Der britische Honorarkonsul Claus-G. Budelmann über die englische Küche und seine Liebe zu den Weltstädten Hamburg und London.

Hamburg. Man könnte meinen, er sei im falschen Land geboren, dieser Claus-Günther Budelmann. Und dann doch wieder nicht. Großbritannien oder Deutschland? Hamburg oder London? Fakt ist, Budelmann, geborener Hamburger und Hanseat, hat sein Herz an die englische Hauptstadt verloren. Kaum verwunderlich, dass der gelernte Bankkaufmann und ehemalige Mitinhaber der Berenberg Bank das Amt des britischen Honorarkonsuls in Hamburg mit größter Begeisterung und Würde ausfüllt.

London lernte er kennen, als ihn die Berenberg Bank, bei der er seine Ausbildung machte und der er 47 Jahre lang treu blieb, zum Praktikum dort hinschickte. "Das war 1968, ich durfte dort Menschen kennenlernen, die mich begeisterten, deren Humor und Lebensweise mit Cottages auf dem Land mir lag", sagt Budelmann. Bis heute andauernde Freundschaften entstanden. "Das Tolle an den Engländern ist, dass sie sich nicht so ernst nehmen. Und je bedeutender jemand ist, desto weniger nimmt er sich ernst." Eine Aussage, die in vielen Fällen auch für das hanseatische Understatement zutrifft.

Brückenbauer zwischen Alster und Themse ist Budelmann seit 2006. Auf dem Golfplatz fragte der britische Botschafter ihn damals, ob er den Posten des Honorarkonsuls bekleiden würde. Das britische Generalkonsulat in Hamburg war gerade geschlossen worden, und Budelmann war damals noch Honorarkonsul Luxemburgs. "Da musste ich schnell mein diplomatisches Geschick anstrengen", sagt Budelmann. Sein leises Lachen lässt seine Warmherzigkeit erkennen.

Ein Gespräch mit Budelmann im ehrwürdigen Anglo-German Club an der Alster, gemütlich platziert in tiefe dunkelbraune Ledersessel, hat zwei Wirkungen: Zum einen entspannt sich der Zuhörer, sobald Klubpräsident Budelmann mit angenehm ruhiger Stimme und ausgewählten Formulierungen bei einem Pfefferminztee beginnt, Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen. Zum anderen führt er in seinen ganz eigenen Kosmos.

Der 67-jährige Budelmann weiß alles über die Geschichte seines Klubs; eines Klubs, der dem Besucher das Gefühl vermittelt, sich in der guten Stube einer englischen Lordschaft zu befinden; eines Klubs, der nach Kriegsende von Hamburger Persönlichkeiten wie John Jahr, Altbürgermeister Herbert Weichmann und Heinrich von Berenberg-Gossler sowie Mitgliedern der britischen Besatzungsmacht gegründet wurde, um die Beziehungen der Briten und Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu stärken. Budelmann, der damals knapp vier Jahre alt war, kann so berichten, als sei er 1948 selbst dabei gewesen, als der Verleger Axel Springer genau dort von den britischen Besatzern die Lizenz zum Drucken des Abendblatts bekam. Oder dass namhafte Politiker aus aller Welt hier zu informellen Treffen zusammenkamen, darunter Michail Gorbatschow und Schimon Peres. Auch Prinz Andrew speiste hier unter dem Konterfei seiner Mutter Queen Elizabeth II. Und die Küche des Klubs, sie ist, nun ja, nicht sehr britisch. "Ich hatte nie ein Problem mit der englischen Küche, da gibt es ausgesprochen schmackhafte Pies und Sausages", sagt Budelmann.

Dennoch, "im Klub haben wir bodenständige deutsche Speisen, wenn Sie wollen, können wir aber auch Fish 'n' Chips servieren." Er selbst isst hier gern und oft, kommt zum Mittag- oder Abendessen, natürlich auch zu den Klubabenden und Vorträgen, die er selbst mitorganisiert.

Für ihn liegt der Klub perfekt, er verbindet gewissermaßen seine Vergangenheit mit der Gegenwart: Budelmann wuchs am Eppendorfer Loogestieg auf und lebt heute auf der anderen Alsterseite auf der Uhlenhorst. Er ist ein Stadtmensch, nie habe es ihn weit hinaus ins Grüne gezogen. Vielleicht, weil seine Kindheit in der riesigen Altbauwohnung, wo er und seine Brüder im Flur Fahrrad fahren konnten und auf der Straße Fußball spielten, ihm viele glückliche Erinnerungen beschert. "Ich bin ein begeisterter Städter", sagt der Vater eines erwachsenen Sohnes.

Erholung finde er beim Wandern im Engadin mit seiner Frau Annegret, die er vor 42 Jahren heiratete, oder bei entspannten Tagen auf Sylt. Die Insel wählte das Ehepaar nicht etwa aus Netzwerkgründen, sondern, weil sie von Hamburg gut erreichbar ist. Ähnlich wie Cornwall von London aus. Auch wenn Budelmann durch seine aufrichtige Art und die enorme Anzahl von Ehrenämtern und Engagements im kulturellen und sozialen Bereich der Stadt unzählige Kontakte hat, umgibt er sich nur mit Freunden.

"Ich hasse den Begriff Networking, dieses gezielte Herangehen an Personen wegen ihrer Position mag ich nicht." Klar, er sei kein Heiliger, geschäftlich habe er sich auch an wichtige Typen "herangepirscht", doch "heute will ich mich nur mit Menschen abgeben, die ich wirklich mag". Und auch das gelingt ihm.