Das Hamburger Amtsgericht verhängt eine Geldbuße für den angeklagten Studenten, der sich beim Schweinske-Cup Polizisten widersetzte.

Hamburg. Der Angeklagte sieht sich als Opfer. Nicola B., Fan des FC St. Pauli, will bei den Ausschreitungen während des Schweinske-Cups in der Alsterdorfer Sporthalle von mehreren Polizisten drangsaliert worden sein. Vor dem Amtsgericht St. Georg stand der Student aus Darmstadt am Freitag aber, weil es genau umgekehrt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 27-Jährigen vor, während der Krawalle zwischen Fans des VfB Lübeck und des FC St. Pauli zwei Polizisten attackiert zu haben, als sie ihn in Gewahrsam nehmen wollten.

Der Fall ist durchaus prekär: Zuletzt hatte der mit der Untersuchung der Ereignisse rund um den Schweinske-Cup beauftragte Bochumer Kriminologe Thomas Feltes der Polizei schwere Fehler vorgeworfen; die Polizei kritisierte den Bericht als "einseitig". Viele Fans hatten sich nach den Tumulten am Abend des 6. Januar über das harte Vorgehen der Beamten und den Einsatz von Pfefferspray beschwert. Es gab 90 Verletzte, 74 Ingewahrsam- und zwei Festnahmen.

Von einem Fehler geht auch Nicola B. aus: Er war auf dem Weg zur Toilette, wo sich die Lager plötzlich gegenüberstanden. VfB-Lübeck-Fans, die Nazi-Parolen riefen, hier, St.-Pauli-Fans, deren "Nazis raus"-Rufen er sich angeschlossen habe, dort. Plötzlich sei er zu Boden gebracht worden, ein Polizist habe ihm schmerzhaft die Hände hinter dem Rücken verdreht, und wie er so gefesselt dalag, habe ihm ein Beamter noch ins Gesicht geschlagen, ihm sei ganz schwarz vor Augen geworden.

Der von Nicola B. beschuldigte Polizist, Mark M., erzählt vor Gericht eine andere Geschichte. Er habe beobachtet, wie der 27-Jährige einem Kollegen gegen den Brustpanzer geschlagen habe. Als er dazukam, um die Ingewahrsamnahme zu unterstützen, habe ihn der Mann gleich attackiert und versucht, seinen Helm abzuziehen. "Da habe ich ihm ins Gesicht geschlagen."

Ähnlich schildern die Situation zwei weitere Beamte, die Mark M. zu Hilfe geeilt waren. Erst zu dritt hätten sie den jungen Mann bändigen können. Eine Beamtin: "Wir wurden von der Eskalation total überrascht." Weil Nicola B. nicht vorbestraft ist und im Gegensatz zu den Beamten damals verletzt wurde, stellt das Gericht das Verfahren gegen 300 Euro Geldbuße ein.