Hamburg (dpa/lno). In einem früheren Seniorenheim in Niendorf sollen pflegebedürftige Obdachlose Ruhe finden. In der Nähe öffnet außerdem ein Übergangswohnhaus. Die ersten Menschen ziehen kommende Woche ein.

Etwa 50 schwer kranke, obdachlose Menschen ziehen ab Montag in eine neue Pflegeeinrichtung im Hamburger Stadtteil Niendorf. Die Sozialbehörde eröffnet am 22. April eine Pflegeeinrichtung in einem ehemaligen Seniorenheim. Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner sollen im Laufe der kommenden Wochen einziehen, bisher wurden sie im Winternotprogramm in Hammerbrook betreut. Langfristig bietet das Haus in Einzel- und Doppelzimmern Platz für bis zu 118 Menschen.

Das städtische Sozialunternehmen Fördern und Wohnen betreibt die Einrichtung und möchte damit eine Lücke in der Hamburger Obdachlosenhilfe schließen. „Wir reden hier über Menschen, die geschützt werden müssen“, sagte Katrin Wollberg, für die Unterkunft zuständige Bereichsleiterin. Auf der Straße seien sie wegen mehrfacher Vorerkrankungen besonders gefährdet. Im Notprogramm litten sie allerdings unter dem Lebensstil anderer Klienten, etwa dem Alkohol- und Drogenkonsum. Der Konsum von Drogen ist in der Pflegeeinrichtung grundsätzlich nicht gestattet - leichte alkoholische Getränke sind laut Sozialbehörde aber erlaubt, solange die Bewohner es nicht übertreiben. Ein vergleichbares Projekt gibt es in der Hansestadt bisher nicht. Zuletzt war allerdings das Winternotprogramm auch im Sommer fortgesetzt worden.

Ziel der neuen Einrichtung ist nach Angaben der Sozialbehörde die medizinische Versorgung und ambulante Pflege - nach Möglichkeit mit anschließender Weitervermittlung. „Da es sich um schwer und schwerstkranke Menschen handelt, ist in einigen Fällen davon auszugehen, dass die Menschen dort bis zu ihrem Ableben verbleiben werden“, teilte die Behörde mit.

In derselben Straße in Niendorf entsteht außerdem ein Modellprojekt von Fördern und Wohnen, das Obdachlosen ein niedrigschwelliges Wohnangebot machen soll. 16 Plätze hat das Übergangswohnen, im Fokus steht eine Stabilisierung der Menschen vor der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft. Drogenkonsum ist laut Fördern und Wohnen auch in diesem Haus nicht gestattet.