Ikea sucht Brachfläche in Hamburg, um ein komplett neues Quartier zu bauen. Hinter den Plänen steht eine Schwestergesellschaft der Möbelhauskette.

Hamburg. Garlef Kaché, Immobilienberater in der Abteilung Neubau von Grossmann & Berger, glaubt an eine Revolution. Eine auf dem Hamburger Immobilienmarkt - geplant von Ikea, das einen neuen Stadtteil in Hamburg auf einer Brachfläche errichten möchte. "Die strategischen Absichten des Konzerns kann ich aus der Ferne natürlich nicht nachvollziehen. Ich persönlich aber glaube, dass Ikea eine Revolution versucht." Die Immobilienpreise in Hamburg seien in den letzten Jahren um 35 bis 40 Prozent gestiegen. Gerade junge Leute und Familien seien deshalb nicht mehr in der Lage, Immobilien zu kaufen. "Ikea versucht jetzt mit einem Preis-Qualitäts-Mix in diese Nische zu springen und diese Leute mit Wohnraum zu versorgen", sagt Kaché. Und fügt hinzu, er sei sicher, dass man mit dem Wohnungskauf auch einen Vorzugspreis auf Ikea-Möbel bekomme.

+++ Ikea will in Hamburg einen eigenen Stadtteil errichten +++

Hinter den Plänen steht Inter Ikea, eine Schwestergesellschaft der schwedischen Möbelhauskette, die bereits nach geeigneten Flächen in Hamburg sucht. "Aktuell sind wir auf der Suche nach einem mindestens fünf Hektar großen Areal in Hamburgs Innenstadt", sagt Harald Müller, zuständiger Manager von der Firma Landprop, der Immobilien-Tochter von Inter Ikea. Freie Flächen in dieser Größenordnung gibt es in der Hansestadt nur wenige, infrage kämen Gebiete in Hamm/Rothenburgsort oder Billbrook. Beide haben ungefähr die von Inter Ikea gesuchte Größe und sind recht nah an der Innenstadt.

Ein weiteres Kriterium bei der Suche ist laut Müller, dass die Flächen unbebaut sind oder die bestehenden Gebäude abgerissen werden können - Kriterien, die in der Innenstadt schwer zu erfüllen sind. "Alternativ könnten wir uns auch ein Gebiet in Flughafennähe vorstellen", sagt Harald Müller.

Behörden und Politik reagieren bisher zurückhaltend. "Über Gespräche oder Verhandlungen - auch informeller Natur - mit privaten Dritten geben wir grundsätzlich keine Auskunft", sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, die auch für den Verkauf städtischer Flächen zuständig ist.

In London sind die Pläne schon wesentlich konkreter, dort soll 2013 im East End mit dem Bau des neuen Stadtteils begonnen werden. Das Gebiet, auf dem "Strand East" entstehen soll, ist elf Hektar groß und eine von Hippie-Hausbooten und Kanälen eingefasste Halbinsel. Es soll ein familienfreundliches Idyll werden mit 1200 Wohnungen, Büros für die Kreativbranche, Restaurants und Geschäften. 40 Prozent des Wohnraums im Townhouse-Stil wird für Familien konzipiert. Etwa drei Jahre nach Baubeginn sollen dann die ersten Bewohner ihre Häuser beziehen.

Die Immobilien bewegen sich laut Landprop im mittleren Segment, es sollen also keine Luxusimmobilien gebaut werden. "Wir produzieren nicht für Superreiche, sondern für die Mittelklasse. Wir mögen keine Hochhäuser, weil wir sie unmenschlich finden", sagt Manager Harald Müller.

Sollte auch in Hamburg eine geeignete Fläche gefunden werden, könnte es neben der von Stadtplanern konzipierten HafenCity einen weiteren neuen Stadtteil in Hamburg geben: eine eigene "Ikea-City". Bei Experten für Stadtplanung steht man einem solchen Projekt mit gemischten Gefühlen gegenüber. "Grundsätzlich ist es schön, wenn sich private Investoren an der Stadtplanung beteiligen. Wir wollen aber nicht, dass dort eine eigene Welt entsteht und sich das Quartier vom Rest der Stadt abschottet", sagt Dirk Kienscherf, Fachsprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion.

Einen Einrichtungszwang mit Billy-Regalen oder Ektorp-Sofas müssen künftige Bewohner der "Ikea-City" übrigens nicht befürchten. "Die Inter Ikea Gruppe ist nur lose mit dem Möbelgiganten verbunden, der in London geplante Stadtteil soll auch keinen Ikea-Laden haben", sagt der Landprop-Manager. Auch habe man nichts mit den Ikea-Fertighäusern zu tun.

Unabhängig von der Suche nach einer Fläche für den Bau eines Stadtteils will Inter Ikea auch ein Studentenwohnheim sowie ein Hotel in Hamburg eröffnen. "Die Hotelpreise werden sich im niedrigeren Rahmen bewegen. Inter Ikea wird aber kein Billighotel bauen", sagt Müller. Wie genau die Räume im Hotel gestaltet werden, sei aber noch geheim.