Kiel (dpa/lno). Die Sparkassen in Schleswig-Holstein verzeichneten 2023 Ergebnis-Zuwächse. Das Kreditgeschäft ging allerdings stark zurück. Ist der Bodensatz nun erreicht?

Steigende Zinsen haben das Kreditgeschäft der Sparkassen in Schleswig-Holstein 2023 kräftig ausgebremst. Relevant seien zudem weiter gestiegene Preise für den Neubau und die Sanierung von Gebäuden, sagte Verbandspräsident Oliver Stolz am Dienstag in Kiel zur Jahrespressekonferenz. „Wir brauchen Impulse.“ Ein Wegfall der Grunderwerbsteuer beim Erstkauf einer Immobilie für Familien könne einer sein. Sie ist in Schleswig-Holstein mit 6,5 Prozent mit am höchsten in Deutschland.

Zwar seien die Immobilienpreise gesunken, sagte Stolz. „Wenn man aber die Nebenkosten für Käufe mit dazurechnet, dann ist es für die allermeisten Menschen auch in Schleswig-Holstein kaum noch möglich, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.“ Viele Kunden hätten sich nach den ersten Zinsschritten Ende 2022 aber noch schnell günstige Konditionen gesichert.

2023 machten die Sparkassen im Immobiliengeschäft mit Gewerbekunden nur noch Darlehenszusagen über 890,1 Millionen Euro, das war im Vorjahresvergleich ein Minus von 48,9 Prozent. Weniger Darlehen wurden zuletzt 2014 vergeben. Das Privatgeschäft sank um 44,9 Prozent auf 997 Millionen Euro. Hauskaufende und -bauende erhielten zuletzt 2009 ähnlich wenig Kredite. Insgesamt sanken die neuen Darlehen um 2,6 auf 3,8 Milliarden Euro. Stolz geht davon aus, sowohl beim Privatkunden- als auch beim gewerblichen Geschäft damit den Bodensatz erreicht zu haben und zeigte sich für 2024 vorsichtig optimistisch.

Das Geschäftsvolumen der elf Sparkassen im Land blieb mit 50,8 Milliarden Euro nahezu konstant (plus 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Zinslage ermöglichte ein höheres Betriebsergebnis von 738,5 Millionen Euro - ein Plus von 69,4 Prozent. Der Zinsüberschuss stieg mit 1,1 Milliarden Euro deutlich auf 2,22 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (2022: 1,56). Das Jahresergebnis nach Steuern wuchs um 30,9 Prozent auf 70,7 Millionen Euro.

Verbraucherinnen und Verbraucher nutzten die gestiegenen Zinsen. Rund 2,7 Milliarden Euro wurden auf Termingeld-Konten transferiert. Das verdoppelte fast den Bestand auf 4,1 Milliarden Euro. Dafür zog die Kundschaft 2,5 Milliarden Euro von den rund 1,3 Millionen Girokonten ab. Insgesamt blieben die Einlagen mit 37,4 Milliarden Euro (plus 0,1 Prozent) nahezu unverändert.

Mit dem Einbau von Färbesystemen wollen die Sparkassen bis zum Herbst die Sicherheit der 703 Geldautomaten im Land erhöhen. Dafür investieren sie einen Millionenbetrag. In den Niederlanden sei die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten nach dem Einbau von Klebesystemen signifikant gesunken, sagte Verbandsgeschäftsführer Harald Weiß. Erstmals seit 2000 stieg die Zahl der Beschäftigten an den 348 Standorten um 58 auf 6188 an.