Dassendorf. Angreifer der TuS Dassendorf schießt gegen Niendorf sein 40. Saisontor. Wann der Rekord fallen könnte und wie es um die Titelchance steht.

In der Nacht vor dem Oberliga-Spiel seiner TuS Dassendorf gegen den Niendorfer TSV war Martin Harnik fürs Babysitten zuständig. Der Kapitän des Hamburger Fußball-Meisters passte auf die drei Kinder auf, während seine Frau Sharon ins niedersächsische Medingen fuhr. Dort brachte „Brombeere“, ein Pferd aus der Zucht der Harniks, ein Fohlen zur Welt.

„Das ist immer aufregend für meine Frau und uns alle. Es ist eines von fünf Fohlen, es kommen noch vier. Das ist schon etwas Schönes“, sagte der langjährige Bundesliga-Profi. Während das Neugeborene zunächst behütet von seiner Mutter die ersten Schritte auf der Koppel machte und danach erschöpft im Stall einschlief, ging Harnik seiner großen Leidenschaft nach: dem Toreschießen.

Am Dienstag gegen Victoria kann der Torjäger den Rekord knacken

Gegen den NTSV gelang dem 35-Jährigen beim 3:2-Erfolg bereits sein 40. Saisontreffer. Dem in Kirchwerder aufgewachsenen Angreifer fehlt lediglich noch ein Tor, um den Oberliga-Rekord aus der Saison 1981/1982 von Peter Hartwig (Hummelsbütteler SV) einzustellen.

Die Uralt-Bestmarke zu knacken, das hat auch für Harnik, der 68 Mal für die österreichische Nationalmannschaft auflief, 240 Bundesliga-Partien und 83 Zweitliga-Begegnungen absolvierte, durchaus seinen Reiz, wie er nach dem Niendorf-Duell zugab: „Das wäre nice to have.“ Bereits am Dienstag im Nachholspiel gegen den SC Victoria (18.45 Uhr, Wendelweg) kann der Ex-HSV-Profi Hartwig als Oberliga-Rekordhalter ablösen.

Sollte es ihm gelingen, wird sich der Stürmer anschließend aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, wie er verdeutlichte: „Der Torhunger hört ja nicht auf – nicht bei 40 und auch nicht bei 41 Treffern. Da kann ich nicht genug von bekommen.“

Bestmarke hätte schon gegen Niendorf fallen können

Jubelt mal nicht über einen eigenen Treffer: Martin Harnik nach dem Treffer zum 3:1 von Oliver Doege, das Harnik vorbereitet hat.
Jubelt mal nicht über einen eigenen Treffer: Martin Harnik nach dem Treffer zum 3:1 von Oliver Doege, das Harnik vorbereitet hat. © Hanno bode | Bode

Gegen den NTSV hätte Harnik die Bestmarke schon übertreffen können, wenn er denn in einigen Situationen nicht uneigennützig abgespielt hätte. „Den besser Postierten nicht anzuspielen, das würde für mich nie infrage kommen“, sagte er nach einer Partie, in der er das 1:0 selbst erzielt hatte (15.) und die Treffer von Rinik Carolus (2:1/58.) und Oliver Doege (3:1/63.) vorbereitet hatte. Zweimal scheiterte „Hanno“, so der Spitzname des Routiniers, zudem am Pfosten (28., 65.).

Insgesamt schlugen am Ende einer äußerst unterhaltsamen Begegnung vor 187 Zuschauern am Wendelweg sogar vier Aluminium-Treffer für die Hausherren zu Buche. Ein Umstand, der davon zeugte, dass die TuS wieder einmal fahrlässig mit ihren Möglichkeiten umging. „Natürlich haben wir vorne auch viele Chancen und müssen auch mehr Tore schießen. Aber wir müssen eben auch öfter die Null halten bei unserer Qualität“, monierte Harnik.

TuS Dassendorf: Vorne fahrlässig, hinten mit Schwächen

Tatsächlich zeigte das Team des im Sommer scheidenden Trainer-Duos Thomas Hoffmann/Peter Martens wie so oft im Jahr 2023 phasenweise unerklärliche Schwächen im Rückzugs- und Zweikampfverhalten. „Unnötige Ballverluste, schlecht verteidigte Tore und unnötige Elfmeter“, kritisierte Harnik und hatte damit fraglos recht.

Denn nachdem die Gastgeber nach Treffern von ihm (15.) und Doege (58.) bereits klar auf der Siegerstraße gewesen waren, schlich sich der Schlendrian bei der TuS ein. Tanju Gülüm nutzte die nachlässige Defensivarbeit der TuS zum Anschlusstreffer (60.). Doege konnte nach einem Kopfball von Harnik, der an die Latte prallte, zwar umgehend zum 3:1 abstauben (63.), hernach versäumte es der Meister jedoch, für die Entscheidung zu sorgen und musste nach einem verwandelten Elfmeter von Daniel Brückner (79.) – Carolus hatte Jesse Osei gefoult – um den Sieg bangen.

Weil Spitzenreiter Sasel patzt, neue Hoffnung auf den Titel

„Wir müssen halt unsere Chancen besser nutzen und mit mindestens drei Toren führen. Dann ist die Messe gelesen. Aber das Entscheidende ist, dass wir das Spiel gewonnen haben“, sagte Coach Hoffmann. Dass Angreifer Kristof Kurczynski und Mittelfeldstratege Hendrik Dettmann verletzt ausschieden, trübte die Freude über den letztlich verdienten Sieg, der anschließend bei Pizza und einigen isotonischen Getränken in der Turnhalle der Grundschule Dassendorf gefeiert wurde.

Wie wichtig der Erfolg im Kampf um den Titelkampf gewesen sein könnte, zeigte sich erst später, als das Ergebnis vom Spitzenspiel zwischen dem Eimsbütteler TV und Spitzenreiter TSV Sasel feststand. Denn durch den 2:1-Sieg des ETV kann die TuS Dassendorf, vorausgesetzt sie gewinnt ihre beiden Nachholpartien, mit dem Tabellenführer und Finalisten des Hamburger Verbandspokals nach Punkten gleichziehen. Nur das Torverhältnis spricht derzeit noch für Sasel. Aber das könnte sich ja schnell ändern, wenn Harnik weiter Torhunger hat...

TuS Dassendorf: Kalk (3); Kleine (2-3), Ahlschwede (3), Aust (3-4), K. Carolus (3); Doege (2-3) ab 66. Muhlack (-), Dettmann (2-3), ab 86. Blohm (-), Maggio (3), Kurczynski (-) ab 20. Lam (2), R. Carolus (2); Harnik (1).