmt als Nachrücker David Erkalp, der bereits von 2008 bis 2011 der Bürgerschaft angehörte und nun sein politisches Comeback in der Bürgerschaft feiert.

Heiko Hecht verlässt das Landesparlament nicht ganz geräuschlos: Seinen Rückzug habe er lange überlegt und mit seiner Familie besprochen. Gründe für das Ausscheiden gebe es viele, so Hecht. Dann legt der Rechtsanwalt los: „Es ist kein Geheimnis, dass mein Verhältnis zu einigen Abgeordnetenkollegen nicht besonders harmonisch ist und dass es auch mal Auseinandersetzungen gab. Wenn so etwas über Jahre geht, dann strengt das doch sehr an und man fragt sich, warum tue ich mir das überhaupt noch an?“ Hecht meint: „Zumindest seit der letzten Bürgerschaftswahl hat die Arbeit in der Fraktion nicht immer Spaß gebracht.“ So habe er auch auf Druck der Fraktion, nicht ganz freiwillig zunächst, den Fachsprecher für Arbeitsmarkt- und dann später auch den Fachsprecher für Europapolitik abgeben müssen.

Von Fraktionschef Dietrich Wersich habe er sich mehr Rückendeckung gewünscht, so Hecht weiter. Dem Jurist ist jedoch wichtig: „Ich möchte jetzt keinen Rosenkrieg beginnen. Ich werde mich auch in Zukunft für die CDU engagieren.“ Die Unzufriedenheit mit der eigenen Fraktion ist nach Hechts Worten aber nicht der einzige Grund für seinen Rückzug: Er sei beruflich mit seiner Kanzlei für Arbeitsrecht, die er weiter ausbauen möchte, sehr eingespannt. Zudem will sich Hecht auf seine diversen Aufsichtsratsmandate in der Immobilienwirtschaft konzentrieren. Und sich auch mehr um seine Frau und die beiden kleinen Kinder kümmern. Hecht ist wichtig: „Ich mache jetzt seit gut 19 Jahren aktiv Politik, und es ist immer mehr geworden. Ich gebe gerne auf jedem Gebiet 100 Prozent, doch das geht einfach nicht mehr.“

Dass der Parlamentarier Hecht nicht gerade als der zuverlässigste Abgeordnete galt, ist auch bekannt. Er fehlte häufiger bei Ausschuss- oder Fraktionssitzungen, was ihm Kritik eintrug: „Das war kein böser Wille, sondern meiner Arbeit als gut beschäftigter Jurist geschuldet“, sagt er dazu. „Aber auch deshalb reagiere ich jetzt und werde mich auf meine Anwaltstätigkeit konzentrieren.“ Hecht wird sich allerdings nicht ganz zurückziehen, sein Amt als CDU-Ortsvorsitzender in Finkenwerder will er weiter ausüben.

In der Vergangenheit haben die Auseinandersetzungen von Hecht mit Parteifreunden immer wieder für Schlagzeilen gesorgt: Zuletzt ging es dabei um die Wahlen im CDU-Ortsverband Finkenwerder vom April 2012. Diese waren zum Teil ungültig und müssen wiederholt werden. Zu diesem Urteil kam kürzlich das Kreisparteigericht, das eine Gruppe Finkenwerder CDU-Politiker angerufen hatten. Die Wahl von Hecht zum Ortsvorsitzenden auch für ungültig zu erklären, lehnte das Gericht jedoch ab. CDU-Politiker Hecht hat Widerspruch gegen die Entscheidung des Parteigerichts eingelegt.

Legendär ist auch die Schlammschlacht mit seinem CDU-Abgeordnetenkollegen Andreas Wankum. Der hatte auf Facebook in Bezug auf Hecht geschrieben: „Der Mann gehört in die Anstalt.“ Das war im Februar 2011, als bei der CDU die Nerven nach der verlorenen Bürgerschaftswahl blank lagen und Hecht zuvor in einem Interview mit dem Fernsehsender Hamburg 1 Kritik an Fraktionschef Frank Schira geübt hatte, der dann bei der Neuwahl zum Fraktionsvorsitz nicht wieder antrat. Nach der Beleidigung beantragte Heiko Hecht eine einstweilige Verfügung gegen Wankum. Das Landgericht gab Hecht Recht, und Wankum darf diese Äußerungen nicht wiederholen.

Viel Genugtuung dürfte jetzt Nachrücker David Erkalp spüren, der in seinem Wahlkreis Billstedt/Finkenwerder/Wilhelmsburg bei der Bürgerschaftswahl nach Hecht die zweitmeisten Stimmen für die CDU erreichte. Auf dem Parteitag am 8. Januar 2011 kandidierte er für die Landesliste auf dem aussichtsreichen Platz 8. Überraschend trat damals Christoph de Vries gegen ihn an und Erkalp fiel durch. Das Verhältnis der beiden kann als zerrüttet beschrieben werden. Nun treffen sich die beiden Politiker in der Bürgerschaft wieder.

Auf Abendblatt-Anfrage sagte Erkalp, der erst kurz vorher von dem Hecht-Rücktritt erfahren hatte: „Natürlich freue ich mich über den Wiedereinzug in die Bürgerschaft.“ Er werde sich vor allem darauf konzentrieren, die Belange seines Wahlkreises zu vertreten. Dabei will sich Erkalp insbesondere dem Thema Asylbewerber widmen, die die Stadt überproportional häufig in Billstedt unterbringe.