Billwerder. Fußball-Oberligist ETSV Hamburg steht erstmals im Pokal-Viertelfinale. Warum der Coach trotzdem kein gutes Haar an seinem Team ließ.

Man kann‘s ja mal versuchen! „Also wenn ihr es hier ganz blöd hier findet, sagt Bescheid, dann fahren wir nach Hause“, sagte eine Mutter zu ihren beiden Söhnen. Sie hatte wohl insgeheim die Hoffnung, dem Dauerregen auf dem Sportplatz des Fußball-Landesligisten SC Condor möglichst bald zu entkommen. Doch vergeblich. Ihre Jungs lächelten nur tapfer unter ihren Regenschirmen. Schließlich war Pokal, das ewige Spiel „David gegen Goliath“. Das durfte man doch nicht verpassen!

90 Unentwegte dachten am Dienstagmittag genauso. Große Überraschungen blieben jedoch aus, zu überlegen war der Fußball-Oberligist ETSV Hamburg, der sich mit 6:3 durchsetzte und damit erstmals in seiner Vereinsgeschichte in Viertelfinale des Lotto-Pokals einzog. Es ist der größte Erfolg in der ETSV-Historie. Nur noch drei Siege sind die „Eisenbahner“ nun von einem möglichen DFB-Pokalspiel gegen Bayern München, Borrussia Dortmund oder den HSV entfernt. Unglaublich!

Auf den größten Erfolg der Vereinsgeschichte folgte eine Wutrede

Doch was war das? Nachdem er seinem Team im Mannschaftskreis nach der Partie zunächst zum Viertelfinal-Einzug gratuliert hatte, ließ der als Interimscoach fungierende Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic eine Wutrede auf seine Spieler los. „Damit kann ich mich nicht identifizieren“, wetterte Huremovic. „Jeder muss sich selbst hinterfragen, was hier heute passiert ist.“

Mehr vom Lokalsport

Was also war passiert? Nach einer ersten Halbzeit wie aus einem Guss und einer 6:0-Pausenführung hatten es die ETSV-Spieler ein wenig zu lax angehen lassen und die zweite Hälfte mit 0:3 „verloren“. Das ärgerte den ehrgeizigen Huremovic, auch wenn es am Weiterkommen der „Eisenbahner“ nie einen Zweifel gab. „Das war wieder die Lethargie früherer Zeiten“, beklagte der ETSV-Sportchef.

Wenn es läuft, ist der ETSV Hamburg nur schwer aufzuhalten

Doch was die „Eisenbahner“ an Positivem aus dem Spiel mitnehmen können, ist die Gewissheit, dass der „Zug, der keine Bremse hat“, wie es im Vereinssong heißt, tatsächlich nur schwer aufzuhalten ist, wenn es einmal läuft. Und beim Stand von 6:0 kam dann auch die Mama am Spielfeldrand zu ihrem Recht. Ihre Jungs hatten ein Einsehen, gaben die Hoffnung auf eine Sensation auf und suchten lieber das Weite.

Torfolge: 0:1 Vedat Düzgüner (15.), 0:2 Fabio Parduhn (23.), 0:3 Marcel Andrijanic (33.), 0:4 Vedat Düzgüner (42.), 0:5 Christian Stark (45.+2), 0:6 Marcel Andrijanic (45.+3), 1:6 Edwin Satzer (50.), 2:6 Marko Tadic (62.), 3:6 Milos Ljubisavljevic (87.). ETSV Hamburg: Schmidt – Karschau (74. Cholevas), Owusu, Hoppe, Monteiro (46. Kämpfer) – Mucunski – Boock (74. Jacob), Andrijanic, Düzgüner – Parduhn (46. Landau), Stark.