Hamburg. Die Baupläne für ein neues Verwaltungsgebäude am Tibarg wurden jüngst gestoppt. Bezirkspolitikerin erhöht nun den Druck.

Ines Schwarzarius versucht gar nicht erst zu verstecken, dass sie unzufrieden ist. Unzufrieden damit, dass nach dem Aus für die Neubaupläne eines Verwaltungs- und Kundenzentrums in Hamburg-Niendorf noch immer nicht konkret ist, wie es mit dem in die Jahre gekommenen Gebäude weitergeht. Im Dezember vergangenen Jahres wurde verkündet, dass aus dem geplanten Neubau zwischen Tibarg und Garstedter Weg nichts wird. Der Grund: Die hohen Zins- und Baukostensteigerungen.

Das Kundenzentrum in Niendorf bleibt also mindestens bis 2029 – so lange läuft der Mietvertrag – in dem pavillonähnlichen Gebäude in der Nähe der Wochenmarktfläche.

Niendorf: Weiter Ärger um geplatzte Pläne für Neubau von Kundenzentrum

„Auch wenn wir aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehen können, dass die Planungen für den Neubau vorerst auf Eis gelegt wurden, brauchen wir schnellstmöglich Klarheit, wie es jetzt und vor allem langfristig weitergeht“, sagt Schwarzarius, stellvertretende SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende in Eimsbüttel.

„Es gibt noch viele Fragezeichen, die es aus dem Weg zu räumen gilt. Wir erwarten von den Behörden, dass sie die Dringlichkeit des Erhalts und der bedarfsgerechten Anpassung des Kundenzentrums am Tibarg ernst nehmen und alle ausstehenden Prüfverfahren schnellstmöglich auf den Weg bringen“, erklärt sie weiter.

Ines Schwarzarius ist stellvertretende SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende in Eimsbüttel.
Ines Schwarzarius ist stellvertretende SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende in Eimsbüttel. © Sebastian Mietzner | Sebastian Mietzner

Die SPD-Politikerin kritisiert die in ihren Augen deutlichen Mängel des Verwaltungsgebäudes. „Das Gebäude war mal eine Bücherhalle und hat einen Standard aus den 1980er-Jahren. Wir sprechen über Themen wie Barrierefreiheit, die Kundinnen und Kunden müssen häufig auf dem Flur stehen. Dort zieht es. Das Gebäude hat eine Einfachverglasung. Es ist auch energetisch einfach nicht mehr zeitgemäß“, präzisiert Schwarzarius im Gespräch mit dem Abendblatt. „Daher muss etwas passieren.“

Niendorf: Behörden bestätigen unzeitgemäßen Zustand des Kundenzentrums

Die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, die mit dem Dienstleister „Hamburg Service vor Ort“ für den Betrieb der Ämter zuständig ist, macht keinen Hehl daraus, dass das aktuelle Gebäude in der Tat nicht den Anforderungen eines modernen Verwaltungsgebäudes entspricht. Dies sei mit Blick in die Zukunft zu berücksichtigen, heißt es seitens der Behörde. Konkrete Planungen, wie es besser werden könnte, gebe es derzeit aber nicht.

In der Bezirksversammlung am 14. Dezember 2023 hieß es, dass es durchaus zwei Optionen für ein moderneres Kundenzentrum am Tibarg geben würde. „Es besteht die Möglichkeit, die bestehenden Gebäudeteile zu sanieren/modernisieren und mit der bereits vorhandenen Fläche und Kubatur zu planen“, heißt es in einem Beschluss. „Voraussetzung wäre, dass das Bezirksamt mit dem aktuellen Flächenbedarf und geplanter Arbeitsplatzanzahl auch über den Zeitraum weiterer 20 Jahre auskommen wird. Dies müsste im Rahmen einer Bedarfsanalyse geprüft werden. Ein Umbau der bestehenden Gebäudekörper, welcher baurechtlichen Genehmigungen unterliegen würde, ist leider nicht realisierbar.“

Niendorf: SPD-Politikerin sorgt sich um die Zukunft des Kundenzentrums

Möglichkeit zwei wäre ein Abriss und kompletter Neubau des Kundenzentrums. „Sobald ein neuer Bebauungsplan in Kraft tritt, wäre auf dessen Grundlage seitens des Grundstückseigentümers auch ein Neubau möglich. Beide Optionen wurden jedoch noch nicht im Detail geprüft“, heißt es in der Beschluss-Drucksache. „Wir haben die Sorge, dass die Planung der Zukunft des Kundenzentrums so ein wenig auf die lange Bank geschoben wird. Das darf nicht sein“, sagt Schwarzarius.

Egal welche Lösung am Ende in Niendorf umgesetzt wird: Für die Bezirkspolitikerin ist vor allem wichtig, dass das Kundenzentrum mittel- und langfristig erhalten bleibt. In welcher Form auch immer. „Wenn man den Menschen die Ansprechpartner vor Ort nimmt, entfernt man sich immer weiter von den Bürgern. Das muss in jedem Fall in Niendorf verhindert werden“, so Schwarzarius. Als mahnendes Beispiel nennt sie die Schließung des Kundenzentrums in Stellingen im Juni 2012.

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Konkrete Sorge, dass dieses Szenario auch in Niendorf drohen könnte, hat Ines Schwarzarius zwar nicht. „Man weiß in diesen Zeiten aber nie“, so die SPD-Politikerin, die eine klare Botschaft an die Behörden hat.

„Wir fordern eine offene Kommunikation und eine klare Linie bei den weiteren Planungen. Um das Zentrum von Niendorf auch in Zukunft lebendig zu halten und eine positive Entwicklung zu gewährleisten, muss für das Kundenzentrum eine langfristige Sicherung gewährleistet werden, die sowohl den zukünftigen Bedarf als auch eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes abdeckt“, sagt Schwarzarius. Damit dürfte sie vielen Bürgerinnen und Bürgern in Niendorf aus der Seele sprechen.