Hamburg. Falschparker und Co. werden nicht nur vom Ordnungsamt registriert. Analyse zeigt: Bürger übernehmen Meldeverfahren gerne in Eigenregie.

Die Zahlen sprechen für sich und das nicht erst, seitdem der selbst ernannte „Anzeigenhauptmeister“ mit gelber Warnweste und Handy in der Hand auf den Straßen Hamburgs gesichtet wurde. Verkehrssünder werden in der Hansestadt durchaus registriert, und zwar nicht nur von den behördlichen Ordnungshütern, sondern auch von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger. Diese scheuen sich anscheinend nicht davor, diverse Verstöße umgehend selbst an das Ordnungsamt zu melden.

Auf der Meldewebseite weg.li laufen auch aus Hamburg regelmäßig Hinweise für die zuständigen Behörden ein. Einer Analyse der Informationsplattform Spielbank.com zufolge landete die Hansestadt damit jetzt sogar auf Platz eins im bundesweiten Anzeigen-Ranking.

Verkehr Hamburg: Falschparker-Webseite weg.li zeigt Zahl der Anzeigen

Von den insgesamt über die Plattform gemeldeten 786.000 Anzeigen kommen 131.775 aus Hamburg. Auf dem zweiten Platz landet demnach Frankfurt am Main mit 95.738. Erst auf Platz drei findet sich Berlin mit 75.080 Anzeigen ein. Damit steht Hamburg in auf an der Spitze Deutschland, das gilt auch in Relation zur Einwohnerzahl.

Außerdem sind die Hamburger im Vergleich die aktivsten Nutzer. Von den 50.000 auf der Webseite gelisteten Bürgerinnen und Bürgern gehört rund die Hälfte zu den aktiven Nutzern. Davon kommen 6775 aus Hamburg.

Angegeben wird allerdings nicht, um welche Art von Anzeigen es sich handelt. Immerhin kommt es auch immer wieder zu widerrechtlichem Parken auf Behindertenparkplätzen, Einschränkungen auf Fahrradwegen oder Gefahrensituationen, verursacht durch unrechtmäßig abgestellte PKW.

Ordnungswidrigkeit selber melden: Stadt Hamburg bewirbt Anzeigen-System

Durch die Berichterstattung über den eifrigen Bürger aus Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt hatte das Thema deutschlandweit an Aufmerksamkeit gewonnen. Insbesondere im Internet wurde sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein für Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr von vielen getadelt, denn nicht jede seiner Anzeigen hat auch die Qualität anschließend gerichtlich bearbeitet zu werden.

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Dabei wirbt auch die Stadt Hamburg im Serviceportal auf ihrer Webseite für das Melden als Privatperson. Dazu heißt es: „Insbesondere wenn Sie durch das Fehlverhalten von anderen im Straßenverkehr in Ihren Rechten beeinträchtigt wurden, können Sie diesen Sachverhalt der Bußgeldstelle mitteilen und auf diese Weise die Einleitung eines Verkehrsordnungswidrigkeitenverfahrens anregen.“

Auch in der Stadt Neumünster ist dieses Verfahren gängige Praxis – als man sich allerdings dafür entschied, via Instagram und Facebook aktiv darauf hinzuweisen, war die Empörung plötzlich groß.