Hamburg. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist so niedrig wie lange nicht. Und der Hamburger Senat - bisher stets auf Vorsicht bedacht - öffnet mit der Außengastronomie und dem Einzelhandel auch publikumsstarke Bereiche.

In die City shoppen gehen, ins Freibad oder ein Kaltgetränk im Biergarten? Nach Monaten coronabedingter Enthaltsamkeit dürfen sich die Hamburger angesichts niedriger Infektionszahlen wieder auf mehr Freiheiten freuen. Nach Aufhebung der nächtlichen Ausgangsbeschränkungen und dem Neustart an Schulen und Kitas beschloss der rot-grüne Senat am Dienstag weitere Lockerungen: Pünktlich zu Pfingsten dürfen ab Samstag die Außengastronomie, der Einzelhandel und auch Freibäder wieder öffnen.

Auch die Kontaktbeschränkungen werden gelockert, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Anschluss an die Senatssitzung sagte, bei der der zweite Lockerungsschritt beschlossen wurde. So dürfen sich wieder fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, wobei Kinder nicht mitgezählt werden. Bei Kindergeburtstagen können bis zu zehn Kinder zusammenkommen. Die abstandsunabhängige Maskenpflicht in Parks und Grünanlagen fällt weg.

Beim Shoppen sind eine nach Ladengröße begrenzte Kundenzahl und die Möglichkeit der Kontaktnachverfolgung obligatorisch. "Bei einer stabil unter 50 liegenden Inzidenz auch ohne Tests", sagte Tschentscher. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag laut Gesundheitsbehörde am Dienstag bei 43,5.

Für die positive Entwicklung beim Infektionsgeschehen, die diesen zweiten Öffnungsschritt ermöglicht habe, machte Tschentscher erneut die erst am vergangenen Mittwoch aufgehobene nächtliche Ausgangsbeschränkung verantwortlich. "Wir sind nach wie vor optimistisch, dass wir auch bald den dritten Schritt gehen können."

Der Bürgermeister rechnet für die kommenden Tage mit weiter sinkenden Infektionszahlen, auch wegen der voranschreitenden Impfungen. Dennoch sei der Kampf gegen die Pandemie noch nicht gewonnen. "Wir sind jetzt am Ende des Tunnels, und wir sitzen alle nicht im ersten Waggon", sagte Tschentscher.

Ursprünglich sollte auch die Außengastronomie erst im dritten Lockerungsschritt geöffnet werden. Trotz des vorgezogenen Termins zeigte sich der Hamburger Hotel- und Gaststättenverband enttäuscht. "Es bleibt dabei, dass wir auch für die Innengastronomie eine klare und zeitnahe Öffnungsperspektive brauchen", sagte Dehoga-Vizepräsident Niklaus Kaiser von Rosenburg. Angesichts der Lockerungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sei die Senatsentscheidung für die Hamburger Branche "katastrophal".

Öffnen dürfen nach den Friseuren ab Samstag auch wieder Anbieter anderer sogenannter körpernaher Dienstleistungen. Der praktische Fahrunterricht wird ebenfalls wieder möglich, dort sind jedoch negative Corona-Tests vorzulegen. Ebenso in den Freibädern, von denen die ersten nach Angaben der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) bereits zu Pfingsten öffnen wollen.

Außerdem dürfen wieder bis zu 20 Kinder Sport im Freien und 10 Erwachsene kontaktfreien Gruppensport an der frischen Luft treiben. Weitere Lockerungen gibt es mit mehr sozialen Angeboten in der Kinder- und Jugendarbeit, außerschulischen Bildungsangeboten sowie weiteren kulturellen und sportliche Veranstaltungen im Freien.

So dürfen bei Unterhaltungsveranstaltungen an der frischen Luft wieder bis zu 250 Menschen zusammenkommen. Voraussetzungen sind ein Hygienekonzept, Terminbuchung, Testpflicht, Kontaktnachverfolgung und feste Sitz- oder Stehplätze. Am 28. Mai sollen dann auch unter strengen Auflagen auch Theater und Konzerthäuser wieder öffnen. Dort gilt dann auch Maskenpflicht am Platz.

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