Kirchwerder. Zehn Meter hoch hatten die Junggesellen den Holzstapel aufgeschichtet – größer denn je. Warum dann noch etwas platzte.

Weithin sichtbar war der helle Schein des Osterfeuers des Unterhaltungsclub Gambrinus von 1885 am Zollenspieker Hauptdeich am Sonnabend. Es war ein Abend der Superlative, Hamburgs größtes Feuer ein Publikumsmagnet: Etwa 5000 Gäste feierten dort. Und auch der hoch aufgetürmte Holzstoß aus Baum- und Strauchschnitt sowie etwa 1400 Tannenbäumen war größer denn je: etwa zehn Meter im Durchmesser und fast ebenso hoch.

Luftballons zerplatzen hoch oben auf Hamburgs größtem Osterfeuer

Pressewart Jan Dietrich über den hoch auf dem Stapel thronenden Baumstamm mit angebundenen bunten Luftballons: „Dieser alte Brauch war irgendwie verloren gegangen, seit letztem Jahr haben wir ihn wieder aufleben lassen. Zur Freude der vielen Kinder zerplatzen die Luftballons, wenn das Feuer sie erreicht.“

Doch es galt vor dem Entzünden des prachtvollen Osterfeuers noch einige Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Die Freiwillige Feuerwehr Kirchwerder-Süd war mit neun Mann unter der Führung von Norbert Wobbe vor Ort. Etwa 120 Meter Schlauch wurden ausgerollt, um jederzeit eingreifen zu können, außerdem schützten die Kameraden durch steten Wasserstrahl während des Feuers das Reet zwischen Osterfeuer und Elbufer.

Osterfeuer wird mit Fackeln entzündet, die in Sonnenblumenöl getränkt wurden

Jörn Bendhaake (27), seit sieben Jahren der erste Vorsitzende, entzündete mit einigen Vereinskollegen den Reisighaufen mit in Sonnenblumenöl getränkten Fackeln. Sehr zur Freude der Zuschauer brannte der Haufen in kurzer Zeit lichterloh. Unter ihnen auch das seit 54 Jahren verheiratete Ehepaar Ingrid und Heinrich Stoltenberg aus Lohbrügge.

„Wir sind seit etwa 15 Jahren dabei, das ist schon Tradition geworden. Ein starkes Stück, was der Junggesellenclub hier auf die Beine stellt“, freute sich Heinrich Stoltenberg, dessen Sohn mit seiner Lebensgefährtin aus Bayern ebenfalls dem Spektakel auf Stühlen und mit mitgebrachtem Punsch genossen. Auf mitgebrachten Decken saßen viele Familien mit ihren Kindern und Paare, die allesamt fasziniert auf das Osterfeuer schauten und sich auf das Osterfest freuten.

Auf dem kleinen Festplatz gab es Getränke und Würstchen, aber auch Crêpes und andere Leckereien. An dem Boxautomaten konnten alle erproben, welche Schlagkraft sie haben und der Wurfstand mit den Dosen begeisterte insbesondere die Kinder. In dem 140 Quadratmeter großen Zelt mit dem zwölf Meter langen Tresen, legt DJ Delle Martens, früher selber Gambrine, die Musik auf, die die Feiernden bis morgens um 2 Uhr als Hintergrundmusik begleitete.

Gambrinus ist ein einzigartiger Club, organisiert seit 65 Jahren das Osterfeuer

Der Unterhaltungsclub Gambrinus ist etwas ganz besonderes, so der Vorsitzende Jörn Bendhaake: „Wir sind der einzige Junggesellenverein Hamburgs, seit genau 65 Jahren entzünden wir das größte Osterfeuer in der Stadt. Uns macht die gute Gemeinschaft aus, schließlich kommen wir alle aus Kirchwerder und kennen uns gut, wir sind eine Truppe von Freunden.“

Pressewart Dietrich ergänzte: „Wir sind derzeit 21 Mitglieder im Alter zwischen 15 und 28 Jahre, davon 20 aktive, da einer weggezogen ist. Mitglied kann bei uns jeder Junggeselle ab 15 Jahren aus Kirchwerder werden. Möchte einer aus dem Nachbardorf Curslack oder Neuengamme aufgenommen werden, so entscheidet die Gruppe in mehrheitlicher Abstimmung. Aufgenommen wird jedoch erstmal auf Probe, das neue Mitglied muss sich beim Osterfeuer und Erntedankumzug bewähren, denn bei uns ist es wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen können. Anders wäre ein solches Fest wie hier beim Osterfeuer auch gar nicht machbar.“

Die Einnahmen aus den Getränken dienen der Finanzierung des Vereinslebens, beispielsweise dem jährlichen Vatertagsausflug oder der Teilnahme am Erntedankfest.