Fünfhausen. Das Autohaus Timmann in Fünfhausen gibt’s seit 1973. Alles begann mit einer kleinen Werkstatt. Warum das Geschäft schwierig ist.

Mit einem Ein-Mann-Betrieb fing alles an: Karl-Heinz Timmann, junger Familienvater und Kfz-Meister, der zuvor bei Opel Hudemann gearbeitet hatte, machte eine freie Opel-Spezialwerkstatt am Fersenweg auf – ausgerechnet in dem Jahr, als die Deutschen unter der ersten und folgenreichsten Ölkrise litten. Das war 1973. Trotz Ölkrise liefen die Geschäfte gut und die freie Werkstatt entwickelte sich zu dem renommierten Autohaus Timmann, das dieses Jahr 50-jähriges Bestehen feiert.

Karl-Heinz Timmann ist heute 80 Jahre alt, und der Seniorchef, sein Sohn Thomas (57), hat inzwischen das Zepter übernommen. Dritter im Bunde ist dessen Sohn Marco (34), der nun mit in die Geschäftsführung einsteigen wird. Alle drei Timmanns sind gelernte Kfz-Meister. Thomas Timmann, auch studierter Betriebswirt, kam 1987 in den Familienbetrieb, leitete lange die Werkstatt.

Familienbetrieb: Autohaus Timman feiert 50-jähriges Bestehen

Er habe schon gern als Fünfjähriger geschraubt, berichtet Thomas Timmann. Seinem Vater liege hingegen mehr der Verkauf. Thomas Timmans Frau Gaby arbeitet in der Disposition. Marco Timmann ist seit 2012 dabei, hat ebenfalls Betriebswirtschaftslehre studiert. Seine Frau Tanita leitet die große Kindersitze-Abteilung des Autohauses, eine separate Firma. „Auch in diesem Bereich werden die Kunden fachlich beraten“, sagt Marco Timmann.

Von Anfang an stand Karl-Heinz Timmann seine Frau Gerda zur Seite. „Sie war der gute Geist des Betriebes“, sagt er. Gerda Timmann kümmerte sich nicht nur um Büro, Buchhaltung und Verkauf, sondern packte auch in der Werkstatt mit an. Sie starb 2012. Einer der ersten Angestellten war Helmut Hagen. Er arbeitet nach wie vor für den Familienbetrieb – seit 47 Jahren, mittlerweile nur noch an einem Tag in der Woche.

Eine von zwei VW-Vertragswerkstätten in Familienbesitz in Hamburg

1979 zog Timmann 500 Meter weiter, an den Süderquerweg 651, und übernahm dort ein Autohaus mit Werkstatt. Dort hatte der Betrieb viel mehr Platz als am Fersenweg, befand er sich nicht mehr in einer Nebenstraße, sondern präsent in der ersten Reihe. Das Ehepaar eröffnete eine „Volkswagen-Vertragswerkstatt mit Neuwagenvermittlung“. 1990 wurde die Karl-Heinz Timmann GmbH gegründet, fünf Jahre später entstanden eine neue Ausstellungshalle und Werkstatt, bevor 1998 ein Händlervertrag mit Volkswagen geschlossen wurde. Werkstatt und Verkaufsraum wurden 2008 um- und neugebaut.

Die Luftaufnahme von dem Gelände am Süderquerweg 651 entstand 1979, kurz nachdem der Familienbetrieb vom nur 500 Meter entfernten Fersenweg an den heutigen Standort umgezogen war. 1995 entstanden eine neue Ausstellungshalle und Werkstatt.
Die Luftaufnahme von dem Gelände am Süderquerweg 651 entstand 1979, kurz nachdem der Familienbetrieb vom nur 500 Meter entfernten Fersenweg an den heutigen Standort umgezogen war. 1995 entstanden eine neue Ausstellungshalle und Werkstatt. © Autohaus Timmann

Heute ist das Autohaus laut Thomas Timmann eine von nur noch zwei VW-Vertragswerkstätten in Familienbesitz in ganz Hamburg. Die andere Werkstatt befindet sich an der Elbchaussee. In ganz Deutschland gebe es aktuell rund 600 VW-Vertragshändler und weit mehr mehr als 1000 Vertragswerkstätten. Ihre Zahl ist deutlich gesunken: 1995 habe es etwa 3600 Vertragshändler und Werkstätten (damals noch in einem) gegeben. „Von der Jahrtausendwende an hat VW die Bereiche Neuwagenverkauf und Reparaturen gesplittet“, sagt Thomas Timmann. Seine Firma sei lange auch Vertragshändler gewesen, seit zwei Jahren aber nur noch eine reine VW-Vertragswerkstatt.

Die Unsicherheit in der Automobilbranche ist groß

Die Zahl der Mitarbeiter im Betrieb liege seit zehn Jahren konstant bei 35. „Wir könnten noch zwei, drei Mechatroniker gebrauchen, aber Fachkräfte sind schwer zu bekommen“, sagt der 57-Jährige.

Die Lage auf dem Automarkt sei heute schwierig, berichtet die Familie Timmann: „Wir wissen nicht, wo es mit der Branche hingeht“, sagt Thomas Timmann. „Werden künftig vor allem Elektro-Autos gefragt sein oder setzen sich andere Antriebe durch? Es ist eine Zeit des Umbruchs.“ Klar ist lediglich, dass die Zeit des klassischen Verbrennungsmotors besiegelt ist.

In der Werkstatt des Familienbetriebs werden auch E-Autos repariert, „auch die Akkus“, betont Timmann. „Wir sind auch für den E-Auto-Markt gerüstet, haben qualifizierte Mitarbeiter und unsere Werkstatt ist entsprechend ausgerüstet.“ Auf dem Hof befänden sich mehrere Ladesäulen. Verkauft werden neue E-Autos von VW allerdings ausschließlich direkt über Volkswagen, „aber wir beraten und vermitteln gern“, sagt Marco Timmann.

Gebrauchtfahrzeuge werden länger gefahren und sind derzeit knapp

30 bis 40 Jahres- und andere Gebrauchtwagen sowie Re-Import-Fahrzeuge aller Marken würden ständig auf dem Hof stehen – obwohl Gebrauchte derzeit knapp seien. „Neuwagen haben lange Lieferzeiten, deshalb werden Gebrauchte länger gefahren“, sagt Thomas Timmann. Außerdem seien die Leute zurückhaltend mit Autokäufen, würden die Entwicklung auf dem Automarkt abwarten. „Wer früher regelmäßig Jahreswagen kaufte, nimmt heute ältere Gebrauchte.“

Etwa ein Drittel der Timmann-Autos seien Re-Importe und Jahreswagen, rund zwei Drittel sind Gebrauchte, die vor mehr als einem Jahr angemeldet worden sind. Aufgrund der hohen Nachfrage seien Gebrauchtwagen im Wert gestiegen, aber auch Neuwagen seien unter anderem aufgrund gestiegener Material- und Energiepreise teurer geworden.

Gewinne hat der Familienbetrieb in die Firma investiert

Mehr als die Hälfte der 52 Hamburger VW-Autohäuser, die es 1979, als die Familie Timmann an den Süderquerweg gezogen war, gegeben habe, sei inzwischen insolvent, weiß Thomas Timmann. „Uns gibt es vermutlich deshalb noch, weil wir vorsichtiger disponiert haben. Als kleiner Familienbetrieb haben wir uns gerade im für die Händler risikobehafteten Leasingbereich zurückgehalten.“ Die Familie habe nicht nur gut gewirtschaftet, sondern auch immer wieder Gewinne in das Unternehmen investiert.

Der Verkauf von Automobilen sei heute schwieriger als vor Beginn der Corona-Krise und des Krieges in der Ukraine. „Die Umsätze sind in den vergangenen drei Jahren gesunken“, sagt der Autohaus-Inhaber.