Themen: Köhlbrandbrücke +++ Containerfrachter bringt Brücke in den USA zum Einsturz +++ Schluss für sieben Kraftwerksblöcke.

Geht es nur um Ästhetik?

28./29. März: „Wie hoch die neue Köhlbrandbrücke wirklich werden muss. Neue Studie befeuert den Streit im Senat. Containerschiffe ragen bis zu 67 Meter aus dem Wasser. HPA soll Sicherheitsabstand festlegen“

Wie soll das mit einer 20 Meter höheren Brücke werden? Wird diese dann bei Sturm für leere Lkw gesperrt und bei Nebel, Eis und Schnee steht der Hafen still? Und denkt irgendjemand an den größeren Energiebedarf und die daraus resultierende Umweltbelastung für jeden Container, der 70 Meter in die Höhe geschleppt werden muss, um die Elbe zu überqueren, auf 70 Jahre hoch gerechnet – länger wird dieses Bauwerk wohl auch wieder nicht halten. Vielleicht wird dann ja die Erkenntnis gereift sein, dass selbst, wenn ein Tunnel aufgrund des Untergrundes ein paar Meter tiefer gelegt werden muss und eventuell auch einiges schwieriger und teurer im Bau ist, eine solche Lösung am Ende doch einen Mehrwert hat, für Umwelt, Verkehr und nicht zuletzt auch finanziell. Auch dass bei einer Brücke Verkehrsmittel wie die Bahn und das Rad wieder auf der Strecke bleiben, scheint in keiner Weise eingepreist zu sein. Gibt es da doch noch einen Funken Hoffnung für die richtige Entscheidung? Oder geht es am Ende doch nur um die Ästhetik eines solchen Bauwerks für Hamburg, und die Schöngeister siegen über die Ökonomen.

Jörg Klinger

Inszenierung ist das Problem

27. März: „,Hamburg muss seinen Hafen besser inszenieren‘. Dietrich von Albedyll war mehr als 20 Jahre lang der Master des Tourismus in der Hansestadt. Der 73-Jährige ist überzeugt: Da geht noch viel mehr!“

Auch wenn es unter touristischen Gesichtspunkten gut gemeint war: Es ist doch genau das Problem, dass der Zeitgeist meint, es müsse nur alles gut „inszeniert“ sein. Gerade der Hafen ist ein Paradebeispiel dafür, dass Inszenierung eben nicht ausreicht. Die HHLA ist doch zu einer Riesen-PR-Blase mit marodem Kern verkommen, die jetzt offenbar nur noch ein Notverkauf retten kann. Schlechte Performance zu hohen Preisen mit der Folge eines stetig sinkenden Marktanteils konnte für simple Gemüter zeitweilig mit Tüddelkram wie Container-Drohnen, Hyperloop und tollpatschigen 3D-Druckversuchen kaschiert werden. Insbesondere der Hamburger Senat als Eigentümer hat sich von zu viel Inszenierung blenden lassen, versucht jetzt viel zu spät, das Ruder herumzureißen und macht dabei alles falsch, was man falsch machen kann. Wie wär’s einmal mit ein wenig mehr Reinklotzen, drei Nullrunden für die Belegschaft und mindestens sechs für den völlig überbezahlten Vorstand. Im Übrigen gilt für den Tourismus: Nur ein prosperierender Hafen bietet eine gute Kulisse für die Hafenrundfahrten.

Dr.-Ing. Ulrich Malchow, Hamburg

„Blackout“ ist keine Seltenheit

27. März: „Die Schiffscrew funkte noch ,Mayday‘. Containerfrachter bringt 2,6 Kilometer lange Brücke in den USA zum Einsturz. Mehrere Autos fallen in die Tiefe“

Ein meist kurzfristiger Ausfall aller Systeme an Bord eines Seeschiffes, ein „Blackout“, ist keine Seltenheit. Was auf hoher See niemanden besonders aufregt, bekommt allerdings in Zusammenhang mit Revierfahrt z.B. auf Flüssen mit Gegenverkehr und/oder Uferbebauung schnell einen gefährlichen Verlauf wie hier bei der Ansteuerung der Brückendurchfahrt. Was hier – wahrscheinlich aus Kostengründen – gefehlt hat, sind sogenannte Schiffsabweiser diverser Systeme z.B. in Form künstlicher Inseln oder starker Pfahlgruppen vor den Pfeilern zumindest in der Durchfahrt. Auch in den USA ist es nicht das erste Mal, dass eine Brücke durch ein Seeschiff zum Einsturz gebracht wurde, z.B. 1980 die erste Sunshine Skyway Bridge in Florida mit 35 Toten. Bei der neuen Brücke hatte man offensichtlich dann gelernt. Das wird Anwälten jetzt nicht entgehen.

Wolfgang Ahrens, Nautiker a.D.

Alt, aber zuverlässig

25. März: „Mehr als 400 Faxgeräte in Hamburger Behörden“

Ich bin entschieden dagegen, dass Faxgeräte schlecht gemacht werden. Sie erreichen den Empfänger zuverlässig in Papierform oder auf dem Bildschirm, Empfangsprobleme sind sehr selten. Hinzu kommt, dass eine Sendung per Fax an Gerichte oder Behörden rechtswirksam und fristwahrend ist, eine E-Mail nicht. Lediglich besonders gesicherte elektronische Zugangswege wie das besondere elektronische Anwaltspostfach, das Anwälte im Verkehr mit Gerichten benutzen müssen, hat eine rechtsverbindliche Wirkung. Für den Normalbürger gibt es diese Möglichkeit nicht. Auch im Verkehr zwischen Anwälten und Behörden leistet das Fax nach wie vor gute Dienste. Es mag relativ alt sein, aber ausgedient hat es sicher nicht. Seine Nutzung ist auch kein Grund für Spott.

Marc Eichenherr, Hamburg

Der jetzige Ausstieg ist töricht

25. März: „Endgültig Schluss für sieben Kraftwerksblöcke. Die Braunkohlemeiler waren wegen der Gaskrise länger in Betrieb“

Diese Regierung hat die unangenehme Eigenschaft, Kraftwerke stillzulegen, ohne dass ausreichend Ersatz an erneuerbaren Energien da wäre. Auf die im Ausland günstigsten Erzeugungsbedingungen hinzuweisen, hilft dem Klima nicht weiter. Im günstigsten Fall ist das Atomstrom aus Frankreich, im ungünstigsten Fall Kohlestrom aus Polen. Wir haben die höchsten Strompreise in Europa, sodass die stromintensiven Industrien die Produktion zurückgefahren haben oder gleich ganz ins Ausland gehen. Jetzt werden die Fehler in der deutschen Energiepolitik schonungslos offengelegt. Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle, Kernkraft und (russischem) Gas als Brückentechnologie, ohne dass Erneuerbare Energien ausreichend zur Verfügung stehen, ist töricht. Dabei soll die Elektromobilität forciert und Wasserstofftechnologie zur Versorgung der Industrie mit hohem Energieverbrauch gefördert werden. Das Problem ist das Vertrauen. Firmen, die es können, verlagern ihre Produktion ins Ausland, wo die Energie zurzeit um ein x-Faches billiger ist, andere stellen den Ofen einfach aus. Unserem Land droht eine Deindustrialisierung. Was tun? Durch den Weiterbetrieb der drei Kernkraftwerke hätten 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können, und unsere Versorgung wäre etwas sicherer. Dabei wäre das Risiko des zusätzlichen CO2-Eintrages für das Weltklima abzuwägen gegen das Risiko eines Atomunfalls oder der meines Erachtens geringe zusätzliche Atommüll, der endzulagern gewesen wäre. In Europa setzt man auch auf Atomstrom, bei uns setzt man auf europäischen Atom- oder Kohlestrom und den Kauf von industriellen Vorprodukten aus China, wo die Strompreise x-mal niedriger sind. Das ist Klimapolitik! Die Frage ist, wie lange sich der Wähler den Griff in seine Geldbörse noch gefallen lässt?

Hans-Roger Komsthöft

Das ist doch „cringe“, oder?

20. März: „Bayern verbietet Gendern in Schulen“

Ich weiß, es wird schon viel zu viel darüber geschrieben, aber ich kann dieses Gejammere wegen des Gendersternchens etc. nicht mehr ertragen. So etwas wie „Untergang“ der deutschen Sprache scheint bei allen Beiträgen gegen das Gendersternchen durchzuschimmern. Mich wundert das! Scheint sich doch niemand darüber aufzuregen, dass viele Anglizismen durch eine winzig kleine Minderheit in die deutsche Alltagssprache eingeschleust werden. „Coffee to go“, „Sale“, „Public-Viewing“, selbst das „Handy“, um nur einige wenige zu nennen, nehmen wir einfach so hin. Von cleveren Marketing- und Businessleuten eingebrachte „Buzzwords“, die zu einem „Lead“ nach einem „Pitch“ führen – das ist doch „cringe“, oder? Dagegen sollte doch eher eine Initiative entstehen – statt sich über das Gendersternchen aufzuregen.

Gerhard Delfs

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