Hamburg. „Weißes Haus“ an der Alster soll zur Luxusherberge werden. Doch dramatische Geschichte der Immobilie dürfe nicht vergessen werden.

Künftig wird das ehemalige US-Konsulat an der Alster in Hamburg-Rotherbaum Gäste beherbergen. Die Münchner Unternehmensgruppe Derag (Deutsche Realbesitz Unternehmensgruppe) hat die geschichtsträchtige Immobilie gekauft und will diese nun zum exklusiven Hotel „The Jefferson“ umbauen.

Weil die Doppelvilla am Alsterufer 27/28 während der NS-Zeit Hauptsitz der NSDAP war und als Zentrale für die Gauleitung unter Karl Kaufmann diente, drängen die Grünen in der Bezirksversammlung Eimsbüttel jedoch weiterhin auf eine andere Nutzung. Die Fraktion hatte bereits im Juni 2023 – lange vor dem Verkauf an die Derag – angeregt, in dem Gebäude an die nationalsozialistische Vergangenheit zu erinnern und auf dem dazugehörigen Gelände einen Gedenkort einzurichten.

Alster Hamburg: US-Konsulat – NS-Vergangenheit der Immobilie müsse sichtbar sein

Nun hoffen die Bezirkspolitiker, dass daraus trotz der Hotelpläne noch etwas wird, und berufen sich auf Aussagen des geschäftsführenden Mehrheitsgesellschafters der Hotelkette, Max Schlereth. Dieser hatte gegenüber dem Abendblatt angekündigt, es sei ihm wichtig, dass sich in dem Gebäude „die Geschichte des Hauses sowie die Bedeutung des historischen Kontexts“ widerspiegelt.

Zur Geschichte: Das Gebäude mit der Hausnummer 28 war im Besitz der jüdischen Familie Sander, als die NSDAP es zu einem Spottpreis „angemietet“ hat, der nicht im Geringsten die Kosten für das Gebäude gedeckt habe, heißt es in einer Mitteilung der Grünen.

US-Konsulat in Hamburg: Alstervilla war im Besitz einer jüdischen Familie, dann kamen die Nazis

Ein aus einem Antrag der Grünen hervorgegangenes Gutachten des Staatsarchivs Hamburg zur Geschichte der Doppelvilla am Alsterufer 27/28 von der NS-Zeit bis in die 1950er-Jahre vom 13. September 2023 kommt demnach zu dem Ergebnis, dass trotz der Nichtenteignung der Familie „in diesem Fall von einer sogenannten Arisierung jüdischen Besitzes“ gesprochen werden muss.

Kathrin Warnecke, Fraktionschefin der Grünen in Eimsbüttel, appelliert an den Besitzer der Alstervilla, trotz der Hotelpläne die Nazi-Vergangenheit der Immobilie zu berücksichtigen.
Kathrin Warnecke, Fraktionschefin der Grünen in Eimsbüttel, appelliert an den Besitzer der Alstervilla, trotz der Hotelpläne die Nazi-Vergangenheit der Immobilie zu berücksichtigen. © GRÜNE Eimsbüttel | GRÜNE Eimsbüttel

Kathrin Warnecke, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksfraktion Eimsbüttel, appelliert an den neuen Besitzer des ehemaligen US-Generalkonsulates, trotz der Hotelpläne Raum zu schaffen für ein würdevolles Gedenken an die Nazi-Vergangenheit in der Alstervilla: „Wir nehmen Max Schlereth beim Wort, dass ihm der historische Kontext des Gebäudes ein wichtiges Anliegen sei. Wir sind gespannt und haben in unserem Antrag auf verschiedene Wissensvermittler hingewiesen, die ihm da zur Seite stehen können, um auch die nationalsozialistische Vergangenheit des Gebäudes einzubinden.“

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Die Geschichte dieser Immobilie sei nach wie vor vielen Hamburger und Hamburgerinnen nicht bekannt. „Von hier aus „regierten“ die Nationalsozialisten Hamburg. Die Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum galten als ,NS-Regierungsviertel‘“, so Susanne Hericks, Mitglied im Kerngebietsausschuss der Grünen in der Bezirksfraktion Eimsbüttel.

„Es wäre wünschenswert, wenn hier für Hamburg – zentral und am Ort der Geschichte – ein kleiner bescheidener Anfang gemacht würde.“