Hamburg. Wirtschaftsverband stellt sich nach Abgang von Thomas Buhck und Malte Landmann neu auf. Neuer Vorstand will Bergedorfer City stärken

Eine moderne Shoppingmeile als Herzstück von Oberbillwerder? Was Stadtplaner den Bezirkspolitikern vor Kurzem mit viel Enthusiasmus präsentierten, stößt beim Wirtschaftsverband Bergedorf WSB auf eine Menge Skepsis. Bei der Jahreshauptversammlung im Vierländer Landhaus in Curslack machte Geschäftsführer Marc Wilken klar, dass die Gestaltung des Zukunftsstadtteils zu den Kernaufgaben des neu formierten Vorstands gehören wird.

Die geplante Einkaufsstraße sehen wir kritisch“, betonte Wilken. Die Befürchtung des Wirtschaftsverbands: Das Projekt könnte Kunden und Kaufkraft aus der Bergedorfer Innenstadt abziehen. Wilken: „Wir müssen ganz im Gegenteil sogar die Menschen, die in Oberbillwerder wohnen werden, in die City locken.“ Auch auf die Ansiedlung von produzierendem Gewerbe und Handwerksbetrieben in dem neuen Viertel werde bislang noch nicht genug Wert gelegt. „Die Leute brauchen auch einen Ort, wo ein Lieferwagen anrollen kann. Es sitzen nicht alle Menschen den ganzen Tag nur mit ihrem MacBook im Café“, sagt Wilken.

WSB setzt auf Einkaufen in der Bergedorfer City statt in Oberbillwerder

Um die Bergedorfer City zu entwickeln, wird der WSB laut Geschäftsführer Wilken auch den Einsatz von Rise-Fördermitteln durch Politik und Verwaltung mit konstruktiven Vorschlägen begleiten: „Wir wollen die Belange der Wirtschaft zur Sprache bringen – diese hat oft nicht das Gewicht, das sie verdient“. Damit der WSB in Bergedorf mit einer starken Stimme sprechen kann, wird auch die Werbung neuer Mitglieder eine Kernaufgabe des neuen Führungsteams sein. Zurzeit sind circa 170 Geschäftsleute aus Bergedorf und den Vier- und Marschlanden im WSB organisiert.

Malte Landmann (links) und Thomas Buhck – hier 2023 bei einer Wirtschaftskonferenz mit Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann – kandidierten nicht mehr für den Vorstand des WSB.
Malte Landmann (links) und Thomas Buhck – hier 2023 bei einer Wirtschaftskonferenz mit Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann – kandidierten nicht mehr für den Vorstand des WSB. © Jochen Gipp | Jochen Gipp

Die Versammlung in Curslack markierte auch das Ende einer Ära. Die langjährigen Vorsitzenden Thomas Buhck und Malte Landmann traten nicht mehr zur Wahl für den Vorstand an. Das Duo hatte die Führung 2012 in einer schwierigen Situation für den WSB übernommen. Die Mitgliederzahl lag damals nur bei 120 Personen, der WSB musste als Träger die Verantwortung für einen Fall von Scheinselbstständigkeit bei der Grundeigentümer-Initiative BID Sachsentor übernehmen.

Unter der Führung von Buhck und Landmann stieg die Mitgliederzahl wieder auf 200, eine Zahl, die erst in der Corona-Krise wieder eine Delle erhielt. Auch als mit Karstadt 2020 ein großer Beitragszahler ausfiel, blieb das WSB-Schiff auf Kurs. Geschäftsführer Marc Wilken, der 2014 an Bord kam, lobte die Zusammenarbeit mit den beiden Vorständen: „Es war eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein wertschätzender Umgang.“

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Neben Buhck und Landmann hat auch Marlis Clausen den Vorstand des WSB verlassen. Die Geschäftsfrau aus Neuengamme und Gastgeberin des Abends wird die Wirtschaftslobby aber weiterhin aus dem Beirat heraus unterstützen. Für die scheidenden Vorstände wählten die Mitglieder – stets einstimmig – drei Nachfolger.

Neu dabei sind Torben Puttfarcken, Wirt der „Koffeinschmiede“ an der Bergedorfer Schlossstraße, Stefan Müller, Chef von Kaffee Timm am Sachsentor, und Steuerberaterin Manuela von Hacht. Daniela Böhm (Werbeköppe), Andreas Koch (Gebäudereinigung), Dierk Kohlhardt (Volks- und Raiffeisenbank) und der wiedergewählte Oliver Kahle (Bergedorf Tourismus) vervollständigen das Gremium.

Vorstandsvorsitzende wird es bei der WSB nicht mehr geben

Nachfolger für Thomas Buhck und Malte Landmann an der Spitze des Vorstands wird es nicht geben. Stattdessen stimmten die WSB-Mitglieder für eine Satzungsänderung, die das Führungsgremium ab sofort gleichberechtigt agieren lässt. „Wir wollen den Verband in moderne Zeiten führen“, begründete Geschäftsführer Marc Wilken den Schritt.

Der WSB wolle sich vom Denken in Hierarchien wegbewegen. Stattdessen werden sich die Mitglieder des Vorstands Aufgabenbereiche suchen, in denen sie gezielt ihre Stärken ausspielen können. Dierk Kohlhardt übernimmt die neu eingeführte Position des Vorstandssprechers.