Viele Pendler stellen Autos kostenlos in Hamburg ab, weil Parken in Metropolregion Geld kostet. Werden künftig Gebühren erhoben?

Hamburg. Mit dem Auto von zu Hause zur nächsten Nahverkehrsanbindung fahren, parken - und dann bequem per S- oder U-Bahn in die City pendeln: So lautet der Grundgedanke des Park+Ride-Prinzips. 50 Anlagen stehen den Hamburgern derzeit im Stadtgebiet dafür zur Verfügung. Nach Meinung der Wirtschaftsbehörde funktioniert das System in dieser Form jedoch nicht. Daraufhin erteilte sie der städtischen P+R-Betriebsgesellschaft den Auftrag, ein Konzept zur Verbesserung zu entwickeln. Dieses liegt der Behörde nun zur Bearbeitung vor. Einer der Vorschläge: Für das Abstellen des Autos sollen in Zukunft Gebühren erhoben werden.

Gegen diese Pläne regt sich bereits jetzt Kritik. FDP-Verkehrsexperte Wieland Schinnenburg spricht sich deutlich gegen die Einführung von Gebühren aus. "P+R Plätze müssen auf jeden Fall kostenlos bleiben. Nur so kann das Angebot für Autofahrer zum Umstieg auf die Bahn attraktiv bleiben." Ansonsten befürchtet der Politiker, die Pendler könnten die Strecken in die Innenstadt wieder mit dem Auto zurücklegen.

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Bislang können die Nutzer ihre Fahrzeuge auf den rund 9000 Parkplätzen kostenfrei abstellen. Bereits im Jahr 2007 forderte der Rechnungshof die Behörde auf, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob das Erheben von Parkgebühren eine Option sei. Bisher wird die Instandhaltung der Parkplätze und Häuser zum Teil aus öffentlichen Mitteln, anteilig von den Verkehrsbetrieben Hochbahn, AKN, VHH und PVG finanziert. Laut Jens Lang, dem Geschäftsführer der P+R-Betriebsgesellschaft, könnte durch die Einführung von Parkgebühren die Instandhaltung mitfinanziert werden. Lang und sein Team waren es, die das Konzept für die Behörde entwickelten. Für ihn sei die Gebührenerhebung hauptsächlich ein verkehrspolitisches Steuerungsinstrument.

"Betrachtet man die Parkhäuser in den Randgebieten, so wird deutlich, dass die Nutzer nicht aus Hamburg, sondern aus der Metropolregion stammen, in der für das P+R-Angebot Gebühren erhoben werden", so Lang. In Harburg würden beispielsweise Pendler aus Buxtehude oder Lüneburg parken, weil sie die Parkplätze in der eigenen Stadt nicht nutzen wollen. "Das ist doch paradox, denn der Sinn von P+R ist doch, so viel Strecke wie möglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen." Bei einer Gebühreneinführung würde sich zumindest dieses Problem erübrigen, so Lang. Sollte sein Konzept umgesetzt werden, müssten die Pendler jedoch nicht mit großen Summen rechnen. "Wir sprechen hier von rund einem Euro pro Tag."

Ein Großteil des Konzepts befasst sich jedoch nicht mit der Gebührenfrage, sondern dem Ausbau von Parkplätzen. Im Gegenzug sollen vier Anlagen in der Innenstadt - Barmbek, Berliner Tor, Dehnhaide und Hasselbrook - nicht mehr als P+R-Anlage betrieben werden. "Auch das widerspricht nämlich dem Konzept: Diese Parkplätze in der Stadt werden nicht von Pendlern benutzt, sondern als allgemeine, kostenfreie Parkplätze angesehen", so Lang. Die Bewirtschaftung dieser Flächen würde dann an die Bezirke zurückfallen. Wann es zur Umsetzung des Konzepts kommen könnte, kann Lang nur schwer einschätzen. Bislang werden die Ausarbeitungen von der Behörde geprüft.

Bei einer Umstellung werden nicht sofort alle P+R-Plätze kostenpflichtig. "Es würde eine Pilotregion mit zwei bis drei Parkhäusern geben, in denen wir testen, ob der Plan aufgeht", so Lang. "Denn schließlich kostet es auch Geld, Gebühren einzutreiben. Egal, ob Kontrollen durchgeführt oder Automaten aufgestellt werden müssen."

Der Hamburger Verkehrsverbund ist dem Konzept gegenüber nicht abgeneigt. "Es muss aufgepasst werden, dass mögliche Kosten nicht dazu führen, dass unsere Kunden abgeschreckt werden", sagt Sprecherin Gisela Becker. "Wir wollen jedoch, dass sie so weit wie möglich aus dem Umland mit der Bahn fahren und nicht etwa in der Stadt parken, weil es kostenfrei ist. Diesen Aspekt muss man betrachten." Dieser Meinung ist auch SPD-Verkehrsexperte Ole Thorben Buschhüter. "Es ist noch nichts endgültig entschieden, aber es ist legitim, über eine Einführung von Gebühren nachzudenken", so Buschhüter. "Es würde sich um moderate Beträge handeln. Und in anderen Städten wie München funktioniert es auch."