Die Strandsaison kann beginnen. Das Sky & Sand ist Hamburgs jüngste und höchste Strandbar. Elf weitere Betriebe hoffen auf gutes Wetter.

Hamburg. Beach-Clubs boomen. Und es werden immer mehr. Das Sky & Sand ist Hamburgs jüngste und höchste Strandbar. Am Sonntag wird sie auf dem Parkdeck der Mundsburg-Hochhäuser am Einkaufszentrum Hamburger Meile (Hamburger Straße) offiziell eröffnet.

Der Himmel ist so blau und der Sand zwischen den Füßen so fein, dass man sich im Schatten der Palmen für einen kurzen Moment am liebsten verlieren, den Alltag für ein paar Minuten vergessen möchte. Nur ist da eben dieses leise, kaum wahrnehmbare Hintergrundgeräusch. Ganz kurz hat man es vor Augen, das Meer, den großen Ozean. Doch das Rauschen kommt nicht vom Brechen der Wellen, sondern lediglich von der Hauptstraße, die elf Stockwerke tiefer liegt.

+++ Aussicht zum Wochenende: Sonnige Tage voraus! +++

Aus rund 40 Meter Höhe reicht der Panoramablick vom Stadtpark bis zum Fernsehturm. Geht es nach den Betreibern des Klubs, soll dies aber nicht der einzige Grund für die Besucher bleiben, bei einem Cocktail gemütlich den Feierabend ausklingen zu lassen: 60 Tonnen weißer Sand mit "Fidschi-Strandqualität" wurden zuvor auf das Dach gepumpt. Ein 20-Quadratmeter-Pool inklusive Handtuchservice, Himmelbetten sowie ein kulinarisches Angebot rund um die 100 Strandliegen sollen für das Wohlbefinden der Gäste sorgen, eingebettet in eine weiße Zeltlandschaft und bequem per Fahrstuhl erreichbar von dem wiedereröffneten Einkaufszentrum Hamburger Meile.

Die Inszenierung ist beinahe perfekt. Und das muss sie auch sein, denn die Konkurrenz ist groß. In Hamburg gibt es schon mindestens zwölf große Beach-Clubs. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Egal, ob der rustikale StrandPauli direkt an der Elbe oder der edle Hamburg City Beach Club (HCBC) nebenan. Es ist ein Geschäft mit der Illusion: "Wenn ich in einen Beach-Club gehe, dann will ich einfach alles vergessen. Die Arbeit, den Stress und ganz ehrlich: auch mal Hamburg", sagt Julianne, 21 Jahre alt und Zahnarzthelferin. Manchmal, da brauche sie diese Flucht aus dem Alltag, erzählt sie, während sie es sich auf einer Liege bequem macht. Früher gab es After-Work-Partys. Heute laufen ihnen die After-Job-Holidays den Rang ab. Es ist das Prinzip "Urlaub kurz nach Feierabend", das Erlebnis exotischer Ferne, das man um die Ecke findet. Je besser die Illusion, desto beliebter die Location.

Die erste künstliche Strandbar in Deutschland wurde 2003 in Berlin eröffnet. Die Strandbar Mitte, auch gerne als Copacabana der Spree bezeichnet, musste mittlerweile zwar die ehemalige Strandfläche einbetonieren, doch ihr kulturelles Erbe lebt weiter. Und es ist ein internationales Erfolgsrezept geworden. Im 21. Jahrhundert, in dem die Wege immer kürzer, die Städte immer größer werden und alles erreichbar scheint, bekommt auch das exotische seine urbane Note.

Einer der Ersten, die das Konzept für Hamburg übernahmen, war Harry Woltmann, Geschäftsführer vom Hamburg del mar. Als er vor neun Jahren eröffnete, war für ihn der Begriff Beach-Club auch so etwas wie ein Versprechen. Für Woltmann gehört zum Strandfeeling neben Sand, Palmen und rustikalen Liegestühlen auch ganz selbstverständlich das Wasser. Darum hat er seinen Laden auch nahe der Elbe eröffnet. "Das gehört dazu, das wollen die Leute haben", sagt er. Dann sei es ein Leichtes, den Gast glücklich zu machen. "Wenn die Leute kommen und dieses Strandgefühl haben, braucht es nicht mehr viel. Da ist es egal, welche Biermarke sie trinken. Die Menschen sind glücklich. Man sieht es in ihren Gesichtern."

Doch hinter den Kulissen der perfekt inszenierten Urlaubsatmosphäre verbirgt sich nicht nur viel Arbeit, sondern auch ein unkalkulierbares geschäftliches Risiko - sowohl für die Betreiber als auch für die Angestellten. Während die Besucher auf den Liegestühlen einer Strandbar ihre Cocktails zu den ersten Sonnenstrahlen der Woche genießen, steht etwas abseits Stefanie, 21, weiße Bluse, dunkle Schürze, die Haare blond und offen. Sie ist Kellnerin. Und deutet auf einen großen, weißen Transporter abseits des Geländes: "Das ist unser Kühlwagen", sagt sie. "Nach der letzten völlig verregneten Woche mussten wir ihn erst einmal um gut ein Viertel leer räumen." Denn gerade frisches Obst und sonstige Lebensmittel halten sich nicht allzu lange.

Das schlechte Wetter ist das größte Problem des Gewerbes: Ist das Geschäft verregnet, bleibt der Betreiber auf seinen Kosten sitzen, und Mitarbeiter können oft nicht bezahlt werden. Die Arbeitszeiten sind daher flexibel. "Man ist eigentlich immer auf Abruf: bei gutem Wetter kommen, bei Regen wieder gehen", sagt Stefanie. Man müsse wissen, auf was man sich einlässt, sagt sie - und beißt beim Lächeln die Zähne zusammen, als sie mit ihrem Kellnertablett wieder Getränke serviert.

Im Sky & Sand verlief die Generalprobe für die große Eröffnung derweil reibungslos. In den ersten Maitagen, als die Temperaturen bereits sommerliche Werte erreichten, öffnete man erstmals die Tore. Und irgendwann wurde die entspannte Lounge-Musik aus den großen stilvollen Boxen dann ein wenig lauter, das Straßenrauschen ein wenig leiser und in einigen Momenten, da konnte man meinen, es verschwindet ganz unter den sanften Bässen. Und dann ist man der perfekten Illusion für einen kurzen Moment wieder ganz nah.

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