Themen: Neue Köhlbrandbrücke erst 2042 fertig +++ Klinikreform gescheitert? +++ Werden Abtreibungen jetzt legal?

Die Chinesen bauen schneller

10. April: „Warum dauert das so lange? Neue Köhlbrandbrücke erst 2042 fertig – die alte wurde in sechs Jahren gebaut“

Planung und Bau der neuen Köhlbrandbrücke werden hierzulande wieder zum Bürokratiemonster mutieren. Als Lösung der Unzulänglichkeiten bietet sich in Deutschland das geflügelte Sprichwort an: Lasst es doch die Chinesen machen!

Jens Dörnbrack, Hamburg-Eidelstedt

Hamburg kassiert die Steuern

10. April: „Klinikreform gescheitert? Hamburg bittet Nachbarländer zur Kasse. Jeder dritte Patient von auswärts. Senatorin will Schleswig-Holstein und Niedersachsen beteiligen“

Von den 35 Prozent Patienten aus dem Hamburger Umland, die in Hamburger Krankenhäusern behandelt werden, handelt es sich wohl zum überwiegenden Teil um Pendler, die in Hamburg arbeiten, aber im „Speckgürtel“ wohnen. Das ist doch wohl legitim, wenn sie hier Steuern und Sozialabgaben in Hamburger Kassen bezahlen.

Dr. Andreas Mohr

Mehr Selbstbestimmung

10. April: „Werden Abtreibungen jetzt legal? Experten empfehlen, Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen zu erlauben. Scharfe Kritik aus der Union“

Darauf hätte ich gewettet: Kaum schlägt eine Expertenkommission die längst überfällige Reform des Paragrafen 218 und die Straffreiheit von Abtreibungen in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft vor, wittert die Union den Untergang des Abendlandes. Die CDU/CSU verkennt hier mal wieder den fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel und verweigert Frauen weiterhin Selbstbestimmung und Autonomie in dieser Frage. Dass die von alten Männern dominierte katholische Kirche ebenfalls umgehend höchste Bedenken anmeldet, wird niemanden überraschen. Ich hoffe, der Bundestag lässt sich davon nicht beeinflussen und entscheidet im Sinne der Empfehlungen der Kommission auch gegen den erheblichen Widerstand der Ewiggestrigen.

Klaus Bergemann

Jetzt Abhilfe schaffen

10. April: „Busse und Bahnen sollen ihren Standort senden. Hochbahn-App könnte funktionieren wie beim Taxidienst Uber. Verkehrssenator Tjarks Pläne für Hamburgs digitale Mobilität“

Schön, dass Herr Rybarczyk über die jüngste Pressekonferenz von Senator Tjarks mit einem Augenzwinkern schreibt. „Aufschließen zu den Besten“? Großartig. Hamburg wird dank Digitalisierung im Verkehr in „zehn Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein“? Noch besser. Es ist erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit der Senator immer wieder mit Projekten an die Öffentlichkeit geht, die weit in der Zukunft liegen. Dass wir im Hier und Jetzt im Dauerstau und in überfüllten Bussen stehen, ist eben nicht so attraktiv wie die glänzende digitale Zukunft, wann immer die sein wird. Abhilfe sofort, damit könne der grüne Mobilitätspapst punkten.

Marianne Nissen

Ursachen ergründen

9. April: „Sorge wegen steigender Ausländerkriminalität. Die Zahl der Delikte unter Zugewanderten und jungen Menschen schießt in die Höhe. Gründe gibt es viele. Aber besonders einer alarmiert das BKA“

Die aktuelle Kriminalstatistik macht deutlich, dass in puncto Sicherheit viel zu tun ist. Meiner Meinung nach sollten die Ursachenforschung und deren Bekämpfung sowie eine Steigerung der Aufklärungsquote im Mittelpunkt der Debatte stehen. Den Fokus nur auf die Herkunft der kriminellen Personen zu legen, kann ich nicht nachvollziehen.

Thomas Köpke, Itzstedt

Die Herkunft ist unwesentlich

Natürlich ist die Ausländerkriminalität ein Thema, aber wohl eher ein sozialpolitisches als eines der Herkunft. Somit zu Frage: Wie hoch ist die Ausländerkriminalität im Vergleich zur Inländerkriminalität von Bürgern mit wenigstens ähnlichem durchschnittlichem Einkommen? Oder würden Sie die Höhe der durchschnittlichen Steuerhinterziehung der Inhaber deutscher Pässe mit der der einkommensschwachen Bewohner des Landes ohne deutschen Pass vergleichen?

Uwe Ladwig

Chapeau, FC. St. Pauli

9. April: „In Hamburg beginnt das Nervenspiel. Der FC St. Pauli und der HSV starten in die Crunchtime. Worauf es für die beiden Clubs im Aufstiegskampf jetzt ankommt“

Die Voraussetzungen für den Endspurt im Kampf um den Aufstieg könnten bei den Hamburger Clubs nicht unterschiedlicher sein. Die sehr variabel auf Gegner und Spielsituation ausgerichtete Spielkultur sowie der durch gefestigte Persönlichkeiten und unbedingten Erfolgswillen geprägte Spirit des Kiezteams machen den Einzug des FC St. Pauli in das Fussball-Oberhaus sehr wahrscheinlich. Genauso klar und zielgerichtet agiert auch der Trainer. Beispielhaft hierfür ist seine Spielbewertung nach der Niederlage gegen Karlsruhe. Hürzeler stellt nicht die objektiv fragwürdige Schiedsrichterleistung in den Vordergrund, sondern sucht die Ursachen ausschließlich im eigenen Team, benennt diese klar und schafft damit die Grundlage für deren Beseitigung. Damit haben Team, Trainer und das frenetische Publikum gemeinsam das Potenzial, die Erstklassigkeit in der kommenden Saison zu erreichen und auch ohne weitreichenden Umbruch der Mannschaft zu halten. Diametral gegenteilig stellt sich die Situation hingegen beim HSV dar. Das Spiel der Rothosen ist nach zweieinhalb Jahren Walterscher harmonieorientierter „Spaß vor Erfolg und Leistung“ Fußball-Philosophie und deren Auswirkung auf Teamzusammensetzung und -mentalität zurzeit durch Umbruch und Verunsicherung geprägt. Charakterspieler, welche die Mannschaft im Kampf um den Aufstieg mitreißen, sind derzeit nicht zu erkennen. Statt Erfolgshunger und Aufstiegswillen ist – wie in den vergangenen Jahren – die lähmende Versagensangst spürbar. Die Folge: Alibianlaufen statt kontrolliert aggressivem Pressing. Verlegenheitsfußball statt schnellem konstruktivem Spielaufbau. Last not least lässt auch die negative Selbstprogrammierung des Teams durch Körpersprache und Mimik derzeit kaum auf Platz drei, keinesfalls jedoch auf einen Sieg in der Relegation hoffen. Ein Führungsspieler, der nach dem Gegentor von Greuther Fürth verzagt an seinem Trikot lutscht, erinnert eher an die Peanuts denn an einen Aufstiegskandidaten. Die Aura von Stürmern, die wiederholt nicht in der Lage sind, wenigstens eine der vielen hundertprozentigen Torchancen zu verwerten, und ein Öztunali, der als Führungsspieler gedacht war, in seinen mittlerweile wenigen Kurzeinsätzen nachdrücklich seine Zweitligatauglichkeit infrage stellt, ebenfalls nicht. Steffen Baumgart steht also in der kommenden Saison des künftigen „Zweitligadinos“ vor einer wahren Herkulesaufgabe. Vorher ist jedoch zu klären, ob der Sportvorstand der Hanseaten, der in den vergangenen Jahren eindrucksvoll nachgewiesen hat, wie wenig er mit erstligareifen Saison-Etats im Fußball-Unterhaus erreicht, hier noch helfen sollte. Wie es gehen kann, zeigt zurzeit der Stadt-Rivale. Chapeau, FC St. Pauli, von ganzem Rautenherzen!

Dirk Petersmeier

Kreatives Schreiben geht verloren

5. April: „So sollen Hamburgs Schulen ChatGPT & Co. nutzen. Behörde veröffentlicht Leitlinien für KI im Klassenzimmer. Wie Schüler und Lehrer profitieren könnten – und was beim Schummeln droht“

Ganz unabhängig von der technischen und juristischen Entwicklung dieses Werkzeugs bin ich begeistert von den Möglichkeiten, die sich denjenigen öffnen, die Mathematik und Company nicht als Schreckgespenst sehen. Doch klar werden sollte sich jeder: Dieses digitale Werkzeug ist kein Kommunikations-Klimperkasten, sondern trägt in sich den Keim zum Gesellschafts-Changer: Es ist nicht auszuschließen, dass die Fähigkeit zum flüssigen, eigenhändig ausgeführtem Schreiben – besonders, wenn individuelle Kreativität erforderlich ist – verloren gehen wird. Dieser Trend zeichnet sich schon seit einiger Zeit ab – auch ohne ChatGPT. Es geht um die direkte, schriftliche Umsetzung von Gehörtem in Geschriebenes. Erinnern wir uns: Die Menschen haben Jahrtausende gebraucht, bis gutes Schreiben, Lesen und Verstehen eine Selbstverständlichkeit geworden. Das „Prompten“ wird gründlicher Vorbereitung bedürfen.

Wolfgang Fischer