Lohbrügge. Absperrgitter stehen an der Toilette am Herzog-Carl-Friedrich-Platz. Kommt hier ein neues WC? Stadtreinigung Hamburg klärt auf.

2009 war sie mit einigem Bohei und vollmundigen Versprechungen aufgestellt worden. Die öffentliche Toilette am Herzog-Carl-Friedrich-Platz, auf der Lohbrügger Seite des Bahnhofs Bergedorf, wurde damals als topmodern, auch nachhaltig und selbstreinigend angepriesen. Nun aber ist das WC ganz plötzlich geschlossen: Absperrgitter stehen um die Toilette herum und verhindern den Zugang. Was ist da los?

Das fragen sich wohl nicht nur viele Passanten, sondern auch die benachbarten Gastronomen. Sie haben in den vergangenen 14 Jahren hautnah miterlebt, wie sich manch ein Kunde mit dem WC herumärgerte – und hoffen nun, dass die Toilette gleich ganz verschwindet. So sieht es etwa Gastronom Ali Caynak vom angrenzenden Restaurant Truva.

Öffentliche Toilette am Herzog-Carl-Friedrich-Platz plötzlich geschlossen

„Die Toilette wird fast gar nicht benutzt“, weiß der Gastwirt, der hier seit acht Jahren sein Restaurant führt. Die Anlage sei quasi „ständig kaputt“. Zudem rieche sie und piepe nervig. Und auch, dass der WC-Gang 50 Cent kostet und nicht alle Münzen akzeptiert werden oder dass es kein Wechselgeld gibt, rege Menschen auf, die dann verärgert in seinem Laden stehen. Vor allem aber stört ihn und viele Nachbarn die Lage der Toilette fast direkt vor ihren Türen, mitten auf dem Platz. „Nicht gerade gut für ein Restaurant, das Essen verkaufen will“, stellt Ali Caynak fest. Mindestens die Lage müsse eine andere sein. Besser noch wäre es, wenn das WC ganz verschwände. „Mich stört nicht, wenn dann ein paar Leute bei mir aufs Klo gehen.“

Gut möglich, dass manch ein Passant den Gastronomen künftig beim Wort nimmt. Denn die Toilette wird tatsächlich verschwinden, wie Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg (SRH) auf Nachfrage informiert. Bei dem WC handele es sich um eine Anlage der Firma Wall, Teil der JCDecaux-Gruppe. Und der Vertrag mit Wall laufe zum Jahresende aus. Noch im November werde die Toilette deshalb von der Firma abgebaut.

Eine neue Toilette ist an dem Standort nicht vorgesehen

„Im Anschluss wird die SRH bis Jahresende die Tiefbauarbeiten abschließen und die Flächen wieder in den Ursprungszustand herrichten“, schreibt er. Eine neue Toilettenanlage sei in Abstimmung mit der Umweltbehörde aktuell an diesem Standort nicht vorgesehen. „Ein Grund dafür sind die geringen Nutzungszahlen.“ Weniger als acht Menschen täglich hätten die Anlage genutzt, so Goetze. Die bestehende Toilette im Bahnhof „Rail&Fresh“ sei aber „selbstverständlich weiterhin nutzbar“.

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Möglich, dass die Bezirkspolitiker dennoch verschnupft reagieren. Denn erst 2022 hatten sie einen umfangreichen Antrag zum Thema öffentliche Toiletten in Bergedorf beschlossen. Senioren, Familien mit kleinen Kindern und Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen seien darauf angewiesen, in den Innenstadtbereichen funktionierende und barrierefreie Toiletten in der Nähe zu haben, so der Antrag. Toiletten seien deshalb bei der Stadtentwicklung unbedingt mitzudenken. Dass nun stattdessen am Herzog-Carl-Friedrich-Platz ein weiteres öffentliches WC wegfällt, könnte indes eine andere Idee vorantreiben: die der „netten Toilette“. Dabei erhalten Gastronomen einen finanziellen Ausgleich, wenn sie ihre Toiletten für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung stellen.