Milena und Hermann Ebel fördern Kultur aus Leidenschaft. Jetzt wurde zum sechsten Mal ihr Musikpreis verliehen. 6000 Euro Preisgeld.

Hamburg. In seiner Kindheit in Amelinghausen hat Hermann Ebel Sonntagszeitungen verkauft, um unabhängig von Taschengeldsperren des Vaters zu werden. Hat beim Segeln die Faszination der Schiffe entdeckt. Hat in einem Posaunenchor und Orchester gespielt und dort Teamgeist gelernt. Heute ist Ebel, Jahrgang 1949, mit den Firmen seiner Hansa Treuhand Holding AG einer der erfolgreichsten deutschen Reeder und Schiffsfinanzierer. Die Kultur hat er nicht vergessen: Gestern Abend wurde in der Musikhochschule der Hermann-und-Milena-Ebel-Preis verliehen, 6000 Euro, zum sechsten Mal. Gewonnen hat ihn die Hamburger Sopranistin Nora Friedrichs.

Ensemble-Preise à 6000 Euro gingen an das Trio Catch und das Decoder Ensemble. Stipendien (je 4000 Euro) bekamen Eda And, Anna-Lena Schnabel und Shichao Wang. Alle Gewinner studieren an der Musikhochschule.

Wenn die Ebels etwas anpacken, haben sie keine Eintagsfliegen im Sinn. Im Penthouse-Büro mit Alster-Panorama des zum Firmensitz umgebauten ehemaligen Hotels Prem erzählen sie, was ihnen wichtig ist.

Natürlich war die Gründung ihrer "Stiftung Maritim Hermann und Milena Ebel" 2006 zuerst eine geschäftliche Entscheidung. Ebel, mit seinem feinen Gespür für Unabhängigkeit, wollte "lästige Kaufangebote" von Investmenthäusern stoppen. Zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern entschied er: 25,1 Prozent der Holding-Aktien gehen in die Stiftung, sie dürfen nicht mehr veräußert werden. So sieht er sein Lebenswerk gesichert auch für eine Zeit, die nach ihm kommt. Dieses langfristige Denken, sagt er, macht den Hanseaten aus. Die Erträge dieser Aktien sollen Gutes tun, damit haben Hermann und Milena Ebel eine lange gemeinsame Erfahrung.

Kennengelernt haben sie sich, als sich Ebel 1983 nach seiner Zeit als Geschäftsführer der Flensburger Schiffbau AG als Schiffsfinanzierer selbstständig machte. "Die Werften waren meist technisch geführt, die Idee, sich auch um die Finanzierung von Schiffsneubauten zu kümmern, war noch relativ neu." Er brauchte ein Büro. Das hatte die Alstertor KG, mit der sich seine spätere Frau, eine geborene Kroatin, um Immobilienfinanzierungen kümmerte. Bald hat es zwischen beiden gefunkt. Heute ist Ebel Herr über mehr als 80 Schiffe und ein Dutzend Firmen. Über seinen kometenhaften Erfolg sagt er: "Och, das war schon schön."

Warum helfen sie anderen? "Wir kommen beide aus kleinen Verhältnissen. Wir waren fünf Kinder, meine Frau kommt aus dem Fischerdorf Tribunj in Kroatien. Wir haben uns alles selbst erarbeitet, auch mein Studium habe ich mir selbst verdient. Wenn man dann erfolgreich ist, fällt es einem viel leichter, auch etwas für andere zu tun, die nicht so viel Glück hatten."

Über die Zeit, als die Jugoslawien-Kriege ab 1991 den Balkan erschütterten, sagt Milena Ebel: "Wer angefangen hat, weiß ich nicht. Aber wer darunter leidet: vor allem die unschuldigen Kinder." Sie gründet 1993 die "Arche Noah Kroatienhilfe", die mehr als 1000 Patenschaften für Kinder in Kroatien und Bosnien vermittelt. Die meisten Kinder sind heute aus der Unterstützung herausgewachsen.

Die Ebels schauten sich in Hamburg um. Seit 2006 fördert ihre Stiftung Maritim Kultur in Hamburg. Keine Leuchttürme, sondern kleine Projekte mit Langzeitwirkung: das Kinderbuchhaus in Altona, die Hip-Hop-Akademie in Billstedt, ein Mandolinenorchester in St. Georg, das Kindertheaterprojekt Hoheluftschiff, kölibri - das Stadtteilzentrum auf St. Pauli mit einem Lesecafé für Kinder. Oder mit der Kulturbehörde "Kultur bewegt", eine Initiative, in der mit Beträgen zwischen 1000 und 20.000 Euro Jugendkulturprojekte gefördert werden. Für 2012 haben sich wieder 45 Projekte beworben, seit 2007 wurden 5000 Jugendliche erreicht.

Milena Ebel schaut sich die Projekte an. "Nur wenn wir selbst sehen, dass da etwas nachhaltig funktionieren kann, fördern wir. Meistens über ein paar Jahre, bis die etabliert sind. Wir holen auch mal weitere neue Sponsoren aus dem Freundeskreis dazu. Und wenn engagierte Projektmacher ein paar Jahre dabeibleiben, ist das eine in sich abgerundete Sache und stabil."

Der Lohn ist, sagt Milena Ebel, zu sehen, wie die Jugendlichen selbstbewusster werden. "Die lassen sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen", ergänzt ihr Mann.

Sie achten darauf, dass ihre Stiftung besonders in benachteiligten Stadtteilen anpackt. "Ich weiß, wie es in Steilshoop oder Achtern Born aussieht", sagt Milena Ebel. "Ich war auch mit unseren Kindern dort. Man kann den Jugendlichen dort nicht immer nur sagen: Seid tolerant, lieb und gewaltlos, wenn die Unterschiede so wahnsinnig krass sind hier in Hamburg. Sie brauchen Chancen und Angebote." Zum 25. Firmenjubiläum holten sie die Hip-Hop-Akademie mitten unter die Banker und Reeder. "Als die Hip-Hopper getanzt haben, haben alle mitgetanzt - so wächst Toleranz auf beiden Seiten."

Das Ehepaar ist oft in der Laeiszhalle und in der Staatsoper zu finden. "Ein schöner Ausgleich zum Job, denn unsere Branche ist derzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig." Trotz der Krisenzeiten für die Schifffahrt wirkt der Kapitän auf der Firmenbrücke gelassen: "Operative Hektik ersetzt nur geistige Windstille - wer nervös wird, hat keinen klaren Kopf mehr, kann nicht mehr strategisch denken und handeln. Ich bin jetzt 36 Jahre dabei, das ist meine achte Krise, da hat man vieles erlebt." Ihre Kulturförderung leidet nicht darunter, sagt er. Solange die Firma Erträge bringt, ist Geld dafür da.

Außerdem ist es nicht nur eine Frage des Geldes, man kann auch selbst mit anpacken. In Tribunj haben sie ein Jugendzentrum in einer alten Kirche organisiert. Dort werden seit 2002 Kinder von Studenten betreut, für die dieses ehrenamtliche Engagement selbst eine Therapie ihrer Kriegstraumen bedeutet. Hermann Ebel hat dort eigenhändig Lampen angeschraubt.

"Aber dem Pfarrer hab ich gesagt, er soll jeden Sonntag in der Predigt erwähnen, dass wir noch Arbeitskräfte dafür brauchen." Auch hier hat das Anstiften funktioniert.