Im kommenden Jahr fehlen in der Hansestadt 500 Pädagogen. Quereinsteiger und auch mehr Ausbildungsplätze sollen den Mangel beheben.

Hamburg. Lena, 21, aus Wohldorf-Ohlstedt möchte Erzieherin werden. Die Stadt braucht Menschen wie Lena. Denn in den Kindertagesstätten und ganztägigen Grundschulen fehlen 350 Fachkräfte, im kommenden Jahr wird dieser Engpass laut Deutschem Jugendinstitut auf 500 fehlende Erzieher ansteigen. Die Sozialbehörde prüft daher mit Kita-Trägern und Verbänden, wie sie dem Mangel entgegenwirken kann. "Sonst könnte der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz am Fachkräftemangel scheitern", befürchtet Martin Peters vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Zwar ist Hamburg bundesweit Vorreiter beim Kita-Ausbau, doch fehlen die nötigen Erzieher. Mit dem vorzeitigen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Zweijährige seit August sind rund 1600 Kinder zusätzlich in die Krippe gekommen. Von August kommenden Jahres an haben Einjährige einen Anspruch auf Krippenbetreuung. Auch an den Grundschulen mit ganztägiger Bildung und Betreuung werden nach Schätzungen von Martin Peters im kommenden Sommer 100 zusätzliche Erzieher benötigt. Woher sollen die kommen?

+++ In Hamburg ist der Männeranteil in Kitas am höchsten +++

+++ Erzieher werden verzweifelt gesucht +++

Die Behörde überprüft, welche pädagogischen Berufsabschlüsse mit der Erzieherausbildung gleichgesetzt werden können, und mit der Bundesagentur für Arbeit werden Gespräche über das Thema "Quereinsteiger" geführt. Um den Bedarf an Erziehern zu decken, wird die Sozialbehörde zusammen mit der Arbeitsverwaltung im September eine Jobbörse veranstalten. Ziel ist es, Menschen für Umschulungen auf den Erzieherberuf aufmerksam zu machen. Bis zu 20 Teilnehmer werden dann eine vollwertige Ausbildung erhalten. Start des Ausbildungsprojekts wird der 1. Februar 2013 sein. Außerdem hat die Stadt die Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen erhöht. Im laufenden Jahr werden etwa 580 Erzieher ihren Abschluss machen. Im kommenden Jahr werden es knapp 600 sein, im Jahr 2014 etwa 700 und in den anschließenden Jahren jeweils 775.

Neben der Ausweitung der Ausbildungskapazitäten sind verschiedene Maßnahmen auch mit den Kita-Verbänden besprochen worden. Beispiel: "Die Teilzeitquote in Hamburg beträgt 65 Prozent. Die Verbände und Träger sind aufgefordert, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter zu erhöhen", so Nicole Serocka, Sprecherin der Sozialbehörde. Eine Arbeitsgruppe befasst sich damit, welche pädagogischen Berufsabschlüsse mit der Erzieherausbildung gleichgesetzt werden können. So sollen Lehrer mit Staatsexamen in den Kitas arbeiten dürfen. Martin Peters: "Wir kommen nicht umhin, über multiprofessionelle Teams nachzudenken mit Musik- und Sportpädagogen und anderen Berufsgruppen mit Zusatzqualifikationen."

Die Grünen in der Bürgerschaft fordern noch mehr: Sie wollen vor allem den Einstieg in den Erzieherberuf erleichtern. Derzeit wird zur Erzieherausbildung an einer Fachschule zugelassen, wer die Realschule und eine mindestens zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen hat oder drei Jahre in einem für die Ausbildung förderlichen Beruf in Vollzeit tätig war oder vier Jahre in Vollzeit berufstätig war.

Und wer Fachhochschul- oder Hochschulreife hat, muss ein einjähriges Praktikum absolviert haben. "Die Vorgabe, vor einer Erzieherausbildung zwingend eine Ausbildung zu absolvieren, ist eine völlig unnötige Hürde", sagt Christiane Blömeke, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Sie fordert den Senat unter anderem auf, mit den Kita-Trägern eine Vergütung zu vereinbaren, damit diese mehr Frühpädagogen mit Bachelor-Abschluss einsetzen können.

Behördensprecherin Serocka sagt: "Wir gehen davon aus, auch in den kommenden Jahren alle Erzieherstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern besetzen können."