Dr. Claus Hagenbeck ist wieder Zoodirektor im Tierpark Hagenbeck - nach sieben Jahren im Ruhestand. Der Höhepunkt eines Familienstreits?

Hamburg. Am 30. Oktober 2004, zwei Tage vor seinem 63. Geburtstag, hatte Dr. Claus Hagenbeck nach 33 Jahren Arbeit im Tierpark seine Position an seinen Schwiegersohn Dr. Stephan Hering-Hagenbeck, damals 37, übergeben. Jetzt scheint der Generationswechsel im traditionellen Hamburger Unternehmen eine überraschende Umkehr zu erfahren: Nach gut siebeneinhalb Jahren Ruhestand teilte Dr. Claus Hagenbeck gestern per Pressemitteilung mit, dass er als Seniorchef mit sofortiger Wirkung "wieder in allen Hagenbeck-Gesellschaften - auch für das Lindner Parkhotel Hagenbeck - die Geschäftsführung übernommen" habe.

"Die Entwicklung der letzten Wochen", so steht es in der knappen achtzeiligen Bekanntmachung, habe "diese Entscheidung notwendig gemacht". Dr. Hering-Hagenbeck führe "als Verantwortlicher die operativen Geschäfte des Tierparks" weiter.

+++ Hagenbeck ist Hamburgs größter Touristenmagnet +++

Der zweite Geschäftsführer des Tierparks, Joachim F. Weinlig-Hagenbeck, war nach eigenen Angaben in den Vorgang nicht eingeweiht gewesen und hatte selbst erst sehr kurzfristig davon erfahren. Zu den Hintergründen des Wechsels in der Leitung des 105 Jahre alten Tierparks und seiner diversen Gesellschaften wollte sich Weinlig-Hagenbeck gestern nicht äußern: "Das ist eine familieninterne Angelegenheit." In einer zweiten Pressemitteilung, dieses Mal von der Pressestelle des Tierparks, wurde nur knapp ausgeführt, dass Stephan Hering-Hagenbeck "aus persönlichen Gründen seine Geschäftsführerpositionen bei den Hagenbeck-Gesellschaften niedergelegt" habe.

Ist es der Höhepunkt eines Familienstreits? Seit seiner Gründung durch Carl Hagenbeck (1844-1913) war das Unternehmen in Familienhand geblieben, jedoch zuletzt - das war schon länger in der Hamburger Gesellschaft kein Geheimnis mehr - nicht mehr sehr einvernehmlich geführt worden. Die Geschäftsführung, so ist es im Gesellschaftervertrag festgeschrieben, besteht aus jeweils einem Nachkommen von Carl Hagenbecks Söhnen Heinrich und Lorenz. Neben Dr. Claus Hagenbeck, der 1977 in die Geschäftsführung kam, war dies bis 1988 Caroline Hagenbeck, die 2005 einem Krebsleiden erlag. Ihren Posten übernahm vor 24 Jahren Ehemann Joachim Weinlig-Hagenbeck. Er lenkte zuletzt in einer Doppelspitze mit Claus Hagenbecks Schwiegersohn Dr. Stephan Hering-Hagenbeck die Geschicke des Tierparks.

Im November vergangenen Jahres hatte es eine erste Eskalation im Unternehmen gegeben, als Dr. Claus Hagenbeck, der auch nach seinem Ausscheiden geschäftsführender Gesellschafter geblieben war, seinem Mitgesellschafter Joachim Weinlig-Hagenbeck öffentlich schwere Fehler vorgeworfen hatte. Es ging dabei um zwei Millionen Euro, die die Stadt der Hagenbeck-Gruppe vorgestreckt hatte und nun zurückforderte. Darüber sei man mittlerweile "in guten Gesprächen mit der Stadt", wie Joachim Weinlig-Hagenbeck gestern sagte - darauf angesprochen, was mit "der Entwicklung der letzten Wochen" gemeint sein könnte, die Dr. Claus Hagenbeck zu seiner Rückkehr bewogen habe. So habe es auch bisher keine interne Sonderprüfung durch externe Wirtschaftsprüfer gegeben, wie sie Claus Hagenbeck einleiten wollte.

Weder der alte und neue Seniorchef Claus Hagenbeck noch Stephan Hering-Hagenbeck waren gestern telefonisch zu erreichen, um etwas zu der ungewöhnlichen und auch für die Mitarbeiter des Tierparks völlig überraschenden Veränderung im Unternehmen zu sagen.

Eigentlich sollte Hagenbeck ja gerade auf ein freudiges Ereignis zusteuern: die Eröffnung des neuen Eismeer-Geheges, die für dieses Frühjahr geplant war. Doch ein genauer Termin wird immer noch nicht genannt. Und so könnte es auch sein, dass Claus Hagenbeck deshalb zurückkehrt, um seinen Schwiegersohn bei der Vollendung des größten Tierpark-Projektes seit Eröffnung des Tropen-Aquariums 2007 zu unterstützen. Zuletzt hatte sich Dr. Hering-Hagenbeck fast vollständig um diese Aufgabe gekümmert. Joachim Weinlig-Hagenbeck: "Ich hoffe, dass Stephan Hering-Hagenbeck den Eismeer-Bau erfolgreich fertigstellen wird."