Bergedorf. Erfolgreiche Auftritte bei Deutschen Meisterschaften in Bonn. Nun folgt die Weltmeisterschaft in den USA. Wer trotzdem Trost brauchte.

Die Cheerleading-Teams der TSG Bergedorf sind bei den Deutschen Meisterschaften in Bonn ohne Titel geblieben. Mit vier Mannschaften der Cheersport-Abteilung HSC (Hamburg Supreme Cheer) waren die Bergedorfer angereist. Am Ende gab es bei den 13- bis 16-Jährigen Silber für die HSC Rockstars und in der Altersgruppe ab 16 Jahre einen 4. Platz für die HSC Spiritstars. Beide waren als Favoriten in ihren jeweiligen Konkurrenzen angereist.

Auch bei den Jüngsten (sechs bis zwölf Jahre) gab es für die mitgereisten Eltern so manche Träne zu trocknen, obwohl es dafür sportlich gesehen eigentlich gar keinen Anlass gab. Denn sowohl die HSC Twinklestars mit Platz fünf als auch die HSC Ministars mit Rang sieben schlugen sich sehr achtbar. „Aber wir sind in Norddeutschland mit führend, und die Mädchen sind es daher gewöhnt, auf dem Treppchen zu stehen“, erläutert Kirsten Gerst, deren Tochter Karlotta zum Team der HSC Rockstars gehört.

TSG Bergedorf gewinnt Silber bei Cheerleading-Spektakel

Zwei Tage lang hatten die Bergedorfer Formationen in Bonn ihr Können gezeigt. Schauplatz der Deutschen Meisterschaften war der riesige, 6000 Zuschauer fassende Telekom Dome in Bonn, in dem sonst die Bundesliga-Basketballer der Telekom Baskets ihre Tricks zeigen. Eine imposante Kulisse.

Ein Teddybär als Orientierung: Die HSC Ministars sorgten für viel Spektakel auf der Bühne.
Ein Teddybär als Orientierung: Die HSC Ministars sorgten für viel Spektakel auf der Bühne. © TSG Bergedorf | Tom Lorenz

Insgesamt 180 Mannschaften aus dem ganzen Land hatten sich für die Titelkämpfe qualifiziert. Damit jedes davon unter fairen Bedingungen seinen Auftritt hinlegen konnte, war ein minutiös durchgetakteter Zeitplan vonnöten. 7.34 Uhr Ankunft im Teamarea, 8.04 Uhr Individuelles Warm-up, 8.20 Uhr Team-Warm-up, 8.44 Uhr Probedurchgang, 9.00 Uhr Passkontrolle, 9.15 Uhr Auftritt hieß beispielsweise der Ablaufplan für die erste Mannschaft, die am frühen Morgen ran musste.

Ende April geht es für das TSG-Team HSC Rockstars zur Weltmeisterschaft nach Orlando

Wundert man sich da, dass Cheerleader die organisiertesten Menschen der Welt sind? Immer auf alles vorbereitet. Und dass dann trotzdem nicht immer alles so läuft, wie es monatelang zuvor trainiert worden war. So erging es den HSC Rockstars. Die Deutschen Meister der Jahre 2022 und 2023 fliegen Ende April zu den Weltmeisterschaften nach Orlando/Florida. Natürlich waren sie heiß darauf, beim letzten großen Wettkampf vor der WM noch einmal ihr Können zu zeigen.

Die Cheerleading-Welt ist aufgeteilt in acht Leistungsstufen von „Beginner“ (Level 0) bis „Premier“ (Level 7), wobei die Level 6 und 7 ausschließlich Erwachsenen vorbehalten sind. Die Rockstars sind eine Level-4-Formation, also die zweithöchste Kategorie bei den Jugendlichen. Sie starten in der Sektion „Junior Coed Level 4“, wobei das „Coed“ „mit Jungs“ bedeutet, denn bei den HSC-Rockstars mischen mit Adriano Kreuz II und Lewis Czymmeck auch zwei Jungs mit – eine Seltenheit im Cheersport.

Wackler kosteten die HSC Rockstars den möglichen DM-Titel

Seit vergangenen Sommer hat die Gruppe dreimal pro Woche an ihrer Kür gefeilt. In Bonn musste der große Favorit – das war Pech! – nun aber gleich als Erstes ran. „Und so ein Auftritt dauert halt zweieinhalb Minuten, da kann eine Menge passieren“, sagt Kirsten Gerst, deren Mann Oliver der Leiter der Abteilung Cheersport in der TSG Bergedorf ist. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Es wackelte. Gleich dreimal.

Kein optimaler Auftritt der Rockstars also, die nun bange mit ansehen mussten, wie die Konkurrenten sich schlagen würden. Wobei „mit ansehen“ nicht ganz der richtige Ausdruck ist, denn der straffe Zeitplan erfordert nach dem Auftritt einen sofortigen Abgang von der Bühne, um Platz für die Nächsten zu schaffen. Doch Kirsten Gerst, die im Publikum saß, wusste dem Team hinterher zu berichten: „Bei dem folgenden Team hat alles gepasst. Ihr werdet wohl Zweite.“

Neue Cheerleading-Serie startet am 28. März auf RTL+

Genauso kam es dann auch. Die Luminous Dolphins aus Krefeld sicherten sich mit 7,87 Punkten den Titel vor der Formation der TSG Bergedorf (7,41), die Silber gewann, und den FTG Allstars Bengals aus Pfungstadt (6,54). Der Alltag der Krefeder Dolphins und der Pfungstädter Allstars ist übrigens Gegenstand einer neuen RTL+-Dokumentationsserie mit dem Titel „Cheer Fever – Jubel, Schmerz und Euphorie“, die am 28. März Premiere hat.

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Die zweite TSG-Medaillenhoffnung waren die HSC Spiritstars in der Kategorie „Senior Allgirl Level 4“, eine reine Mädchen- und Frauenformation also. Hier sind die Sportlerinnen 16 Jahre und älter. Aber auch Erfahrung schützt vor Wacklern nicht, und so landeten die Bergedorferinnen am Ende mit 7,10 Punkten denkbar unglücklich auf Rang vier. Der Rückstand auf die Bronzemedaille betrug lediglich winzige 0,09 Punkte. Was für ein Pech!

20.000 Cheerleader – zu 90 Prozent Mädchen – gibt es in Deutschland

„Man kann eben beim Cheerleading nicht wie beim Fußball in der Nachspielzeit noch das entscheidende Tor schießen“, bedauert Kirsten Gerst, dass sich einmal begangene Fehler bei einem Auftritt nicht mehr korrigieren lassen. Alles kommt auf die berühmten zweieinhalb Minuten des Auftritts an. Doch gerade das macht halt auch den Reiz dieses Sports aus, und so kann sich das Cheerleading über mangelnden Zulauf nicht beklagen. 20.000 Cheerleader – zu 90 Prozent Mädchen – gibt es in Deutschland.

Besonders groß war in Bonn der Andrang bei den Titelkämpfen der Jüngsten. So wetteiferten in der Kategorie „Level 0 Beginner“ gleich 32 Teams um die Medaillen, darunter auch die HSC Ministars der TSG Bergedorf, die es in einem sehr engen Wettbewerb auf den siebten Platz schafften. Es siegte der Cheerleading-Nachwuchs von Rot-Schwarz Kiel. Bei den „Novizen“ (Level 1) waren 20 Teams dabei. Hier schafften es die HSC-Twinklestars mit Platz fünf ebenfalls ins Vorderfeld.

Mitten in der Nacht war die Bergedorfer Teams wieder zu Hause

Doch im Vordergrund stand für alle natürlich das Erlebnis. Um 1.40 Uhr mitten in der Nacht war es am Ende zweier sehr langer Tage schließlich geschafft. Die Cheerleader der TSG Bergedorf waren zurück in Hamburg. „Wie gut, dass gerade Ferien sind“, atmete Kirsten Gerst auf.