E.on Hanse erhöht zum 1. September im Schnitt um 6,3 Prozent. Auch andere Anbieter dürften bald folgen. Verbraucherschützer raten zum Preisvergleich.

Hamburg. Kunden von E.on Hanse müssen für ihr Gas bald mehr bezahlen. Vor Beginn der nächsten Heizperiode erhöht der Versorger in Hamburg seine Preise um durchschnittlich 6,3 Prozent, bestätigte E.on-Sprecher Roland Schilhab dem Abendblatt. Damit kostet eine Kilowattstunde (kWh) Gas in der Grundversorgung künftig 6,74 statt bislang 6,32 Cent. Bei einem Jahresverbrauch von 20 000 kWh etwa für ein Einfamilienhaus bedeutet dies laut Schilhab 5,7 Prozent oder 6,53 Euro Mehrkosten im Monat. Für eine kleine Wohnung mit 50 Quadratmetern und 7000 kWh Verbrauch erhöhen sich die Kosten von 527,76 auf 557,16 Euro im Jahr in der Grundversorgung. Im günstigeren Tarif Optimalgas steigen sie von 502,16 auf 530,86 Euro. Der kWh-Preis erhöht sich von 5,19 auf 5,60 Cent.

Obwohl E.on Hanse seine Tarife im Jahr 2009 dreimal in Folge gesenkt und seither nicht angehoben hat, bewegt sich das Unternehmen in der Liste der günstigsten Anbieter in der Hansestadt immer noch im hinteren Mittelfeld. Verbraucherschützer raten deshalb den Kunden, andere Anbieter, die preisgünstiger sind, zu wählen (siehe Tabellen). "Der Wechsel ist machbar, Herr Nachbar", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Das Unternehmen hat seine Preise in erster Linie wegen eines massiven Kundenverlustes 2008/09 stabil gehalten. So wollte der Versorger verhindern, dass noch mehr Hamburger ihre Verträge bei dem Lieferanten kündigen.Allein zum Schweriner AnbieterWemag sind damals, zum Teil unter Vermittlung der Verbraucherzentrale, 16 000 E.on-Kunden gewechselt.

+++ Info: Günstige Gasanbieter für eine kleine Wohnung (7000 kWh/Jahr) +++

Die Verbraucherschützer haben damals einen Kundenpool gebildet, um möglichst günstige Preise für Hamburger Wechselwillige auszuhandeln. Insgesamt haben sich nach Informationen des Abendblatts gut 100 000 Hamburger in den Jahren 2004 bis 2010 von dem Unternehmen abgewendet, dessen Vorgänger Hein Gas ehemals 380 000 Haushalte mit Gas belieferte.

+++ Günstige Gasanbieter für ein Reihenhaus (20 000 kWh/Jahr) +++

Nicht nur an der Preisfront, sondern auch in anderen Bereichen gab es in der Vergangenheit Konflikte zwischen dem Unternehmen, das im Jahr 2003 aus der Fusion von Hein Gas und der Schleswag aus Rendsburg entstanden ist. So geriet E.on Hanse 2010 in die Schlagzeilen, weil der Versorger Tausenden von Kunden kündigte. Sie hatten Altverträge und weigerten sich, neue Vereinbarungen, etwa in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, zu akzeptieren. Für Schlagzeilen sorgt das Unternehmen hin und wieder auch wegen eines Prozesses, der bereits seit 2005 geführt wird. Gut 50 Kunden hielten seinerzeit die geltenden Gaspreise für zu hoch und wollen nicht nur Geld zurückhaben, sondern auch die Preispolitik gerichtlich überprüfen lassen. Inzwischen ist das Verfahren seit Monaten beim Hanseatischen Oberlandesgericht anhängig.

+++ Kommentar: Anbieterwechsel ist kinderleicht +++

In den vergangenen zwei Jahren ist es in puncto Kundenprotest ruhiger geworden um E.on Hanse. Doch die nun folgende Preiserhöhung dürfte das Unternehmen weiteren Umsatz kosten. Ein Wettbewerber, der Anbieter Montana, versucht schon jetzt, den Hamburger Markt abzugrasen. Viele Hamburger Haushalte wurden in den vergangenen Tagen von dem Unternehmen angeschrieben und zum Anbieterwechsel aufgefordert. Doch es gibt noch mehr Anbieter auf dem Markt.

E.on Hanse dürfte nicht der einzige Versorger bleiben, der jetzt an der Preisschraube dreht. Experten rechnen damit, dass Hunderte weitere Versorger zum Winter hin ihre Tarife anheben. Es ist jedes Jahr das gleiche Prozedere: Wenn es kalt wird, kostet das Heizen plötzlich mehr Geld.