Politik fordert Verkehrsunternehmen zum Handeln und Dialog mit den Fahrgästen auf. Neue Schiffe und Taktverdichtung gefordert.

Finkenwerder/St. Pauli. Der Druck der Politik auf die Hadag wächst: "Das Verkehrsunternehmen muss die Kritik seiner Kunden ernst nehmen und dringend handeln. Das heißt neue Schiffe, eine Taktverdichtung und vor allem müssen die Verspätungen und Ausfälle abgestellt werden", sagte Michael Osterburg. Der Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte sagte weiter: "Es reicht nicht aus, wenn die Hadag auf massive Fahrgastzuwächse mit nur einem neuen Schiff für 250 Personen reagiert." Auch SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen schaltete sich ein: "Die Hadag-Flotte muss den steigenden Fahrgastzahlen dringend angepasst werden."

Das Abendblatt hatte gestern über die Sorgen der Pendler berichtet, die die stark frequentierte Fährlinie 62 zwischen Finkenwerder und den Landungsbrücken nutzen. Die Vorwürfe der Fahrgäste reichten von überfüllten Schiffen, über häufige Ausfälle bis hin zu Verspätungen. Nach dem Bericht meldeten sich zahlreiche weitere betroffene Hadag-Kunden beim Abendblatt und machten ihrem Ärger Luft. Von dramatischen Szenen an Bord berichtete ein langjähriger Pendler: "Mein schlimmstes Erlebnis war, dass das Schiff so voll war, dass ich im Innenraum nicht die Elbe sehen konnte, weil die Menschen so dicht an dicht standen, dass man von seinem Platz nicht das Tageslicht sehen konnte." Dazu Hadag-Vorstand Gabriele Müller-Remer auf Anfrage: "Bei mehr als vier Millionen Fahrgästen hatten wir im ersten Halbjahr vier Beschwerden zum Platzangebot." Das Platzangebot soll durch eine neue Fähre um 250 Plätze erweitert werden, die im Frühjahr 2013 in Betrieb genommen werden soll.

+++ Volle Fähren verärgern die Pendler +++

Unterdessen forderte der Finkenwerder SPD-Bezirksabgeordnete Ralf Neubauer: "Die Hadag wäre gut beraten, mit ihren dauerhaften Fahrgästen in den Dialog zu treten. Daher laden wir Frau Müller-Remer erneut zur Diskussion in eine öffentliche Sitzung des Regionalausschusses Finkenwerder ein." Neubauer hatte bereits in der Donnerstagausgabe kritisiert, dass "trotz explodierender Fahrgastzahlen die Flotte kaum erweitert wurde".

Die 22 Hadag-Fähren nutzten im vergangenen Jahr rund 7,55 Millionen Fahrgäste. Davon rund 4,038 Millionen die Linie 62. Zum Vergleich: 2005 lagen die Gesamtfahrgastzahlen noch bei rund 5,688 Millionen. Die Hochbahn-Tochter hat 1888 den Fährbetrieb aufgenommen und rund 95 Mitarbeiter.