Hamburg. Matthias Riedl erklärt, wie man Medikamente einsparen kann und welche Nahrungsmittel Betroffene essen sollen.

Rote Bete hat nicht nur eine ebenso kräftige Farbe wie das menschliche Blut, sondern der Genuss der erdigen Knolle ist auch noch überaus gesund. „Für Menschen mit Bluthochdruck hat sie eine nachgewiesene blutdrucksenkende Wirkung entsprechend einer milden Medikation“, sagt Ernährungs-Doc Dr. Matthias Riedl.

Nicht jeder Bluthochdruck sei durch Ernährung zu therapieren, wenn er aber durch Gewichtszunahme entstanden sei, dann sei er zu verbessern und sogar zu heilen. In jedem Fall sei es sinnvoll, Lebensmittel einzusetzen, die messbar blutdrucksenkende Wirkung hätten wie beispielsweise viele Gemüse, die durch ihren hohen Nitrat- und Kaliumgehalt ein perfekter Gegenspieler seien.

Rote Bete wirkt blutdrucksenkend.
Rote Bete wirkt blutdrucksenkend. © Getty Images/iStockphoto | Getty Images/iStockphoto

Jeder vierte Erwachsene leidet an Bluthochdruck

In Ländern mit westlicher Lebensweise, so auch in Deutschland, leidet nach Angaben des Internisten, Diabetologen und Ernährungsmediziners etwa jeder vierte Erwachsene an Bluthochdruck (Hypertonie). Entdeckt werde die Erkrankung meist zufällig, denn sie verursache anfänglich keine Beschwerden. „Die Hypertonie ist jedoch ein ernstzunehmender Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall“, sagt Riedl.

Pressefoto App MyFoodDoctor Dr. Matthias Riedl <br/> Diabetologe, Ernährungsmediziner, Internist, <br/> Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor <p/>
Pressefoto App MyFoodDoctor Dr. Matthias Riedl
Diabetologe, Ernährungsmediziner, Internist,
Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor

© Andreas Sibler | Andreas Sibler

Bei Bluthochdruck ist der Gefäßinnendruck der Arterien krankhaft erhöht. Es gibt zwei Blutdruckwerte, die gemessen werden: den höheren systolischen Wert und den niedrigeren diastolischen Wert. Der systolische Wert entspricht den Druckverhältnissen in der Arterie im Moment des Zusammenziehens des Herzmuskels. Der diastolische Wert entspricht der Entspannung des Herzmuskels. Nach internationaler Übereinkunft liegt Bluthochdruck dann vor, wenn durch wiederholte Messungen an verschiedenen Tagen Blutdruckwerte von mehr als 140 mmHg systolisch und/oder 90 mmHg diastolisch und höher gemessen werden.

Welche Folgen der Bluthochdruck im Körper hat

„Der Blutdruck sollte nicht zu hoch sein, da bei einer dauerhaften Erhöhung das Herz ständig mehr Arbeit leisten muss. Auch werden die Arterien einer hohen Druckbelastung ausgesetzt, was zu bleibenden Schäden der Blutgefäße führt. Besteht über einen längeren Zeitraum ein zu hoher Blutdruck, so treten Schädigungen an den Gefäßwänden der Arterien auf, es entsteht die sogenannte Arteriosklerose“, sagt Riedl. Der Innendurchmesser der Blutgefäße werde enger und die Gefäßwände starrer und poröser, wodurch sie sich dem Blutfluss nicht mehr anpassen können. Als Folge dessen steige der diastolische Blutdruck.

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„Man unterscheidet je nach Ursache des Bluthochdrucks zwischen primärer und sekundärer Hypertonie. Bei etwa 80 bis 90 Prozent der Bluthochdruckpatienten handelt es sich um eine primäre Hypertonie. Eine genetisch bedingte Veranlagung ist dabei die Ursache für den Bluthochdruck. Verschiedene Lebensstilfaktoren, insbesondere die Ernährung, wirken jedoch letztlich auslösend oder verstärkend.“ Bei den restlichen zehn bis 20 Prozent trete der Bluthochdruck als Folge von Organ- oder Systemerkrankungen auf. „Meist ist eine Nieren- oder Nierengefäßerkrankung die Primärdiagnose. Doch beispielsweise auch durch Diabetes mellitus kann Bluthochdruck auftreten, da der längerfristig erhöhte Blutzucker Nierenveränderungen verursachen kann.“ Mögliche Symptome für Hypertonie sind laut Riedl allgemeine Unruhe und Nervosität, Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot, Müdigkeit, Hitzegefühl, Schweißausbrüche, Sehstörungen, Ohrensausen und Nasenbluten. Häufige Ursachen für Bluthochdruck sind seinen Angaben zufolge mangelnde Bewegung, Rauchen und Alkoholgenuss sowie Übergewicht.

Ernährungstipps bei Bluthochdruck

Der Ernährungs-Doc gibt 11 Tipps, was Betroffene tun können, um ihren Zustand zu verbessern:

  • 1. Viel Wasser (na­triumarm) oder Kräutertees trinken.
  • 2. Nicht nachsalzen, eher mit anderen Kräutern den Geschmack intensivieren und verfeinern. Nicht mehr als fünf bis sechs Gramm Salz pro Tag!
  • 3. Fertiggerichte (egal, ob aus der Dose oder aus dem Kühlregal) meiden, da auch diese viel Salz beinhalten. Außerdem sind sie voller versteckter Zuckerstoffe und Fette.
  • 4. Mittelmeerkost essen: Fisch oder helles Fleisch, zubereitet mit hochwertigem Öl. „Pizza und Pasta sind nicht mit mediterraner Küche gemeint, sondern weitgehend auf Kohlenhydrate verzichten“, sagt Riedl.
  • 5. Alkoholkonsum reduzieren: Alkohol trägt zur Erhöhung des Blutdrucks bei. Bei Männern sollte die Alkoholzufuhr 20 Gramm pro Tag (ca. 0,5 Liter Bier, ¼ Liter Wein) nicht überschreiten. Frauen wird empfohlen nicht mehr als 10 Gramm pro Tag (ca. 1/8 Liter Wein) zu trinken und das auch nicht täglich.
  • 6. Gesunde Öle wie Olivenöl und viel Gemüse verzehren, besonders Grünkohl, Feldsalat, Knoblauch, Meerrettich, Spinat, Rote Bete, Spargel. Des Weiteren gelten Weiße Bohnen, Aprikosen, Rhabarber, Pistazien, Walnüsse, Tomatenmark und Kokosmilch als natürliche Bluthochdrucksenker.
  • 7. Auf Lebensmittel verzichten, die viel Natrium enthalten (Wurstwaren wie Salami, Käse, Knabbergebäck, Pommes frites, Fischkonserven, Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza).
  • 8. Lebensmittel essen, die viel Kalium enthalten (Obst, Gemüse, Trockenobst, Nüsse, Zartbitterschokolade, bestimmte Mehlsorten (Dinkel, Roggen, Buchweizenvollkorn). Auf die Kaliumzufuhr achten, sie stärkt die Herzaktivität. Die Kaliummenge sollte bei 3500 bis 4700 mg pro Tag liegen. „Salzsensitivität kann man messen lassen. Es gibt Selbsttests oder in einer Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin (Anschriften www.bdem.de). Mit Kalium angereicherte Salze wirken blutdrucksenkend und können das Schlaganfallrisiko signifikant senken“, sagt Riedl. „Kalium ist der natürliche Gegner von Na­trium und senkt den Blutdruck. Das ist der Grund, warum Gemüse meistens blutdrucksenkend wirkt.“
  • 9. Bewegung: Täglich mindestens 30 Minuten, besser sind 60 Minuten – beispielsweise mit Spazierengehen beginnen und dabei das Tempo langsam steigern. „Die Faustregel ist, zweimal die Woche Ausdauersport und zweimal die Woche Kraftsport. Das hat in den Studien den besten Effekt. Männer profitieren davon noch mehr als Frauen, weil Männer mehr Muskeln aufbauen. Aber die gesunde Mischung aus Ausdauer- und Kraftsportsport ist ideal. Wenn man es mal nicht schafft, ist es nicht schlimm, aber es sollte das Ziel sein“, sagt Riedl.
  • 10. Mit Entspannungsübungen Stress abbauen.
  • 11. Langsam und achtsam essen und eine geregelte Mahlzeitenstruktur einhalten: drei Mahlzeiten, möglichst keine Snacks, wenn schon was zwischendurch, dann am besten Knabbergemüse oder Nüsse.

So könnte laut Riedl ein gesunder Tag aussehen: Morgens beispielsweise Quark/Joghurt mit Müsli und Obst oder zwei Scheiben Vollkornbrot mit etwas Frischkäse/Butter und Marmelade, Honig oder salzarmem Aufschnitt. Mittags helles Fleisch oder Fisch mit Salat in Öl und Essig und Naturreis oder Pellkartoffeln. Abends Gemüsesuppe, mit Olivenöl gedünstete Gemüsesorten – ganz vegetarisch – oder dazu Fisch aus dem Ofen oder vom Grill. Brot weglassen.

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