Fünfhausen. Bei 29 Grad Celsius schafften es 890 Sportlerinnen und Sportler rund um den Oortkatensee ins Ziel. Wie es den Athleten ergangen ist.

Sie sind die Superfitten unter den Triathleten: Als sich die 136 Starterinnen und Starter der Mitteldistanz am Sonntagmorgen um 9 Uhr in den Oortkatensee stürzen, sind die Temperaturen beim 26. Vierlanden-Triathlon noch angenehm: 14 Grad. „Doch man hat schon da gemerkt, dass die Sonne sticht und es ein anstrengender Tag werden wird“, sagt Daniel Lapsien vom SC Neubrandenburg, einer der Favoriten.

Der 42-Jährige ist Leistungssportler, hat in seiner Karriere schon drei Ironman bestritten, trainiert 10 bis 15 Stunden pro Woche. 2000 Meter Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren und 20 Kilometer Laufen stehen für die Aktiven der Mitteldistanz auf dem Programm. Über vier Stunden werde sie unterwegs sein, eine Tortur bei dieser Wärme.

Daniel Lapsien mit Ehefrau Juliane und Tochter Feline (7).
Daniel Lapsien mit Ehefrau Juliane und Tochter Feline (7). © Volker Gast

Doch Daniel Lapsien geht nicht nur topfit in das Unternehmen, er hat auch ein großes sportliches Ziel: Schneller zu sein als sein Vereinskollege Danny Smuskewicz. „Wir haben gewettet“, sagt Lapsien. „Wer als Zweiter ins Ziel kommt, muss den anderen zum Abendessen einladen.“ Lapsien ist der bessere Schwimmer, aber der schwächere Läufer. Er muss daher versuchen, auf dem ersten Streckenabschnitt möglichst viel Vorsprung herauszuholen. Das gelingt: Als Lapsien nach gut 32 Minuten aus dem Oortkatensee steigt, hat er bereits viereinhalb Minuten Vorsprung auf Smuskewicz. Doch wird das reichen?

Es war der heißeste Vierlanden-Triathlon, den es je gegeben hat

Unterdessen machen sich die „Jedermänner“ bereit. So werden die Männer und Frauen genannt, die sich auf der kürzesten aller Triathlon-Strecken versuchen wollen: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Als sie sich ins Wasser stürzen, hat das Thermometer die 20-Grad-Marke bereits überschritten. Mit jeder Minute wird es heißer. Bis sie ins Ziel kommen werden, wird das Maximum von 29 Grad erreicht sein. Damit ist es der heißeste Vierlanden-Triathlon, den es je gab.

Gelungene Jedermann-Premiere: Mareike Mossal mit ihrer Mutter Eva.
Gelungene Jedermann-Premiere: Mareike Mossal mit ihrer Mutter Eva. © Volker Gast

Unter den „Jedermännern“ sind viele Anfänger wie Mareike Mossal aus dem Saarland. Die 32-Jährige lebt seit zwei Jahren in Hamburg, arbeitet als Controllerin bei einem Spirituosen-Versand. Im vergangenen Herbst hatte sie die Idee, mal einen Triathlon zu versuchen. „Ich wollte eine neue Herausforderung haben“, erzählt sie. „Im Januar habe ich mich dann angemeldet, im März so langsam angefangen, einmal pro Woche zum Schwimmen zu gehen und regelmäßiger zu trainieren.“

Die erste Disziplin, das Schwimmen, ist für die Novizin keine angenehme Erfahrung. „Trainiert habe ich immer nur mit Neopren-Anzug“, erzählt sie. „Jetzt hieß es wegen der Hitze plötzlich: Neo-Verbot! Zudem bin ich im Wasser ein paar Mal angerempelt worden.“ Doch die Controllerin hat trotzdem alles unter Kontrolle, steigt im Mittelfeld der gut 100 Frauen auf der Jedermann-Distanz aus dem Wasser, legt eine flotte Radstrecke hin und läuft die Sache schließlich souverän ins Ziel.

Dort wartet schon ihre Familie. Mama Eva Mossal war es, die Tochter Mareike einst für das Radfahren und damit für den Ausdauersport begeisterte. Nun hat sie ihre „Trimeike“ wieder. Ob es wohl der letzte „Jedermann“ war? Wahrscheinlich nicht.

Entdeckte mit Anfang 50 das Sporttreiben für sich und absolvierte schon ihren dritten Jedermann-Triathlon: Katrin Rohde aus Lüneburg.
Entdeckte mit Anfang 50 das Sporttreiben für sich und absolvierte schon ihren dritten Jedermann-Triathlon: Katrin Rohde aus Lüneburg. © Volker Gast

Denn wer einmal diese Faszination erlebt hat, vor Hunderten Zuschauern an seine persönlichen Grenzen zu gehen, kommt kaum wieder davon los. So wie Katrin Rohde aus Lüneburg, die eine Viertelstunde nach Mareike Mossal das Ziel erreicht. Für die 56-jährige Rohde ist es bereits der dritte Triathlon, ihre Premiere feierte sie vor einem Jahr hier in den Vierlanden. „Die Veranstaltung ist einfach total nett hier“, lobt sie.

Am Montag will die Tierärztin trotz der Hitzeschlacht schon wieder in Bergedorf zur Arbeit gehen. Ehrensache. „Bis 2018 habe ich eigentlich gar keinen Sport gemacht“, schildert sie. „Dann habe ich angefangen, ein bisschen zu laufen. Laufen war für mich in der Schule früher das große Grauen. Aber plötzlich merkst du: Es geht ja!“

Sie meldete sich in einer Triathlon-Schule an, um auch noch die beiden anderen Disziplinen hinzuzunehmen. „Ich konnte überhaupt nicht Kraulen“, erinnert sie sich. „Ich war die wohl die schlechteste Kraulschülerin, die mein Trainer je hatte. Doch heute habe ich die ganze Strecke durchgekrault.“ Daraus zieht sie ihre Befriedigung. „Die Zeit ist mir hingegen völlig egal“, sagt sie und spielt versonnen an ihrer Medaille.

Zwei Wochen nach dem Ironman-Unfall blieb es entlang der Strecke ruhig

Die ist in diesem Jahr beim Vierlanden-Triathlon erstmals aus Holz. „Wir werden nachhaltig“, sagt Organisator Klaus-Dieter Stein, der darüber froh war, dass es entlang der Strecke trotz der schwierigen Bedingungen zu keinen Zwischenfällen kam.

Denn der schlimme Motorradunfall vom Ironman vor zwei Wochen, er war natürlich bei vielen Athleten im Hinterkopf. „So etwas macht einen schon nachdenklich, gerade wenn man Familie hat“, sagt Mittelstreckler Daniel Lapsien. Er hält seinen Vorsprung auf seinen Teamkollegen bis ins Ziel und gewinnt damit nicht nur die Holzmedaille, sondern auch das Abendessen.

„Es ist eine freundschaftliche Rivalität, wir treiben uns gegenseitig zu neuen Höchstleistungen“, beschreibt er das Miteinander in der Leistungsspitze. „Vor allem aber“, freut sich Lapsien, „habe ich jetzt wieder neue Argumente gegenüber meiner Frau und Tochter, wenn ich mal wieder länger beim Training bin.“

MITTELDISTANZ (2000 Meter Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren, 20 Kilometer Laufen)
Männer:
1. Patrick Dekorsi (Bremen) 4:05:20 Stunden, 2. Marlon Thomas (Hamburg) 4:14:47, 3. Daniel Lapsien (Neubrandenburg) 4:15:51, 4. Danny Smuskewicz (Neubrandenburg) 4:17:43)
Frauen: 1. Lisa Femerling (Triathlon Team Hamburg) 4:36:05, 2. Palina Otten (Darmstadt) 4:38:49
OLYMPISCHE DISTANZ (1500m/ 40km/10km)
Männer:
1. Matthias Heineke (AMTV Hamburg) 2:08:48
Frauen: 1. Bianca Schiefelbein (Triabolos Hamburg) 2:33:57
JEDERMANN-TRIATHLON (500m/ 20km/5km)
Männer:
1. Christopher Puck (Tri-Team Hamburg) 1:02,37, 2. Justus Bruhn (Tri-Team Hamburg) 1:03:02, 3. Dennis Graw (Glinde) 1:04:14, … 15. Dirk Petzel (VfL Börnsen), … 33. Jörn Corleis (SC Wentorf) 1:17:47, … 90. Daniel Kopenetz (Hamburg) 1:26:42
Frauen: 1. Christiane Harwardt-Linde (Triathlon-Team Eisenhart) 1:18:12, … 68. Mareike Mossal (Hamburg) 1:37:46, … 92. Katrin Rohde (Lüneburg) 1:53:09
VERBANDSLIGA (750m/20km/ 5km)
Männer:
1. Felix Eickhoff (Ballrn)1:08:44
Frauen: 1. Melanie Dröge (Hamburger SV) 1:19:36
LANDESLIGA (750m/20km/ 5km)
Männer: 1. Lennardt Scholz (Bramfelder SV) 1:06:12
Frauen: 1. Gesine Eis-Janzyk (Tri-Michels Hamburg) 1:11:12
TEAMSPRINT (750m/20km/5km)
Männer:
1. Hamburg (Lukas Stüfen, Lasse Fitschen, Oliver Nissen) 1:00:17
Frauen: 1. Oldenburg (Lilly-Marie Overberg, Ann Gela Ukena, Charlotte Friedrich) 1:08:01